Max Nagl Quintett – „Phasolny“

Mit „Phasolny“ (rude noises) legen Max Nagl und sein Quintett ein neues Album vor, das dort weitermacht, wo der letzte ReleasePdorvk“ (2020) aufgehört hat – und dabei trotzdem wieder eine andere Richtung einschlägt.

Die Musik ist klar vom amerikanischen Jazzavantgardisten Anthony Braxton inspiriert, besonders von dessen Arbeiten aus den 1970er-Jahren. Nur ein Stück auf dem Album stammt tatsächlich von Braxton, der Rest kommt aus Nagls eigener Feder – und trägt unverkennbar seine Handschrift: verspielt, überraschend, schräg, aber immer durchdacht.

An seiner Seite steht erneut eine hochkarätige Band: Martin Eberle (Trompete), Phil Yaeger (Posaune), Georg Vogel (Klavier) und Gregor Aufmesser (Bass) sind Musiker mit eigenem Stil – und bringen diesen hörbar ein. Gemeinsam entsteht ein Sound, der fein abgestimmt ist, vielschichtig und gleichzeitig ganz locker wirkt. Man hört, wie gut die fünf miteinander funktionieren, wie sie einander Raum lassen und trotzdem gemeinsam an einem Strang ziehen.

Phasolny“ klingt insgesamt ruhiger als frühere Nagl-Alben. Statt großer Ausbrüche gibt es hier eher fließende Übergänge, sanfte Spannungsbögen, überraschende Wendungen. Die Musik entwickelt sich langsam, mit viel Gefühl fürs Detail. Mal ist sie leichtfüßig und verspielt, dann wieder nachdenklich, fast zerbrechlich. Auf manch schrägen Momenten ist Platz geboten, was den Grad der Abwechslung nochmals nach oben schraubt.

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Die Stücke bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Jazz, freier Improvisation und einem Hauch von Kammermusik. Trotz aller Feinheiten wirkt das Album nie abgehoben. Im Gegenteil: Die Musik ist warm, zugänglich, manchmal fast zärtlich – sie lädt ein zum Zuhören, nicht zum Grübeln. Die Band findet eine schöne Balance zwischen Struktur und Freiheit, zwischen Kontrolle und Loslassen.

„Phasolny“ ist ein Album, das nicht laut auf sich aufmerksam macht, aber lange nachklingt. Es ist voller kleiner Entdeckungen, mit viel Liebe zum Detail gespielt, von Musikern, die ihr Handwerk nicht nur beherrschen, sondern sichtlich genießen. Max Nagl zeigt damit einmal mehr, dass er ein Musiker ist, der sich immer wieder neu erfindet – und dabei doch ganz er selbst bleibt.

Michael Ternai

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Max Nagl