„Wir wollten die Vergangenheit ruhen lassen“: THIRTEEN DAYS im mica-Interview

Vom Punk die sozialkritischen Texte, vom Rock die harte Musik und das Poppige findet man in der Verspieltheit der Songs wieder. Nach diesem Baukastenprinzip verfährt das, nenne wir es so: Punk-Rock-Pop-Quartett THIRTEEN DAYS. Im Gespräch mit Anne-Marie Darok sprach Frontmann Roman Mischitz über das neue Album „Goodbye to Yesterday“, die Geschwister Geldprobleme und Musikbusiness und wie schön es ist, die Stars der Kindheit zu treffen.

Wie ist es, auf die Anfangszeit zurückzuschauen? Gibt es Dinge, die Sie sofort anders machen würden oder sind Sie zufrieden, wie es gelaufen ist?
Roman Mischitz: Die Arbeit, die wir bis jetzt reingesteckt haben, war hart. Aber alles in allem bin ich sehr zufrieden mit uns. Das Einzige was ich gerne ändern würde, ist, das heftige Musikbusiness nicht kennenlernen zu müssen. Bleibt natürlich nur Wunschdenken.

Liegt die Schwierigkeit, im Musikbusiness Fuß zu fassen Ihrer Meinung nach am österreichischen Markt oder haben Künstler überall dieselben Schwierigkeiten?
Roman Mischitz: Ich glaube schon, dass sich das ganze Musikgeschehen in den letzten Jahren stark verändert hat. Vor allem Medien wie Spotify oder Youtube haben das beeinflusst. Jetzt, wo jeder einen Zugang zu allem hat, kann die Arbeit eines Musikers nicht nur durch CD-Verkäufe eingerahmt sein. Die Bands müssen deswegen seit den letzten Jahren sehr stark leiden. Und das ist nicht nur in Österreich so, ich kenne auch Bands aus Amerika, die sich jetzt auflösen, obwohl es ihnen in den letzten Jahren gut gegangen ist. Es scheint, dass vielen Hörern das Interesse fehlt, sodass die Verkaufszahlen zurückgehen und es dann nicht mehr reicht, um als Band zu überleben.

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Was ist Ihre Strategie, um im Spiel zu bleiben?
Roman Mischitz: Die Pläne sind breit gefächert. Im Internet muss man jede Plattform nutzen, die im Internet vorhanden ist. Dabei ist es gar nicht so wichtig, zu welchem Genre sich diese Plattformen zählen, man muss einfach versuchen, überall mitzumischen. Natürlich sind auch Live-Shows sehr wichtig, obwohl es zurzeit auch sehr schwierig ist, gebucht zu werden. Vor allem, wenn man in einem neuen Land auftreten will, muss man dort schon eine gewisse Präsenz haben. Da muss man wiederum bei der Promo-Tätigkeit ansetzen. Diese sind aber auch sehr stark mit Investitionen verbunden – das Geld dazu fehlt meistens.

„Man muss einfach überall mitmischen.“

Ihr neues Album “Goodbye to Yesterday” hat einen sehr starken Titel: Steht er für Veränderungen, die Sie in den letzten Jahren durchgemacht haben?
Roman Mischitz: In erster Linie steht der Titel für Veränderungen. Wir wollen die Vergangenheit ruhen lassen. Es geht dabei auch um unsere Anfänge als Künstler, denn wenn man mit dem Musikmachen beginnt, kennt man sich mit dem Business nicht aus und möchte einfach mit der Sache Spaß haben.
Nun sind wir in alles reingewachsen und das hat man schon beim zweiten Album gespürt. Wir wussten ganz klar, in welche Richtung wir gehen wollten und was funktionieren kann und was nicht. Wir waren sehr verkopft bei dieser Platte, was dazu geführt hat, dass nicht alles so geklappt hat, wie wir es wollten.
Bei „Goodbye to Yesterday“ gehen wir wieder zurück zu den Wurzeln. Unsere Ideologie war, gemeinsam an den Ideen für die Platte zu arbeiten und gemeinsam unseren Weg zu finden. Das Geld war natürlich immer im Hinterkopf. Trotzdem haben wir uns mehr auf die Texte und die Musik konzentriert und dabei versucht, diesen Punk-Rock Gedanken zu leben, ohne die ganze Zeit an das Business zu denken.

Arbeiten Sie beim Schreiben von Songs mit dem Gedanken im Hintergrund, dass daraus ein neues Album werden soll oder haben Sie einen geheimen Keller voller ungenutztem Material?
Roman Mischitz: Am besten beschreibe ich das so, wie es bei der letzten Platte abgelaufen ist. Wir haben wieder zusammen im Proberaum geschrieben, alle haben ihre Ideen eingebracht. Während der ganzen Demo-Produktion sind wir weiterhin im Proberaum gesessen und haben Songs verändert und umproduziert. Es sind so zehn Lieder auf der Strecke geblieben. Es gibt also noch genug Keller-Material! Wer weiß, vielleicht wird das irgendwann noch genutzt.

