Seit dem Jahr 2005 betreiben Bernhard Kern und Robert Stadlober nun schon ihr Label Siluh Records, das mittlerweile einer Vielzahl junger, heimischer Bands, die bereits des Öfteren auf sich aufmerksam gemacht haben, Plattform und Unterstützung bietet. Im mica-Interview sprechen sie über Label, Bands und die österreichische Musiklandschaft.
Könnt ihr ein wenig über die Labelgründung erzählen? Habt ihr euch dazu spontan entschieden, oder den Gedanken, ein Label zu betreiben schon länger mit euch herum getragen? Was war eure Motivation?
Robert: Wirklich lange darüber nachgedacht haben wir jedenfalls nicht. Wir sind damals bei einem von Bernhards Freunden zu Hause herum gesessen und der hatte auf seinem Computer eine Nummer von Gschu, dessen 7″ dann auch unsere erste Veröffentlichung wurde. Jedenfalls haben wird damals darüber gesprochen, dass es eigentlich nicht sein kann und darf, dass so gute Musik einfach ungehört und unveröffentlicht einfach so auf einer Festplatte verschimmelt. Im Zuge dessen haben wir dann schließlich einfach beschlossen, ein Label zu gründen. Völlig ohne Sinn und Verstand haben wir dann die Gschu 7″ in Tschechien gepresst und sie einfach einmal promo-mäßig verschickt. Eines Tages wurden wir dann angerufen und uns wurde mitgeteilt, dass die Nummer auf FM4 läuft – einfach so, ohne dass wir vorher davon wussten. Da haben wir dann bemerkt, dass uns das richtig Spaß bereitet und beschlossen, mit dem Label weiter zu machen.
Die Entscheidung, das Label dauerhaft zu betreiben, habt ihr also erst getroffen, als mit Gschu die erste Veröffentlichung bereits erschienen war?
Bernhard: Ja, das ist richtig. Eigentlich wird diese Frage sogar jeden Tag von neuem entschieden. Wir sind da ja wirklich sozusagen ins eiskalte Wasser gesprungen, ohne eigentlich zu wissen, dass sich da drin auch extrem viele Haie und Schlingpflanzen tummeln, die einem das Leben richtig schwer machen können. Nichtsdestotrotz ist es sehr schön, an heißen Tagen ins Wasser zu springen und dabei vor allem auch Wellen zu schlagen. Gerade das war uns schon sehr wichtig.
Robert: Am Anfang war es so, dass so eine gewisse Grundstimmung vorhanden war, wo wir aus einer generellen Langweile heraus, einfach irgendetwas machen wollten. Einer von Bernhards Freunden beispielsweise, hat darüber nachgedacht, einen Fußballverein zu gründen und ein Vereinslokal aufzumachen. Es hat wirklich sehr viele Überlegungen gegeben, was man machen kann und wir haben sich schließlich eben für die Label-Sache entschieden.
Eine gewisse Verantwortung besteht bei so was natürlich auch immer, vor allem gegenüber den Bands. Von heute auf morgen zu beschließen, jetzt mit dem Label aufzuhören, geht ja wohl auch eher schlecht.
Robert: Nein, das geht natürlich nicht – zumindest können wir das nicht vor dem nächsten Release sagen. Außerdem haben wir ja auch gar nicht vor, aufzuhören. Wir halten das Label aber in so einem Rahmen, dass wir nicht unser ganzes Leben lang einen Klotz am Bein haben und wir uns, falls etwas gewaltig schief läuft, uns in riesige Privat-Insolvenzen verwickeln. Vom Business-Standpunkt aus gesehen ist die Firma leicht abzustoßen, vom Herzen her sicher nicht.
Bernhard: Wenn wir das Bedürfnis danach haben, können wir ja auch einmal fünf Jahre lang Pause und danach wieder aktiv weiter machen. Da wir aber mit wirklich großartigen Bands zusammen arbeiten, verschwenden wir eigentlich auch gar keinen Gedanken ans Aufhören, schon alleine, weil wir einfach wissen wollen, wie sich alles weiter entwickeln wird. Wir finden es einfach toll, unseren Beitrag dazu leisten zu können, dass die Bands größer werden. Was es bei uns jedenfalls nicht gibt, ist ein strikter, für die nächsten Jahre festgelegter Business Plan – wir planen und entscheiden nur von Release zu Release.
Robert: Einer der Grundgedanken bei der Labelgründung war es auch, mit den Bands und allen anderen Beteiligten zu wachsen und uns weiter zu entwickeln. Unsere deutsche Booking-Agentur ist beispielsweise gerade erst entstanden und dementsprechend haben die auch gar nicht die Möglichkeiten, mit riesengroßen Bands arbeiten zu können. Da ist es schon gut, wenn man sich gemeinsam weiter nach oben arbeiten kann, wobei wir das alles eher aus einem Lustprinzip heraus machen und weniger aus anderen Gründen.
Wie heißt die deutsche Booking-Agentur, mit der ihr jetzt zusammen arbeitet?
Robert: Das Kombinat Booking.
Wie ist der Kontakt zu dieser Agentur entstanden? Habt ihr die schon vor eurer Zusammenarbeit persönlich gekannt?
