Durchaus zufrieden kann das Salzburger Jazzit auf die letzten 10 Jahre als “Musik Club” zurückblicken. Dass es dabei auch heuer wieder zu facettenreichen Konzertabenden kommen wird, wurde am 02.02.2012 im Rahmen einer Pressekonferenz anschaulich dargestellt. Gehören doch heuer zu den Konzert-Higlights u.a. Namen wie Fiva & Das Phantom Orchester, Lonely Drifter Karen, Peter Brötzmann, Cecil Taylor, Ralph Towner oder Tortoise.
Auch 10 Jahre nach der Eröffnung im Februar 2002 gilt das Jazzit immer noch als heimeliger Underground-Club mit internationalem Renommee, in dem Stars wie Al di Meola ebenso zu hören sind wie lokale Newcomer. Diesen “Community-Aspekt” hoben auch Andreas Neumayer (Geschäftsführung), Stefan Wegenkittl (Jazzit-Obmann) und Phillip Harant (Fundraising, Kooperationen) als die wohl wichtigste Funktion des Jazzit neben dem eigentlichen Veranstaltungsbetrieb hervor. Nicht umsonst gilt der weit über die Grenzen des Landes bekannte “Musik Club“ mit seiner Bandbreite von Jazz über Worldmusic und Avantgarde bis hin zu neuer elektronischer Musik gerade auch in Salzburg als einer der wenigen Orte, der wirklich auch als Treffpunkt für Musikbegeisterte angesehen werden kann. Gerade für JazzmusikerInnen eine quasi lebenswichtige Grundvoraussetzung.
Allein in Zahlen können sich die letzten 10 Jahre des “Planet:Jazzit” sehen lassen: Bei insgesamt mehr als 1.650 Veranstaltungen kamen knapp 200.000 BesucherInnen ins Jazzit, auch steigerte sich die Auslastung von 122 (2002) auf 139 (2011) BesucherInnen pro Veranstaltung.
Wie wichtig dabei der Community-Gedanke ist zeigten auch die Ergebnisse der “Jazzit-Sommergespräche”, die am 7. Juni und 5. Juli 2011 unter der Leitung eines professionellen Mediators/Team-Coachesstattgefunden haben. Eingeladen waren ausgesuchte VertreterInnen der Salzburger Musikszene (MusikerInnen, JournalistInnen, Jazzit-Stammgäste, MitarbeiterInnen, Co-VeranstalterInnen) von denen auch wirklich alle (!) kamen. Ziel dieser Gespräche war neben der Bestimmung der Ist-Situation vor allem die Stärkung bzw. der weitere Ausbau der Jazzit-Community, was u.a. durch ein strukturiertes Programm mit spezifischen Jahres-Reihen zum Tragen kommen soll. Auch das bisherige “Problemfeld” Jazzit:Bar wurde dabei durchaus emotional angesprochen, mit dem neuen Pächter Christoph Hassl scheint nun jedoch ein viel versprechender Neuanfang gelungen, bei dem die Bar als organischer Bestandteil des Gesamtkonzeptes “Jazz-Club” wieder verstärkt seine ursprünglich geplante Funktion als „Wohnzimmer“ bzw. als Treffpunkt für Gleichgesinnte, Musikbegeisterte und MusikerInnen ausüben kann. Mit der neue Pachtsituation ist das Jazzit für die nächsten Jahre jedenfalls sicher aufgestellt.
Im Zuge dieser Neuorganisation bekamen jedoch auch die “Jazzit Sessions” ein neues Branding. Seit September 2011 werden die dienstäglichen Jam-Sessions in der Jazzit:Bar nicht nur vom Jazzit programmiert, sondern erstmals auch zur Gänze aus dem Jahresbudget finanziert. Für die dadurch zusätzlich anfallenden Kosten (ca. Euro 10.000,- im Jahr) ist man jedoch noch auf der Suche nach einem Sponsor. Dass Fundraising in wirtschaftlich angeschlagenen Zeiten kein Honiglecken ist, versteht sich dabei von selber, so Stefan Wegenkittl.
Ebenso ist jedoch die Bedeutung der “Jazzit Sessions” als regelmäßige Treffpunkt und als Experimentierstube für (Jazz-)MusikerInnen nicht von der Hand zu weisen, gibt es doch in der “Musikstadt Salzburg” immer noch keine vollwertige universitäre Jazz-Ausbildung. Ebenso wurde von September bis Dezember 2011 eine Publikumsbefragung in Form eines standardisierten Fragebogens durchgeführt. So wurden bei 17 Veranstaltungen mit ca. 2.000 Besuchern 636 Fragebögen abgegeben (was einer Beteiligung von etwas mehr als 30% entspricht).
Erfasst wurde die Häufigkeit des Besuchs im Jazzit, die mediale Wahrnehmung der Veranstaltungen in Online- und Printmedien, die Publikumsstruktur sowie ein Feedback zur Programmatik.So besuchen, wie Phillip Harant anhand einiger Grafiken anschaulich demonstrierte, im Schnitt rund 46,9% der Befragten mindestens einmal monatlich eine Jazzit-Veranstaltung, halten sich die Unter-39jährigen und die Über-40jährigen in etwa die Waage (wovon 57% Männer und 43% Frauen sind) und werden die jeweiligen Veranstaltungen sehr genau ausgesucht. Wünsche ans Jazzit gab es natürlich auch: Da waren vor allem Worldmusic und Club-Veranstaltungen die Spitzenreiter.
Programmtechnisch wird es 2012 unter der Klammer “Jazzit:Surround:Sound” erneut Workshops (u.a. “Improvisation für Kinder von 6 bis 10 Jahren”), “The Jazzit Sessions”, die Reihe “Lokal«»Global”, den “Musik Salon”, “MusikerInnen:Portraits”, “Klub Mildenburg”-Abende, die “Jamboree”-Reihe (mit Reggae, Dancehall, HipHop, Soul und Funk) sowie die “m*Jam – Musikum Session”-Abende geben.
Spezielle Schwerpunkte im Frühjahr 2012 bilden dabei die Konzertreihen Lokal«»Global“ (u.a. mit The Tiptons & Robert Kainar, Nane‘s Spicy Kitchen Lab, Jim Black Trio feat. Elias Stemeseder, Werner Zangerle 4, Namby-Pamby Boy), “New Voices” (mit u.a. Nostalgia 77 feat. Josa Peit, Fiva & Das Phantom Orchester, Lonely Drifter Karen, Lylith & Band) sowie (wieder) vermehrt Avantgarde-Konzerte (Trio Sonore feat. Brötzmann, Vandermark, Gustafsson, Aram Bajakian, Cecil Taylor) .
Weiter können sich die Jazzit-Fans, neben dem “Jazzit:Fest:2012” am 10.02. mit Murray+Drake+Kondert+Löscher (US/AT), Baba Zula (TR), Schall & Rauch (SBG) u.a. auf folgende Acts freuen: Nik Bärtschs Ronin (03.02.2012), Radio.String.Quartet.Vienna (05.02.2012) sowie Hot Club d´Autriche (Beni Schmid, Georg Dreinschmid, Diknu Schneeberger), Dr. Opin & DJ Angelove, Rhytmic Tramp Orchestra, Moby Stick, Oregon (feat. Ralph Towner, Glenn Moore, Paul McCandless, Mark Walker), Groundfloor, Tortoise, Musikum Bigband, Renato Unterberg, Hemma & Tomml. Ein Programm, mit dem die von Stefan Wegenkittl angeschnittene Bandbreite des Jazzit zwischen “Ungehörtem, Experimentellem, Chilligem” mehr als abgedeckt wird.
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