Der große Run auf die Auditions im September hat das Fehlen eines neuen Jugendchores für Wien nachdrücklich unterstrichen: Die Neuen Wiener Stimmen wenden sich – auf Initiative und in enger Kooperation mit der Jeunesse – an SängerInnen von 16 bis 26 Jahren und füllen damit die Lücke zwischen ambitionierten Schulchören und bestehenden Wiener Konzertchören. Grenzüberschreitungen werden in jeder Hinsicht anvisiert, Lehrlinge, Schüler und Studenten aus nahen und fernen Ländern gleichermaßen angesprochen sowie mit Klassik- und Crossover-Projekten neue musikalische Wege beschritten. Die Chorpremiere “Happy New Ears” findet am 1. Februar unter der Leitung von Johannes Hiemetsberger an einer neuen Konzertlocation statt, im Atrium des Wien Museums am Karlsplatz. Am Klavier Stefan Foidl. Unter anderem auf dem Programm stehen Uraufführungen von Stefan Foidl, Manfred Länger und Musik von Iván Eröd, Gunnar Eriksson, James Taylor, Cengiz Ünal, Joe Zawinul u.v.a.
Vielfalt, Internationalität und Begegnung – das spiegelt sich auch beim ersten öffentlichen Auftritt des Jugendchores wider: In einem bunten Kaleidoskop singen sich die Neuen Wiener Stimmen quer durch die Jahrhunderte und über stilistische Grenzen hinweg – vom französischen Sauflied bis zu Joe Zawinul, vom finnischen Tango bis zur türkischen Todesklage, vom Spiritual über internationale Folklore bis hin zu neuer Chormusik aus Österreich.
Jürgen Partaj (gemeinsam mit Johannes Hiemetsberger künstlerischer Leiter der NWS) zum Jugendchor Neuen Wiener Stimmen:
… was heißt das? »Neu« ist doch ein vergängliches Etikett, und »Wiener« sind ja nur manche von den »Stimmen« des vier Monate alten Jugendchors, der sich im Herbst 2010 formiert und nun gefunden hat. Und überhaupt: WARUM einen Jugendchor gründen? Viele Fragen, die jedoch schnell zu beantworten sind. Beginnen wir mit der letzten. Wien, die Weltstadt der Musik, hat keinen Rundfunkchor, zahlreiche Konzertchöre und manch tapfere Schulchöre. Das ist bekannt. Auffälliger ist da schon das Fehlen eines Chors, bei dem man sozusagen »anfangen« kann, der einen von ersten Erfahrungen im Schulchor langsam und behutsam auf die großen Podien vorbereitet und bei dem es – so sieht es das Konzept der Neuen Wiener Stimmen vor – zu den ersten Initialerlebnissen kommen kann, die man ja bekanntlich nicht vergisst. Last, but not least: Wo kann man in Wien gemeinsam mit SängerInnen aus aller Herren (Bundes)Länder musizieren und Freunde fürs Leben finden?
Genau dort: bei den Neuen Wiener Stimmen. Über 200 Interessierte sind der Einladung der Jeunesse gefolgt, unter professioneller Anleitung selber zu musizieren, und knapp 60 von ihnen proben seit Anfang Oktober. Viele, ja die meisten, haben Wien auserwählt, um hier zu arbeiten, verschiedene Schulen zu besuchen oder zu studieren, und sie und/oder ihre Familien kommen aus teilweise fernen und näheren Ländern wie Afghanistan, Türkei, Kolumbien, Slowenien, Deutschland, Litauen, Slowakei, Ungarn, Armenien, Polen, Tschechien, Estland, Italien und den USA, aber auch aus allen Bundesländern Österreichs und – natürlich – aus Wien.
Mit »neu« ist es eigentlich ganz einfach: Die Neuen Wiener Stimmen sind ein Chor, der nie alt wird, weil seine Mitglieder jung bleiben: Ab 16 »darf« man, und mit 26 verdient man sich dann die »Pension« im Jugendchor, damit – siehe »neu« – wieder andere Stimmen Platz finden. Die Neuen Wiener Stimmen sind sozusagen der Garten der Wiener Chorszene. Seine Sängerinnen und Sänger studieren alles andere als Musik, aber sie lieben sie. Und: Sie singen für ihr Leben gern, und das gemeinsam.
Neuen Wiener Stimmen | Der Jugendchor in Wien
Eine Initiative der Jeunesse
Künstlerische Leitung: Johannes Hiemetsberger und Jürgen Partaj
Chorleitungsassistenz, Stimmbildung: Christoph Wigelbeyer
Organisation: Cornelia Frischauf
Klavier: Stefan Foidl
Neue Wiener Stimmen