Stadt Linz würdigt Persönlichkeiten für künstlerisches Lebenswerk

Die Stadt Linz vergibt alle vier Jahre den Kunstwürdigungspreis in fünf Kategorien an Personen oder Institutionen für außergewöhnliches kulturelles oder künstlerisches Schaffen. „Leider können wir coronabedingt die diesjährige Verleihung der Kunstwürdigungspreise nicht durchführen, sie soll im Frühjahr 2021 nachgeholt werden. Dennoch ist es uns wichtig, dass die Öffentlichkeit erfährt, wer die diesjährigen PreisträgerInnen sind“, betont Bürgermeister Klaus Luger. „Über die Auszeichnung mit dem Kunstwürdigungspreis 2020 dürfen sich bereits jetzt em. O.Univ.-Prof. Mag.arch. Roland Gnaiger,  O.Univ-Prof.in Mag.a Ursula Hübner, Christian Steinbacher, Wolfgang „Fadi“ Dorninger und Michi Gaigg freuen“, so das Linzer Stadtoberhaupt weiter.

„Es freut mich sehr, dass wir den Kunstwürdigungspreis heuer erneut an fünf hochkarätige PreisträgerInnen aus unterschiedlichen Bereichen vergeben können. Dabei werden Persönlichkeiten für ihr künstlerisches Wirken in Linz, das als herausragender und österreichweit wahrgenommener Beitrag betrachtet werden kann, ausgezeichnet“, so die Linzer Kulturstadträtin Doris Lang-Mayrhofer.

Der Kulturwürdigungspreis wird in den folgenden fünf Kategorien vergeben und ist mit 3.600 Euro pro Sparte dotiert:

In der Kategorie Architektur und Stadtplanung geht die Auszeichnung an em. O.Univ.-Prof. Mag.arch. Roland Gnaiger. Als Architekt und Leiter der Architekturausbildung an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz hat Gnaiger in mehr als 20 Jahren lebendiger Lehre mehrere Generationen von Architekturschaffenden und somit die heutige Architektur in Linz und Oberösterreich entscheidend geprägt.  Gnaiger ist es ein Anliegen, jungen Leuten Verantwortlichkeit für Inhalte, Konzepte und die gesellschaftlichen Konsequenzen ihres eigenen Tuns bewusst zu machen. Er gründete „BASEhabitat – architecture for development“, das der Linzer Kunstuniversität die Ernennung zum »UNESCO Chair of Earthern Architecture« einbrachte. Mit der Etablierung des postgradualen Masterstudiums »überHOLZ« entwickelte sich die Kunstuniversität Linz zur relevantesten postgradualen Ausbildungsstätte für moderne Holzbaukultur im deutschen Sprachraum.

In der Sparte Bildende Kunst & interdisziplinäre Kunstformen wird O.Univ-Prof.in Mag.a Ursula Hübner ausgezeichnet. Ursula Hübner, die seit 1998 die Professur für Malerei und Graphik an der Kunstuniversität in Linz innehat, widmet sich in ihren künstlerischen Arbeiten Identitätsfrage, Sein und Schein der Zerstückelung und dem Neuzusammensetzen von Subjekten und ihrer Relation zu Gegenständen und den sie umgebenden Raum. Fotofragmente werden als Farbflächen in die Malerei integriert und verschmelzen zu einem malerischen Ganzen. Durch das erneute Zusammensetzen zerschnittener Fotografien, die mit Pinselstrichen ergänzt werden, entstehen Fabelwesen, Hybride aus Mensch und Tier, Pflanzen oder Gegenständen. Die Jury würdigt mit diesem Preis Ursula Hübners überaus vielfältiges und eigenständiges künstlerisches Werk, aber auch ihr besonderes Engagement für die Linzer Kunstszene. So entwickelte sie in ihrer Zeit als Vizerektorin gemeinsam mit Martin Hochleitner das Format „best off“, eine Ausstellungsmöglichkeit für die Studierenden, die es nach 20 Jahren immer noch gibt.

