mica- Interview mit Peter Rom (Rom/Schaerer/Eberle)

Nur wenige heimische Jazz-Veröffentlichungen haben in der jüngeren Vergangenheit international so viel Staub aufwirbeln können, wie das Debüt des Trio Rom/Schaerer/Eberle “Please don´t feed the Model”. Nicht wenige Experten meinten sogar, das Dreiergespann stünde für die wohl  spannendste Interpretationen des modernen Jazz, welche man in den letzten Jahren zu hören bekommen hat. Mit dem nun erscheinenden neuen Album “At The Age Of Six I Wanted To Be A Cook” (Jazzwerkstatt Records) wollen Peter Rom und seine beiden Kollegen Andreas Schaerer und Martin Eberle erneut eine erfolgreiche Punktlandung hinlegen. Gitarrist Peter Rom im Interview mit Michael Ternai.

Eure letzte CD hat ja nicht nur hierzulande viel Staub aufgewirbelt. Ihr habt viel im Ausland gespielt und auch die CD Kritiken fielen durch die Bank positiv aus? Wie sehr hat euch das überrascht?

Peter Rom: Um ehrlich zu sein, hat uns das auch überrascht und sehr gefreut. Wir waren im letzten Jahr europaweit ziemlich viel unterwegs,  und neben Gastspielen in der Schweiz und in Deutschland im Herbst spielen wir diesen Dezember auch im Vortex Jazz Club in London, wo ich immer schon einmal auf der Bühne stehen wollte. Da tut sich erfreulicherweise schon einiges. Positiv überrascht haben uns auch die vielen fast schon enthusiastischen Rezensionen, die wir vor allem in Deutschland erhalten haben.

Habt ihr eigentlich schon von Beginn an euer Trio-Projekt als ein Langzeitprojekt angesehen?
Peter Rom: Martin und ich wollten schon seit langem ein gemeinsames Projekt machen und er hatte in weiterer Folge die Idee,  im Trio mit Andreas zusammenzuarbeiten. Eigentlich hat es sich schon bei unserem allerersten  Konzert im Porgy abgezeichnet, dass es super funktionieren könnte zwischen uns dreien. Als Nächstes kam dann der Entschluss, eine CD zu machen.
Ein Langzeitprojekt kann man aber nicht planen – obwohl es sehr viele phantastische MusikerInnen gibt, gehört zu einem funktionierenden Ensemble natürlich auch die richtige Mischung, die geeignete Konstellation. In so einem Projekt müssen die MusikerInnen ja gerade in der Anfangsperiode wirklich an einem Strang ziehen. Es gibt viele sehr gute Leute, aber dass sich ein wirklich auf vielen Ebenen funktionierendes Ensemble bildet, kommt nicht alle Tage vor.

Man kann also sagen, bei euch haben sich drei zur richtigen Zeit mit demselben Spirit gefunden.

Peter Rom: Ja, das war schon sehr positiv.



Und die positiven Reaktionen auf eure CD haben euch motiviert, das Projekt auch weiter zu treiben.

Peter Rom: Natürlich spielt so etwas auch eine Rolle und hat uns darin bestärkt, ein zweites Album aufzunehmen. Aber es waren nicht nur die Reaktionen. Es macht uns einfach große Freude miteinander zu spielen. Jeder von uns ist ja  in mehreren Formationen tätig, aber in diesem Trio sind wir zusätzlich gefordert, da es aufgrund der Besetzung und auch musikalisch sehr filigran zugeht und jeder von uns angehalten ist, eine tragende Rolle zu übernehmen. Und genau das ist die riesige Herausforderung, aber auch der große Spaß.

