Als der Texter und Zeichner Tex Rubinowitz und der Elektroniker Gerhard Potuznik Mitte der neunziger Jahre den Entschluss fassten, unter dem Namen Mäuse musikalisch gemeinsame Sache zu machen, war ihnen wohl noch nicht ganz bewusst, zu welchem Underground-Kultstatus sie einmal gelangen würden. Noch dazu, als die Beiden mit ihrem selbstbetitelten und beim Label Gig Records (dem Label bei dem auch Falco unter Vertrag war) erschienenen Debütalbum ordentlich baden gegangen sind. Mit ganzen 171 verkauften Stück des Erstlingswerks sorgte das Duo für den größten Flop in der Geschichte dieses Labels. Es folgten in den Jahren darauf zwei weitere Alben und ebenso viele Bandauflösungen. Die letzte 2009. Nun melden sich Mäuse wieder zurück. Und zwar mit dem Vinyl “Das Judasevangelium”.
Das Zweiergespann Mäuse war anno 1994 musikalisch wohl seiner Zeit doch etwas voraus. Wobei anfangs vielleicht nicht wirklich ein echtes Konzept hinter dem Projekt von Tex Rubinowitz und Gerhard Potuznik gestanden ist. Die erste Platte wurde eher ohne einen großen Plan aufgenommen. Der Elektroniker Potuznik bastelte die Instrumentalstücke, über welche der Sänger Rubinowitz seine Texte zum Besten gab. Österreichs Pop-Ikone Falco fand jedoch Gefallen an dem, was die beiden da fabrizierten und empfahl sie dem Label Gig Records, bei dem er selbst auch unter Vertrag war. Der Rest ist Geschichte. Was folgte war, wie schon vorher erwähnt, ein verkaufstechnischer Mega-Flop, was vielleicht auch daran gelegen hat, dass die stilistisch im Electroclash angesiedelten Stücke des Zweiergespanns vielleicht alles waren, nur nicht irgendeinem Trend entsprechend.
Diese Unangepasstheit weiterverfolgend, veröffentlichten Mäuse in den darauffolgenden Jahren auf Patrick Pulsingers und Erdem Tunakans Label Cheap Records noch die Alben “Teen Riot Günther Strackture” und “Made in Japan”. Und obwohl sich diese weit besser verkauften und das Duo als Vorgruppe mit Größen wie die Goldenen Zitronen, Faust oder Alan Vega quer durch Europa tourten, war 1998 vorerst Schluss. Der bis zu diesem Zeitpunkt letzte Akt der Mäuse war die Gründung des Labels Angelika Köhlermann.
Rund zehn Jahre sollte es dauern, bis Tex Rubinowitz und Gerd Potuznik sich wieder bereit dazu erklärten, ihrem gemeinsamen Musikprojekt neues Leben einzuhauchen. 2009 begannen Mäuse, durch die beiden musikalischen Querdenker Philip Quehenberger und Didi Kern zu einem Quartett erweitert, wieder Konzerte zu spielen. Ebenso wurde die EP „Nichts ist besser als Mäuse“ veröffentlicht, die als eine Art Vorbote für ein weiteres Album gelten sollte. Doch daraus wurde nichts. Die Band fühlte sich “von den Medien falsch verstanden” und löste sich ein zweites Mal auf.
Doch die Zeit heilt alle Wunden und so kam es zu einer neuerlichen Reunion. Das erste Ergebnis dieser ist die mit 300 Exemplaren limitierte Vinyl-Ausgabe von “Das Judasevangelium”, welches am 19. Juni im Wiener Radiokulturhaus präsentiert wird. Man darf gespannt sein, ob Mäuse sich ihre geniale Verrücktheit bis zu heutigen Tage bewahrt haben. Kennt man die Beteiligten, dürfte daran nicht wirklich ein Zweifel bestehen. (mt)
https://myspace.com/damause