Christian Steinbacher erhält den Kunstwürdigungspreis 2020 in der Kategorie Literatur und Kulturpublizistik gleich aus mehreren Gründen: Er ist ein Dichter und Denker abseits scheinbar vorgegebener Sparten. Seine vielseitige künstlerische Arbeit im Bereich der Poesie und poetischen Prosa umfasst auch Hörtexte und Sprechtexte, die seinen kreativen und innovativen Zugang zur Literatur bezeugen. Steinbacher ist ein Meister der Stimmen und Gespräche, der Rhythmen, Metren und der Prosodie, ein Dialogbegründer in der Literatur. Das Kollaborative und Gemeinschaftliche sind wesentliche Eigenschaften eines modernen Künstlers. Diese zeigen sich auch in Christian Steinbachers Tätigkeit als Vermittler und Kurator, durch welche er signifikant beiträgt, Literatur und Kunst über die gewohnten Grenzen hinauszutragen und zu kommunizieren. So ist er seit 1987 Mitglied der Linzer Künstlervereinigung MAERZ und übernahm dort die literarischen Agenden. 2005 rief er das internationale spartenübergreifende Festival „Für die Beweglichkeit“ ins Leben, das verschiedene Künste unter einem gemeinsamen Aspekt in einen Dialog brachte und deren dritte Festivalausgabe im Rahmen von Linz09 Europäische Kulturhauptstadt stattfand.

Für Medien-, Produkt- und Kommunikationsdesign ergeht der Preis an Wolfgang „Fadi“ Dorninger. Die Jury überzeugten seine langjährige künstlerische Arbeit und vielfältigen Initiativen an multiplen Schnittstellen in Kunst und Design. Die Auszeichnung gilt Dorningers ebenso experimenteller wie konsequenter künstlerischer Herangehensweise, die stets eigenwillige Konzeption und kraftvolle Gestaltung seiner innovativen Produktionen, insbesondere auch in Hinblick auf das außergewöhnliche Kommunikationsdesign. Ein weiterer Beweggrund für die Entscheidung der Jury ist Dorningers partizipativer Ansatz in der Realisierung seiner zumeist aufwändigen künstlerischen Arbeiten. Neben zahlreichen erfolgreichen Kooperationen mit den Kunst- und Kulturinitiativen ist hier auch sein Engagement als Vortragender im Rahmen von Universitäten zu nennen. So bezieht er Studierende kontinuierlich in seine Projekte und Ausstellungen ein und leistet damit seit vielen Jahren einen wertvollen Beitrag zur regionalen Nachwuchsförderung. Die Würdigung gilt auch seiner Initiative für Linz und die hier niedergelassenen Institutionen. Durch die von ihm maßgeblich vorangetriebene Vernetzung von Kulturinstitutionen und Freier Szene konnten Projekte von nationaler und internationaler Ausstrahlung realisiert, innovative Formate entwickelt und neue Programme etabliert werden. Beispielsweise war er heuer mitverantwortlich für Idee, Konzept und künstlerische Leitung von „Sounding Linz“, der Linzer Klangwolke 2020.

Der Kulturwürdigungspreis der Kategorie Musik und Darstellende Kunst geht an die Geigerin und Dirigentin Michi Gaigg. Der in Oberösterreich geborenen und seit Jahrzehnten in Linz verankerten Musikerin Michi Gaigg gelingt es in einzigartiger und unnachahmlicher Weise, Musik des 18. und des 19. Jahrhunderts in historisch fundierter Aufführungspraxis mit neuem Geist zu versehen und zu interpretieren. Michi Gaigg genießt damit weit über Österreich hinausreichend einen exzellenten Ruf als Wegbereiterin eines neuen, zeitgemäßen Musikverständnisses. Neben ihrer umfangreichen und erfolgreichen Konzerttätigkeit lehrte Michi Gaigg von 1994 bis 2017 am Institut für Alte Musik und Historische Aufführungspraxis an der Anton Bruckner Privatuniversität, wobei ihre Art der Musikvermittlung an der Bruckneruni für ganze StudentInnen-Generationen prägend und maßgeblich war. Das von ihr geleitete, mehrfach international ausgezeichnete Orchester „L’Orfeo Barock“ begeistert Publikum und FachexpertenInnen gleichermaßen und gilt als einer der wichtigsten Klangkörper in Linz und Oberösterreich.

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Stadt Linz
L’Orfeo Barockorchester