Der Produzent von Green Day Chris Dugan hat dem Album den letzten Schliff verpasst. Sie sind dafür sogar ohne Ihre Bandkollegen nach Amerika gereist. Wie haben Sie Kontakt mit Dugan aufgenommen und wie war es, ihn schließlich zu treffen?

Roman Mischitz: Das war ein besonderer Moment für mich, denn gerade die Leute von Green Day sind die Helden aus meiner Kindheit. Ich bin selber mit ihrer Musik großgeworden und es war ein cooles Gefühl, zu wissen, dass man Zeit mit der Green Day-Clique verbringen darf, denn sie sind wie eine große Familie. Ich hätte mir vorher nie gedacht, dass ich mal aktiv in dieser Familie arbeiten darf und dass es so einfach war, mit ihnen Kontakt aufzunehmen.
Unser Techniker, der Roland, hatte da schon vorher Kontakt und dann weiterverfolgt. Kurz entschlossen bin ich dann nach Amerika geflogen, um Teil der Mixing-Phase zu sein und einen Teil der Platte zu produzieren.

Hat Dugan viel ausgebessert?
Roman Mischitz: Nein, in diesem Sinne nicht. Es ist alles so geblieben, wie wir es in Klagenfurt produziert haben, es gab nur leichte Veränderungen. Er hat auf jeden Fall einen super Job gemacht und wir sind sehr zufrieden.

„Green Day sind die Helden meiner Kindheit.“

Das Team um Green Day haben Sie als große Familie bezeichnet. Glauben Sie, dass diese Art der engen Produktionskette eine amerikanische Spezialität ist?
Roman Mischitz: Das gibt es in einzelnen Fällen auch bei uns. Wir schauen auf jeden Fall darauf, dass alle aus dem Team möglichst gut zusammenhalten. Es gibt da einige, die mit uns aktiv mitarbeiten, weil sie Bock darauf haben und uns unterstützen möchten, ohne groß an die Kohle zu denken. Das Hauptproblem des Business ist, das es eben zum Großteil nur um Geld geht. Zwar ist das sehr verallgemeinernd gesprochen, aber oft geht es nur darum, wer wie viel Geld hat und wer in ein Produkt investiert.
Man muss deswegen ein gutes Team an der Seite haben, das wirklich motiviert ist, für wenig Geld großes erreichen zu wollen. Und dieser Aspekt funktioniert überall gleich schwer oder gleich leicht.

Können Sie von Ihrer Musik leben?
Roman Mischitz: Nein, wir haben alle normale Jobs oder sind zum Teil noch am Studieren. Leben können wir noch nicht davon, aber wir wollen darauf hin arbeiten. Zurzeit ist es für uns besonders schön, dass wir unsere Musik mit unserer Musik finanzieren können. Das heißt, dass wir aus unserer eigenen Tasche nicht allzu viel in die Band stecken müssen.

Da Sie meinten, dass Green Day Ihre Lieblingsband der Kindheit war und Sie vom Stil her auch in deren Richtung gingen, würde ich gerne wissen, welche weiteren Bands Vorbilder sind. Sie werden ja auch oft mit Blink 182 oder den Donots verglichen…

Roman Mischitz: Da ist schon was dran! Aus der Vergangenheit ist natürlich der Pop-Punk Einschlag von Blink 182 geblieben. Denn so Ende der 1990er und Anfang 2000er sind wir ja in das Ganze reingerutscht und da waren die gerade groß im Kommen. Diesen Einfluss merkt man uns heute noch im Songwriting an.

„Das Hauptproblem des Business ist, das es eben zum Großteil nur um Geld geht.“

In Ihrer Single “Across the Universe” äußern Sie Kritik gegenüber der Gesellschaft, die zwar die Möglichkeit hätte, sich zu ändern, aber nichts dazu tut. Auch im Video sieht man Bilder von Demonstrationen, Atomtests und Umweltverschmutzung. Wie wichtig ist Ihnen, durch die Musik an die Ohren der Hörer zu dringen?
Roman Mischitz: Es ist schon sehr wichtig, denn als Künstler oder Musiker hat man die Möglichkeit, die Welt ein kleines Stückchen zu verändern. Beziehungsweise kann man versuchen, die Menschen, die man mit der Musik erreicht zum Umdenken zu bewegen.
Deswegen sind wir aber noch lang keine Polit-Punk-Band – das ist auch gar nicht unsere Intention – aber wir schreiben gerne sozialkritische Texte um die Gesellschaft ein bisschen zu verändern.

Sie haben für den nächsten Monat eine ereignisreiche Tour durch England geplant. Wie bereiten Sie sich auf so eine Reise vor?
Roman Mischitz: Wir bereiten uns auf jede Tour gleich vor, egal ob das Österreich, Deutschland, oder in diesem Fall England ist. Wir haben natürlich eine Agentur in England, die für uns dort Promo macht und wir können hier nur darauf warten, wie sich das auf das Publikum auswirkt. Wir sind sehr gespannt, wie das englische Publikum mit uns umgehen wird und ob Interesse für unsere Musik da ist. Der Markt soll relativ cool sein, aber auch schwer zu entern.
Anne-Marie Darok
Fotos: Jolly Schwarz Photography / Ned Joho

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