Ein Stück Musik, das seine große Spannung vor allem aus der stilistischen Undefinierbarkeit gewinnt und so erfrischend anders daherkommt, dass es eine wahre Freude ist. Genau mit einem solchen hat man es bei „Rare Earth“ (Affine Records), der neuen EP des Wiener Multiinstrumentalisten SIXTUS PREISS zu tun.
Es ist eine hochexplosive, im Sound vollkommen aus dem Rahmen des Gewöhnlichen fallende und im Stil unglaublich lässige Mischung aus Elektronik, Hip-Hop, etwas Funk und Jazz, die Sixtus Preiss auf seiner EP aus dem Hut zaubert. Mit althergebrachten musikalischen Ordnungen und Ansätzen genüsslich brechend, schafft der ursprünglich aus dem Jazz stammende Wiener Multiinstrumentalist einen Klangkosmos, der sich aufgrund der Ingredienzen wirklich von vielem anderen abhebt.
Die EP ist Ausdruck einer vollkommenen künstlerischen Freiheit, die sich vor allem in einem erfrischend anderen Sound manifestiert. Sixtus Preiss schöpft eigenwillig aus dem Vollen, er lässt mit einer hörbaren Liebe fürs Detail Dinge passieren, die man in dieser Form sonst nicht so oft zu Gehör bekommt. Schon der Opener „Everything Is Still The Same“ – mit KŒNIG als Rapper am Mikrofon – gibt in gewisser Weise die Richtung vor. Ein wenig funky old school beginnend entwickelt sich die Nummer zu einer richtig coolen Hip-Hop-Nummer, die einem nichts anderes übrig lässt, als mit dem Kopf mitzunicken.
Der rote Faden der Eigenwilligkeit
„Rare Earth“, der darauffolgende Track, geht dann auch schon wieder ganz woanders hin. Diese Linie der Eigenwilligkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte EP. Minimalismus trifft auf eine schräge und experimentelle Soundästhetik, eine seltsame Vertracktheit auf etwas unbeirrt nach vorne Groovendes, bewusst falsch gespielte Töne auf aberwitzige rhythmische Konstruktionen und vieles mehr. Und genau aus dieser Verschmelzung aus Verschiedenem erwächst auch der äußerst spannende und atmosphärische Charakter des gesamten musikalischen Geschehens. Interessant dabei ist, dass die Musik trotz aller Vielfalt und Komplexität erstaunlich tanzbar bleibt, sodass sie in einer klassischen Konzertsituation ebenso funktioniert wie in einem Club.
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Wer also wirklich einmal einen etwas anderen musikalischen Entwurf kennenlernen will, einen, der viele unterschiedliche Ansätze in sich vereint, sollte sich „Rare Earth“ auf jeden Fall einmal zu Gemüte führen. Sixtus Preis zeigt sich auf seiner neuen EP einmal mehr als kreativer Freigeist, der unbeirrt und auf famose Weise sein ganz eigenes Süppchen kocht. Wirklich beeindruckend.
Michael Ternai