WAVES CONFERENCE 2024: “Creating a heterogeneous music landscape”

Die Musikindustrie in Westeuropa ist weit davon entfernt, die Heterogenität der Musiklandschaft widerzuspiegeln, die in vielen Städten tatsächlich existiert. Das in Kooperation mit QUESTION ME & ANSWER (QMA) organisierte Panel „Creating a heterogeneous music landscape” lud im Rahmen der WAVES VIENNA CONFERENCE zur Diskussion ins Café Museum. Ein Diversity Panel im Wiener Kaffeehaus. Auf dem Podium sind mitMwita Mataro (At Pavillon, OMA On Stage), Oyèmi Hessou (Decolonize Berlin), Tmnit Ghide (Alvozay), Julia Chovookkaran (Chovo) Musiker:innen und Vertreter:innen von Berliner und Wiener Initiativen, die mit neuen Formaten versuchen Heterogenität als Normalität in der Musiklandschaft zu etablieren.

Smaranda Krings macht aus ihrer Doppelrolle als Gastgeberin kein Geheimnis. Sie ist Mitbegründerin von QUESTION ME & ANSWER (QMA) und moderiert gleich das Panel. Zum Abschluss wird sie mit den Anwesenden einen gemeinsamen Countdown starten, der so lange läuft, bis es auf Musikfestivals keine Diversity Panels mehr gibt, weil Diversität tatsächlich gelebt wird. 2024 braucht es sie aber. Die Idee der von Smaranda Krings, Osama Zatar und Justina Špeirokaitė gegründeten Intitiative QUESTION ME & ANSWER (QMA)  sei es, von anderen Initiativen zu lernen. Zum Einstieg fragt Krings die Kolleg:innen, warum sie ihre jeweiligen Initiativen gestartet haben.

Berlin sei groß, sagt Oyèmi Hessou. Aber sie sei immer die einzige Schwarze Person gewesen. Ihr Antrieb sei es, Gleichgesinnte in der Szene zu finden und zusammenzubringen. In dieser Konsequenz gründete sie Decolonoize Berlin. Sie begannen mit kleineren Konzerten, riefen bald ein Festival ins Leben und erweiterten das Ganze um Ausstellungen, Poesie und Fotografie. Oyèmi Hessou beschreibt eine sehr offene Herangehensweise, denn es gehe immer darum, Menschen miteinzubeziehen und darum, was diese machen wollen. „Vielfalt ist das, was wir leben. Es ist unser Leben.“ Sichtbarkeit alleine sei zu wenig. Und es gehe nicht nur darum, wer auf der Bühne steht, sondern auch darum wer zu den Shows kommt.

„Es muss ein Dazwischen geben“

Tmnit Ghide gründete mit der Rapperin Ebow das Independent Music Label Alvozay. Als Künstler:in arbeitet man meistens mit dem gleichen Ökosystem zusammen. Wenn jemand erfolgreich wird und den Sprung geschafft hat, gehe das erworbene Wissen Ressource für die Community verloren. In der Musikindustrie habe viel mit Trial and Error zu tun. BIPOC Artists würden oft die Strukturen fehlen, v.a. Newcomer:innen. Dabei gäbe es in Deutschland eine Menge an Ressourcen. Fazit: Es muss ein Dazwischen geben. Hier sieht sie ihre Aufgabe. Tmnit Ghide unterstreicht, wie wichtig es sei, nachhaltige Verbindungen zu knüpfen.

Als positives Beispiel nennt sie die Initiative Musik. Heute kann man sich bei bestimmten Programmen direkt als Künstler:in bewerben, wo man bis vor zwei Jahren nur als Manager:in einreichen konnte. Schwarze Künstler:innen seien auf der Ebene des Konsumiert Werdens hoch im Kurs. Sobald es um Tantiemen gehe, zählen Black Artists zu der größten Gruppe, die kopiert, aber nicht honoriert werde. Es gäbe viele Milli Vanilli-Storys.

„Warum nicht die Gatekeeper der Musikszene BIPOC Community vernetzen“

Auch Mwita Mataro, der u.a. als Frontman von At Pavillon in der heimischen Musikszene kein Unbekannter ist, musste immer wieder feststellen, in diesen Bubbles oft die einzige Person aus der BIPOC Community zu sein. Mit QMA On Stage wollte er den strukturellen Barrieren in der Musikindustrie entgegenwirken. Er kannte alle in der Szene. Warum also nicht die Gatekeeper der Musikszene BIPOC Community vernetzen? Das sei eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Dieses Konzept schlug Mwita Mataro QUESTION ME & ANSWER (QMA) vor. Heute ist QMA On Stage ein wichtiger Bestandteil, der seit 2020 Open Calls ausschreibt.

Julia Chovookkaran fand im Rahmen einer QMA-Residency 2023 einen Safe Space um Musik zu machen. Ursprünglich hätte sie Angst gehabt, in die Musikszene einzusteigen, da ihre Erfahrungen im Journalismus sie gelehrt hätten, dass sie an Grenzen stößt. Doch in diesem Rahmen konnte sich die R´n´B-Sängerin künstlerisch weiterentwickeln. Bei Waves Vienna 2024 wird sie ihr Festivaldebüt geben, Helden der Freizeit nennt Chovo als Überraschung Nummer 1.

Von 5. bis 7. September 2024 fand zum 14. Mal die von Waves Vienna, mica – music austria und Austrian Music Export organisierte WAVES VIENNA CONFERENCE statt.

Ruth Ranacher

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Links:
QUESTION ME & ANSWER (QMA)  https://www.questionmeandanswer.com/
QMA On Stage https://www.questionmeandanswer.com/on-stage
Decolonize Berlin https://decolonize-berlin.de/de/
Oyèmi Hessou https://www.oyeminoize.com/
Tmnit Ghide (Instagram) https://www.instagram.com/teemnit/
ALVOZAY Label & Artist Management https://www.instagram.com/alvozay/
Mwita Mataro https://www.instagram.com/panda_d._mwita/
Chovo https://www.instagram.com/chovo_official/