mica-Interview mit Norbert Wally von The Base

The Base ist eine der am längsten bestehenden Bands Österreichs: Seit 1990 agiert das Trio um Sänger und Songwriter Norbert Wally auf der Bühne. Nach 18 Jahren hat The Base nichts an Schaffenskraft eingebüsst, heuer erscheinen gleich zwei CDs: Die Best-Of-Sammlung “15 For The Jukebox” und das Album “16 Songs in Self-Defence”. Gründe genug also, um mit Norbert Wally ein Interview übers Musikmachen als Local Heroes in Graz und über Bandmuseen zu sprechen.

Erzähle bitte ein wenig über die Bandgeschichte von The Base.
Die Bandgeschichte ist eigentlich schon recht lang. The Base ist aus einer Mittelschule-Combo entstanden in den späten 80ern und das war irgendwann einmal eine riesengrosse Kapelle mit einem Querflötisten, einem zweiten Gitarristen und einer Sängerin und irgendwann haben wir uns wie alle Band, die so gross sind, zerstritten und es ist der Kern übrig geblieben und das war dann die Basis – also The Base. Wir haben vor kurzem, im Rahmen unserer Best-Of-Tour, ein mobiles The Base-Museum zusammen gestellt und haben so einiges, das wir schon vergessen hatten, selbst über die Bandgeschichte erfahren. Angeblich datiert das erste The Base-Konzert aus dem Jahr 1990, das haben wir mittels Zeitungsartikeln recherchiert – und das war für uns selbst überraschend. Das haben wir einfach vergessen, dass es uns schon so lange gibt. Wir hätten eher gedacht, dass das im Jahr 1994 war, oder so. Dann bin ich ein Jahr nach Amerika gegangen und dann hat sich die Band wieder zusammengewürfelt und seitdem spielen wir mehr oder weniger in der gleichen Besetzung.

Wie muss man sich ein mobiles Bandmuseum vorstellen?
Wir haben einfach in den alten Kisten zu Hause nachgeschaut, über alte Bandmitglieder recherchiert und Fotos aus Zeitungen ausgegraben, sozusagen in den Archiven gestöbert. Und wir haben hauptsächliche Zeitungsartikeln und Fotos gefunden. Aber auch die ersten Bässe, die ersten Gitarren und ulkiges Zeug: Etwa alte Tonbandspuren. Mobil deswegen, weil wir das Material im Birdland in Wien gezeigt haben und in Graz. In Graz hängt es noch immer im Theater im Bahnhof – dort ist es zu einer permanenten Ausstellung geworden.

Wie wichtig ist für euer Bandgefüge, dass die Besetzung sich kaum verändert hat?
Ich glaube es ist einfach praktikabel in einem Trio zu spielen. Ich habe das fast nicht anders gekannt. Es ist schwierig genug, wenn du merkst, dass du zu dritt kaum auf einen Termin kommst, an dem du proben kannst oder eine Konzert spielen kannst. Und das potenziert sich mit jedem Bandmitglied, also ich weiß gar nicht, wie achtköpfige Kapellen, da organisatorisch zusammen finden. Ein Trio ist für mich immer etwas ganz besonderes gewesen: Da muss jeder das tun, was richtig und wichtig ist.

Ist es in Bezug auf die Gruppendynamik wichtig, dass sich die Besetzung nicht verändert?
Also ich könnte es mir im Moment mit niemand anderem vorstellen. Zu dritt ist einer immer das dritte Rad, in diesem Fall. Im Moment haben sicher der Albi und ich mehr Kontakt als mit Karl, der irgendwo in der Pampa wohnt. Albi und ich sind auch Nachbarn. Aber das hat auch keine privaten Gründe, das geht sich einfach nicht öfters aus.

 

 

Wie würdest du einen typischen The Base-Song beschreiben?
Ich weiss gar nicht, ob es einen typischen The Base-Song gibt. Wir scheitern immer daran, uns selbst zu beschreiben. Es hat sich durch die Jahrzehnte auch gewandelt. Dann findet man wieder zurück zu irgend etwas. Eine schlanke Gitarre, die einen Zack-Zack-Zack-Rhythmus macht oder einen Offbeat. Ein durchgehender Bass und eine tiefe Stimme. Das machen wir immer wieder. Aber wir haben auch Songs gehabt, die total schmalzig anfangen und dann in einem Gebrüll enden. Das ist auch von Album zu Album verschieden. Gut, das letzte Album ist ein Best-Of-Album, aber wir haben jetzt im Februar ein Album aufgenommen, dass “16 Songs in Self-Defence” heissen wird. Wir schreiben uns schon immer ein musikalisches Motto aus, für uns selbst. Ein Subtext sozusagen, wie das Album klingen soll. Wir geben uns selbst einen Auftrag und das war in diesem Fall die Dynamik innerhalb eines Songs.

