„Wenn alles nur noch ums Geld geht, dann find ich das schade!“ – HERBERT PIXNER im mica-Interview

Bei sich zuhause in Innsbruck erzählt der Musiker HERBERT PIXNER, was Musikpreise mit McDonald’s zu tun haben, wie attraktiv Mainstream für manche Kollegen ist und warum man keine Grenzen braucht.  HERBERT PIXNER und seine Gruppe HERBERT-PIXNER-PROJEKT machen Weltmusik in Volksmusikbesetzung. Dieses Jahr gibt es gleich zwei Alben  – „Volksmusik“ und „Summer“ – die unterschiedlicher nicht sein könnten. Produziert werden sie vom eigenen Label des 40- jährigen Tirolers. Gerade deshalb steht er dem Pop- und Schlagerbusiness besonders kritisch gegenüber. Das Interview führte Anna Eisner.

Ihre Gruppe wirbt mit „handgemachter Musik“. Darunter versteht man Musik ohne elektronische Hilfsmittel, wie Verzerrer oder Sonstiges. Hat dies Ihrer Meinung nach mit einem Zurück-zum-Ursprung-Trend zu tun?

Herbert Pixner: Ich weiß nicht, worauf das zurückzuführen ist. Vielleicht wollen die Leute wirklich etwas Handgemachtes haben. Als Antwort auf das ganze eher verlogene Pop- und Schlagerbusiness, glaube ich.

Sie schrieben auf Facebook: „Nachdem ich mir den Amadeus Austrian Music Award und den Echo angesehen habe, bin ich sehr zuversichtlich, dass McDonald’s demnächst mit dem Gault-Millau ausgezeichnet wird.“ Für diese Äußerung haben Sie sehr viel Zustimmung erhalten, aber auch für Diskussionen gesorgt. Was stört Sie an diesen Formaten?

Herbert Pixner: Mich stört es ja nicht. Es sollen alle ihre Preise bekommen. Ich finde es nur arg, dass diese Preise reine Verkaufspreise sind und die Leute dann sagen: „Oh, das ist ein Preis, weil sie so gute künstlerische Leistungen vollbringen!” Das ist eigentlich kompletter Blödsinn. Derjenige, der den besseren Verkäufer hat, gewinnt – und das hat nichts mit irgendwelchen künstlerischen Leistungen zu tun. Wenn Gabalier und Kompagnons einfach gute Vertriebsleute haben, dann gewinnen sie. Irgendwann wird McDonald‘s auch vom Gault-Milliau ausgezeichnet werden. McDonald‘s muss eigentlich der beste Koch sein, schließlich verkauft er am meisten.

Andreas Gabalier hat in der Kategorie Volksmusik gewonnen. Wie sehen Sie sein musikalisches Schaffen?

Herbert Pixner: Hut ab vor dem, was er und sein Team leisten. Das ist eine riesige Apparatur, die da hinter ihm steht, und er muss nur funktionieren wie eine Marionette. Vom Musikalischen her find ich es wahnsinnig grauenhaft. Das hat mit Musik eigentlich leider nichts zu tun. Das ist wie McDonald‘s: Man kann‘s essen, aber ich mag‘s nicht jeden Tag.

Was macht für Sie Qualität aus? Woher wissen Sie bei Ihren Liedern, wann sie sich mit ihnen identifizieren können?

Herbert Pixner: Das ist eigentlich immer ein ziemlich langer Prozess. Man hat ein Stück und das probiert man dann aus. Man spielt es auf der Bühne und dann wächst es auch wieder oder entsteht neu. Es gibt Stücke, die sich komplett verändern, die man fast nicht mehr erkennt. Das ist aber auch das Schöne.

Ihren Stil kann man ja nicht wirklich in eine Schublade stecken. Es ist ein Mix aus Blues, Jazz und Weltmusik. Aber ursprünglich sind Sie in der Volksmusik beheimatet, oder?

Herbert Pixner: Ja, drei von uns. Manuel [Manuel Randi; Anm.], der Gitarrist, zwar auch, er stammt aber eher von der Seite des Gypsy und Flamenco. Jetzt spielen wir höchstens bei den Zugaben auf der Bühne noch Volksmusik, der Rest sind Eigenkompositionen. Früher haben wir natürlich Volksmusik gespielt, da wurde jede noch so kleine Veranstaltung umrahmt, bis wir irgendwann mit unserem eigenen Programm ganze Konzerte spielen konnten

„Ich mag Volksmusik sehr gerne, bin damit aufgewachsen und verbinde einfach sehr viel damit.“

Volksmusik hat als Begriff etwas irrsinnig Verstaubtes, Altmodisches. Wie stehen Sie zu solchen Stereotypen?

