Die Vorarlberger Progressive-Rock-Band SECOND RELATION veröffentlicht am 23. September 2016 ihr neues Album „Eno“ (LONG BRANCH RECORDS). Die fünfköpfige Band hat am 1. September schon vorab eine Release-Party abgehalten und die Single „Eno“ vorgestellt, beides war ein voller Erfolg.
Bastian Berchtold (Gesang, Bass), Daniel Fleps (Keyboard, Gesang), Simon Gstöhl (Gitarre), Julian Nachbauer (Gitarre) und Michael Slimic (Schlagzeug) gründeten die Band im Jahr 2006, ihr Debüt machten sie mit dem Album „Lynette“ drei Jahre später, 2011 erschien ihr zweites Album – „Abiona“ –, nun ist es Zeit für Album Nummer drei: „Eno“. Ihren Sound entwickelt die Band seit dem ersten Album stetig weiter, wobei die Qualität von Anfang an hervorragend war. Das neueste Werk ist etwas melancholisch, melodisch und – bedenkt man, dass ihre Musik in das Genre „Rock/Metal“ passt – fast ruhig.
„Running uphill, rushing down the streets“
Das Konzept des Albums ist genial: Erzählt wird die Geschichte eines Mädchens namens Eno – in jedem der zehn Lieder wird ein anderer Teil ihrer Geschichte erzählt. So wird zum Beispiel im Titelsong „Eno“ beschrieben, wie verloren und ohne Ziel sie ist. Unterlegt ist das Ganze mit cleveren Gitarrenriffs, die mal aggressiv, mal ganz zart sind. Die Protagonistin der musikalischen Geschichte ist also verloren, und ist es am Ende des Albums immer noch, wobei ihr zwischendurch – wie in „Rebirth“ – Sicherheit und Glück widerfahren. Dieser erzählerische Ansatz in den Liedern ist wahnsinnig reizvoll, das Booklet liest sich fast wie ein Mini-Buch oder Gedicht.
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Musikalisch richten sich die Instrumente nicht immer nach Enos Stimmung, sondern nehmen sich die Freiheit, ihre unglückliche Situation manchmal neckisch und fröhlich zu begleiten. Genauso wie Eno scheinen auch die Gitarren ein Eigenleben zu haben, sie wechseln die Emotionen von Vers zu Vers und kreieren damit innerhalb eines Liedes mehr Emotionen und Stimmungen als manche in einem ganzen Album. Die Drums sind natürlich rhythmusgebend, bleiben meist im Hintergrund und treten nur stärker hervor, wenn sich die Gitarren zurücknehmen. Wer klassischen Rock erwartet, ist hier nicht ganz richtig, denn Second Relation verdienen den Unterbegriff „Progressive Rock/Metal“ durchaus. So wird in manchen Songs ein Synthesizer hinzugezogen, der die Diversität der Lieder noch erweitert. Was hier vielleicht nach instrumentalem bzw. kompositorischem Chaos klingt, ist in Wahrheit sehr stimmig und innovativ. Man kann es sich kaum vorstellen, dass ein Song atmosphärisch so breit gefächert sein kann, aber das Vorarlberger Quintett macht es möglich.
Antonia Seierl