Fragments of an Empire – [gimel]

„Fragments of an Empire“ sind in der österreichischen Post-Rock Szene längst keine Unbekannten mehr. Zwei starke Alben („fragments of an empire“ und „I’ve left the house with light clothes only, now I’ll never get warm again“) sowie eine EP („Unspoken“) markieren den bislang nicht ganz unerfolgreichen Weg der Band, die sich mit dem atmosphärischen Ableger des Rock-Genres auf sehr kunstvolle Art auseinanderzusezen weiß.

Bei ihrem neuen Release [gimel], das nach dem dritten Buchstaben des hebräischen Alphabets benannt wurde, soll es sich nach Angaben der Band „um einen schwer gedankenbelasteten Tonträger handeln, den man nach und nach auf die Spur kommen muss“. Die Charaktereigenschaften bzw. die Stilmittel der Platte sind ähnlich der anderer Genrekollegen: Man verzichtet auf die im Rock üblichen Strophe-Refrain-Strukturen und verwendet stattdessen längere Formen, über die sich Themen entwickeln, die oft über 10 bis 20 Minuten gespielt werden. Zudem zeigen die Post-Rocker auch eine Vorliebe für ungewöhnliche Rhythmen, „ungerade“ Taktarten und minimalistische bis beinahe orchestrale Arrangements, die sehr ideenreich in den Gesamtsound verarbeitet werden. Diese klangliche Vielfalt ist eine der fordernden Natur, was aber durchaus beabsichtigt ist: „Das Album selbst zeichnet gekonnt die Lehre darüber nach, wie Musik die Hörer ergreifen und von der Umwelt entkoppeln kann“.

Die Titel „interaction“ und „gilead“ sind überzeugende atmosphärische Tracks, die durch die immer steigende Präsenz von Gitarren und Drums maßgeblich profitieren, kurz gesagt von den bereits erwähnten Eigenschaften stark geprägt sind. Wer verzerrten und härteren Sound sucht, wird bei den Liedern „destruction (of dark cyborgs)“ und „in the lake, there is a mountain“ fündig. Der akustische und knapp 5 minütige Track „100 tracks“  der mit leichtem Gitarren-Gezupfe sowie Bass- und Klavierklängen versehen wurde, wird gegen Ende von einem Frauenchor begleitet und gehört zu den Highlights des Albums. Vertreten ist auch ein Ambient-Track mit dem Titel „chant of birds from afar collapsing in the mist of my skinny chords“.

Nicht unerwähnt bleiben soll, auch wenn es mit der Musik wenig gemein hat, das Album-Artwork, welches sehr liebevoll gestaltet wurde und dessen Stil man  sonst nur von den „Stars“ der Post-Rock Szene wie z.B. bei den Isländern „Sigur Ros“ kennt. Zusammenfassend kann man [gimel] ist ein durchwegs gelungenes Postrockalbum bezeichnen, das sowohl in den ruhigeren aber auch lauten Momenten in hohem Maße zu überzeugen weiß.
Philipp Bonell

Fotos: fragments of an empire