„Du fühlst, ich höre, wir musizieren“

Was passiert, wenn Gehörlose mit Hörenden zusammen Musik komponieren? Diese Frage gehen ab dem nächsten Semester Studierende und Lehrende der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien nach. Das wissenschaftliche Forschungsprojekt „Du fühlst, ich höre, wir musizieren – ein Dialog“ hat zum Ziel, Formen und Unterrichtsmodelle der inklusiven Pädagogik mit heterogenen Gruppen (hörende, hörbeeinträchtigte und gehörlose SchülerInnen) zu entwickeln und auszuwerten.

Beim Komponieren eines gemeinsamen Musikstückes sollen die SchülerInnen nicht nur die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Musik kennenlernen, sondern auch Wege der Kommunikation untereinander finden. Vom Instrumentenbau bis zum gemeinsamen Proben werden  die TeilnehmerInnen aus der Gehörlosenschule und deren Partnerschulen zusammen arbeiten. Durch Tagebucheinträge, Tiefeninterviews und Feedbackrunden dokumentieren die SchülerInnen, wie sie dieses Projekt erleben, welche Schwierigkeiten entstehen und wie diese gegebenenfalls gelöst werden. Die begleitenden Workshops, beispielsweise über das Sambatanzen oder das musikalische Improvisieren, und die Zusammenarbeit mit Musikern der Musikuniversität wird den TeilnehmerInnen in dem Jahr zudem dabei helfen, sich in Musik individuell ausdrücken zu können.

Das insgesamt viersemestrige Vorhaben hat eine ganzheitliche Ausrichtung. Die Vielfalt soll als Bereicherung in verschiedenen Aspekten erlebt werden. Neben den SchülerInnen werden auch die Lehrenden der unterschiedlichen Schulen angeregt, ihren Erfahrungsbereich durch die Zusammenarbeit zu erweitern. In der Gemeinschaft werden nicht nur Formen der gewaltfreien Kommunikation vermittelt, sondern auch das Selbstbewusstsein zum Einbringen eigener Ideen gestärkt. Beim wissenschaftlichen Auswerten stehen anstelle von Versuchsreihen und quantitativen Ergebnissen die aktive und kreative Arbeit der SchülerInnen mit Selbstreflexion im Vordergrund. Das vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung unterstützte Projekt soll in Zukunft auch für andere Schulen zum Modell werden.

Margarete Buch
 

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