Wie entsteht in diesem Rahmen dann ein The Base-Song?
Wir treffen uns ein bis zwei Mal pro Woche und der Song wird meist anhand von Material entwickelt, dass ich mir zu Hause ausgedacht habe. Ich komme zum Beispiel mit einem fertigen Text und mit einem groben Musikstück und einem groben Ablauf und dann schaut man, wie man die anderen Instrumente dazu arrangiert. Das ist nicht immer leicht. Manche Lieder klingen solo besser und schaffen es nie ins Bandgefüge.

In Graz seit ihr schon die Local Heroes, wie geht man mit so einer Rolle um?
Ich glaube schon, dass wir eine der bekanntesten Bands in Graz sind und eine der am längsten existierenden Bands. Man kommt dann auch in dieses Dinosaurier-Image. Es gibt sicher auch Menschen die denken: Nicht schon wieder The Base, die haben wir jetzt wirklich schon satt. Es ist auch so, wenn sich die Medienlandschaft einen Darling ausgesucht hat, dann bleibt sie auf dem drauf. Wir sind in der Presse wirklich super vertreten, wir haben vor kurzem einen Award gewonnen: Vom Land Steiermark einen Video-Award und wir haben drei Monate davor mit dem gleichen Video einen anderen Award gewonnen. Das ist immer auch so grenzpeinlich, wenn die Leute dann denken: Schon wieder die. Außerdem ist es fast uncool vom Land Steiermark ausgezeichnet zu werden, aber so war es nun mal. Ich glaube schon, dass das das Potenzial hat, dass ein paar Leute zum Raunzen anfangen. Aber, mein Gott, wenn es so ist, ist das auch kein schlechtes Zeichen.

 

 

In den 18 Jahren eures Bestehens habt ihr als Band sicher Vieles erlebt, auch in Bezug auf das Musikbusiness. Was könnte dich in nächster Zeit noch überraschen?
Eines ist schon überraschend, wir haben das Gegenteil einer sprunghaften Karriere. Es ist immer etwas weiter gegangen. Wir haben zum Beispiel meistens mehr Gigs als im Vorjahr, auch besser bezahlte Gigs. Es tut sich unglaublich langsam etwas, mit der Geschwindigkeit eines Gletschers werden wir bekannter. Insofern würde mich eine sprunghafte Steigerung überraschen.

In einem Jahr weltberühmt.
Genau, das würde mich überraschen.

Was ist The Base limited?
Das ist wenn Albi und ich zu zweit spielen. Dann spielt Albi Gitarre und wir klopfen auf ein Gerät drauf, das einen Basstrommel-Ersatz darstellt. Da sind die Songs anders arrangiert, ab und an spielen wir so bei kleineren Anlässen.

Was kann man zur neuen CD “15 For The Jukebox” sagen?
Das war eine Idee von Walter Gröbchen von Monkey Music, bei dem wir seit dieser CD sind. Diese CD hat uns auch verwundert, weil man Best-Of-Alben von einer österreichischen Band eigentlich nicht kennt. Best-Of-Alben kennt man von The Police oder von Led Zeppelin, aber nicht von einer relativ unbekannten österreichischen Band. Ich habe auch keine Ahnung wie sich die CD verkauft, aber er hat gemeint, das wäre eine schöne Möglichkeit die Band in ihrem gesamten musikalischen Schaffen darzustellen. Beim Kompilieren und Überlegen, was wir da drauf geben – mit ein paar Rarity-Livemitschnitten und mit Nummern, die es noch nicht gegeben hat und in Kombination mit dem neuen Video, das da auch oben ist, hat es für uns auch begonnen Sinn zu machen. Auch in Kombination mit diesen The Base-Museen. Die CD ist jetzt am Markt, wir denken nicht wahnsinnig viel über diese CD nach.

Wann kommt die nächste CD, wie geht es weiter?
Die CD “16 Songs in Self-Defence” kommt Ende Oktober heraus. Für einen Tag gehen wir noch ins Studio und korrigieren an einem Song etwas. Dann wird gemischt und Ende August muss die CD für die Plattenfirma fertig sein und dann werden wird die Nummern zu einer Live-Tauglichkeit bringen. Nachdem wir einen Geldpreis für ein neues Video bekommen haben, wird es im Zuge des Releases ein neues Video geben. Es steht auch eine ganze Reihe von Konzerten für Herbst und Winter fest, wir werden also sehr fleissig spielen.

Das Interview führte Jürgen Plank

CD “15 For The Jukebox” (Monkey)
CD “16 Songs in Self-Defence” (VÖ: Oktober 2008)

Fotos: Kili Schmid

 

 

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