Herbert Pixner: Nein, das finde ich nicht. Ich mag Volksmusik sehr gerne, bin damit aufgewachsen und verbinde einfach sehr viel damit. Ich habe nur ein Problem, wenn Volksmusik als Touristenmusik verkauft wird, was leider oft passiert. Wenn irgendjemand ein rotes Tücherl umgebunden hat, dann macht er Volksmusik. Das ist für mich nicht authentisch und hat mit Volksmusik wenig zu tun.

Stereotypen: Sie sind gebürtiger Südtiroler. Sehen Sie sich als Italiener, als Österreicher oder einfach als Südtiroler?

Bild Herbert Pixner Projekt
Herbert Pixner Projekt (c) Pressefoto

Herbert Pixner: Eigentlich als Südtiroler. Im Pass bin ich schon Italiener, aber ich bin kein Italiener in dem Sinn. Ich wohne momentan eben in Innsbruck und bin hier natürlich Ausländer. Als Südtiroler ist das immer schwierig. Aber ich finde das in der heutigen Zeit nicht so schlimm. Man sollte es eigentlich eher als Europa sehen. Welches sich allerdings zurzeit mehr und mehr zusammenzieht und wo noch mehr Mauern gebaut werden, was sehr schade ist.

Wie zwischen Ihrem Geburtstort Meran und Ihrem jetzigen Wohnort Innsbruck, wo nun am Brenner eine Grenze gebaut wird. Braucht man Grenzen?

Herbert Pixner: Ich weiß es nicht. Entweder komme ich nicht mehr mit oder ich bin zu blöd dazu. Ich weiß nicht, warum man in der heutigen Zeit überhaupt Grenzen braucht. Das wird die ganze Flüchtlingssituation nicht verbessern.

Sehen Sie eine andere Möglichkeit?

Herbert Pixner: In einem Land wie Europa, welches von allem schon viel zu viel hat, glaube ich, dass uns die paar Leute nicht die Haare vom Kopf fressen. Vielleicht könnte man, statt Zäune zu bauen, anfangen, vor Ort zu helfen. Zuerst war das große „Herzlich willkommen“ vor einem dreiviertel Jahr und jetzt das. Mal schauen, ich bin gespannt, was da rauskommt.

Kennt die österreichische Musiklandschaft Grenzen?

Herbert Pixner: Österreich hat eine sehr vielfältige Musiklandschaft, das darf man auf keinen Fall unterschätzen. Wenn man Italien oder Deutschland hernimmt, ist Österreich wirklich weit vorne. Wenn es so weitergeht und es immer ein paar Junge gibt, die ausprobieren und machen, dann habe ich keine Angst um die Musik. Schade finde ich es immer, wenn jemand irgendwie ein bisschen erfolgreicher wird und sofort in den Mainstream abdriftet. Wenn alles nur noch ums Geld geht, dann finde ich das schade! Aber das muss jede und jeder selbst entscheiden, ob dann die künstlerische Leistung dem Geld weichen muss.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Anna Eisner

Herbert Pixner Projekt live
16.06. Casineum, Innsbruck, PREMIERE AUSVERKAUFT!
17.06. Casineum, Innsbruck, PREMIERE AUSVERKAUFT!
18.06. Wipptalhalle, Steinach a. Br. AUSVERKAUFT!
23.06. Stadtpark Imst , Imst
24.06. Keine Sorgen Saal, Ried im Innkreis
25.06. Stadthalle, Ybbs an der Donau
26.06. Donauinselfest, Wien
02.07. Flecknersee-Open-Air, Walten im Passeiertal (I)
07.07. Rathausprunksaal, Landshut (D) AUSVERKAUFT!
08.07. Rathausprunksaal, Landshut (D) AUSVERKAUFT!
09.07. Open Air, Öblarn
14.07. Theaterzelt, Vellmar bei Kassel (D)
15.07. Fronhof Open Air, Hanau bei Frankfurt (D)
16.07. Serenadenhof, Nürnberg (D)
17.07. Forum am VAZ, Burg Lengenfeld (D)
19.07. Kalterer Seespiele, Kaltern (I)
22.07. SEELAX-Festival, Lustenau AUSVERKAUFT!
23.07. Burg Gutenberg, Balzers (LI)
24.07. Hochschloss, Stein an der Traun (D)
28.07. Burg Grünwald, Grünwald (D)
29.07. Kurhaus, Bad Tölz (D) AUSVERKAUFT!
30.07. Heimatsound Festival, Oberammergau (D) AUSVERKAUFT!
31.07. Theaterfestival, Isny (D)
06.08. St. Georgen Attergau Kultursommer
07.08. Seebühne” Open Air, Seeham AUSVERKAUFT!
21.08. Brunnenhof Open Air, München (D)
27.08. Spielberg Musikfestival Open Air

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Herbert Pixner Projekt
Herbert Pixner Projekt (Facebook)