Habt ihr eigentlich vor jedem Stück schon eine bestimmte Vorstellung, wie dieser klingen, in welche Richtung dieser sollte? Oder entsteht bei euch alles aus dem Jammen heraus.
Peter Rom: Das ist eine interessante Frage. Für mich persönlich ist es jedesmal auch eine Art Glücksfall, wenn ein Stück funktioniert. In gewisser Weise gehorcht meiner Meinung nach jede Komposition eigenen, anderen Gesetzen – jedes Stück ist eine Art Mikrokosmos. Wir spielen nun ja schon länger zusammen und kennen die Möglichkeiten und die Klangvorstellung der Mitmusiker immer besser, und durch das Jammen, Proben und Spielen haben wir sicher voneinander gelernt, sodass auch dadurch immer wieder Ideen für neue Stücke entstehen.
Dabei ist es immer wieder unser Ziel, auch ungewöhnliche Ausdrucksmöglichkeiten möglichst effektiv zu nutzen. Wir versuchen der Musik schon von Beginn an eine bestimmte Richtung zu geben. Für die meisten Stücke des jetztigen Programms bedarf es schon eines gewissen Fundaments, einer Grundidee, auf der man aufbauen und die man weiterspinnen kann. Manchmal gehen wir aber auch den entgegengesetzten Weg und versuchen aus einer einzelnen Idee heraus etwas aus Improvisation entstehen zu lassen, wie zum Beispiel beim Titeltrack unserer ersten CD „Please Don´t Feed The Model“.



Das heißt, ihr lasst euch schon alle Türen offen.

Peter Rom: Auf der neuen CD ist schon vieles sehr klar strukturiert, etwa das Stück „Headline“. Wir haben uns aber jetzt schon überlegt, ob wir als nächstes zum Beispiel ein Live-Album machen, oder versuchen, mit längeren Formen zu experimentieren – da ist alles offen.

Auffallend an eurer neuen CD ist, dass eure Stücke alle eher kürzer, so um die drei Minuten, gehalten sind. Das zeigt ja, dass es euch an Ideen nicht wirklich gemangelt hat.
Peter Rom: Beim Entstehen des aktuellen Programms wurden einige Titel schon bewusst im Hinblick auf die CD komponiert. Und ja, es sind schon auch zum überwiegenden Teil Nummern, die tatsächlich nicht länger als drei, vier Minuten dauern. Dieses Format, die Ideen und Kompositionen haben sich eigentlich einfach so ergeben – wir haben ohne uns vorher abzusprechen in die gleiche Richtung gearbeitet. Und wir wollten die Nummern letztlich, auch als wir schon im Studio gestanden sind, wirklich auf den Punkt bringen. Das war bei den meisten Stücken nach drei oder vier Minuten der Fall. Es macht immer wieder Spaß, dem Ganzen eine gewisse Richtung, eine Linie zu geben und es ist jedesmal wieder ist eine Herausforderung das Format einer CD zu gestalten – in Falle der neuen CD „At The Age Of Six I Wanted To Be a Cook“ sind es 11 „Miniaturen“.

Was sind eigentlich eure Inspirationsquellen? Woher bezieht ihr eure Einflüsse? Oder versucht ihr euch davor möglichst abzuschotten?

Peter Rom: Das ist bei mir eigentlich nicht der Fall. Ich höre mir wirklich viele unterschiedliche Sachen an, schau mir auch oft Konzerte an. Eine Nummer der neuen CD mit dem Titel „Cooking the Books“ geht zum Beispiel ein wenig in Richtung Neue Deutsche Welle, auch die afrikanische Musik ist, wie auch schon auf unserer ersten CD, nach wie vor ein großer Einfluss – zum Beispiel auf den Titeln „Royal Family“ oder „A Trois“. Ich finde, auch das Umfeld, in dem man sich bewegt, spielt eine große Rolle. Bei „Travel Image“, einem Projekt  mit Clemens (Salesny) haben wir uns zum Beispiel intensiv mit Kompositionen von Joe Zawinul auseinandergesetzt. Es ist nicht so, dass diese Arbeit jetzt einen direkten Einfluss auf die neuen Nummern gehabt hat, aber dennoch bleibt, glaube ich,  immer etwas hängen – jedes Projekt wo man mitmacht, jedes Stück, das man sich bewusst anhört.

Welchen Stellenwert hat dieses Trio unter deinen vielen Projekten. Hat es den Status eines Hauptprojekts?
Peter Rom: Definitiv, in den letzten Jahren hatte dieses Trio für mich einen besonderen Stellenwert – es ist etwas ganz Spezielles mit Martin und Andreas zusammenzuspielen.

 

http://peterrom.wordpress.com/
http://www.andreasschaerer.ch/
http://martineberle.wordpress.com/
http://www.jazzwerkstatt.at