Robert: Nein, gekannt habe ich Tobias Siebert von Klez.E und Delbo, mittlerweile auch Produzent der neuen Phillip Boa-Platte. Dessen Freundin betreibt Loob Musik, eine Plattenfirma, bei der Klez.E, Delbo und noch ein paar andere Sachen rauskommen. Über Loob haben wir dann schließlich Frank, Flo und Gerd vom Kombinat kennen gelernt, die erst unter dem Loob-Mantel begonnen haben zu buchen und sich dann aber eben mit Das Kombinat Booking selbständig gemacht haben.
Mittlerweile ist eine doch schon recht ansehnliche Anzahl an Künstlern und Bands auf eurem Label vertreten. Wie handhabt ihr geschäftliche Angelegenheiten zwischen euch und den Bands – auf vertraglicher Basis oder old school-mäßig mittels mündlicher Vereinbarung?
Robert: Schriftliche Verträge würde ich gerne für immer vermeiden, ganz egal, wie groß es wird. Ich glaube, soweit muss man einem Menschen auch vertrauen können, wenn man mit ihm zusammen arbeitet. Und gerade bei so etwas wie Musik macht es auch überhaupt nicht viel Sinn, einen Vertrag zu haben, wenn der Künstler irgendwann einfach keine Lust mehr dazu hat, Musik zu machen.
Bernhard: Ja, mittlerweile haben wir so viel Macht, dass wir keine Verträge mehr benötigen – die haben alle Angst vor uns. Nein, es basiert einfach alles auf persönlichen Beziehungen, wo die Künstler auch genau wissen, was wir da alles rein stecken und umgekehrt wir von ihnen natürlich auch. Man kennt sich eben gut und deswegen sollte die ganze Zusammenarbeit auf gegenseitigem Vertrauen basieren und funktionieren. Trotz der vielen Arbeit, die uns das Label bereitet, ist es nach wie vor ein Hobby für uns und da suchen wir uns schon auch die Leute aus, mit denen wir arbeiten wollen, vor allem auch nach persönlichen Gesichtspunkten.
Robert: Selbst Bands, die wir vorher persönlich nicht so gut gekannt haben, wie beispielsweise Killed By 9 Volt Batteries, sind mittlerweile Teil unseres engeren Umfelds geworden. Eine weitere Idee dahinter, das Label zu machen, war eben auch das, was man gemeinhin mit dem schönen Wort “Netzwerken” umschreibt, also immer wieder neue Leute kennen zu lernen, mit denen man neue Sachen machen und neue Wege beschreiten kann.
Bernhard: Peter Nidetzky zum Beispiel, eine junge Band aus St. Pölten. Eine noch ganz junge Band, die mit Killed By 9 Volt Batteries auf so einem Festival mit lauter Krach- und Rabaukentum-Kombos zusammen getroffen sind und jetzt in Folge bereits gemeinsam mit The Spooky Kids auf dem Batteries Label “Numavi Records” eine Platte veröffentlichen. So in etwa sehen für mich die wirklichen Sternstunden aus und nicht etwa, ob dieses oder jenes Lied jetzt in den Indie-Charts drin ist oder nicht. Natürlich freut man sich auch darüber, aber das Großartigste ist es, wenn Leute gemeinsam Spaß haben und einen netten Abend verbringen.
Weil gerade auch von den Batteries gesprochen wurde. Die haben ja heuer am Frequency Festival auf dem Campingplatz ein Konzert gegeben. Dazu gab es im Vorfeld von euch einen Newsletter, in dem ihr in etwas geschrieben habt, dass sowieso schon Hopfen und Malz verloren wären. Ist da ein leichtes Missfallen generell der heimischen Booking-Politik gegenüber heraus zu lesen?
Robert: Zum Thema “Frequency” möchte ich nur sagen, dass jetzt vor kurzem erst in Wien der Gürtel Nightwalk stattgefunden hat, wo nach Angaben des Falter 34.000 Leute hingekommen sind. Da sind ausschließlich heimische Bands aufgetreten, die sich vor keiner internationalen Band verstecken müssen und keine dieser Bands hat jemals auf einem Frequency oder Novarock spielen dürfen. Wenn man sich anschaut, dass man bei einem Velojet oder TNT Jackson-Konzert kaum mehr bei der Tür rein kommt, weil es drinnen so voll ist und diese Bands von multinational agierenden Booking-Agenturen in Österreich komplett übergangen werden, ist das schon ziemlich traurig.
Bernhard: Das ist dann auch der springende Punkt. In Österreich sieht man bei großen Festivals Bands im Line-Up, wo man sich schon denkt, dass eine heimische Band, wie beispielsweise TNT Jackson, da genau so gut hinein passen würde.
Robert: Auf der anderen Seite muss ich auch sagen, dass es bei uns sträflich vernachlässigt wird, danach zu streben, von diesem ganzen nationalen Gedanken überhaupt weg zu kommen und auch zu versuchen, in anderen Ländern Fuß zu fassen. Es sollte meiner Meinung nach eher eine Rückbesinnung darauf geben, dass, wenn niemand unsere Bands buchen will, wir sagen “leckt’s uns doch alle am Arsch”, dann machen wir unsere Konzerte eben ganz wo anders.
Wie seid ihr mit, abseits der großen Festivals, den vorhandenen Möglichkeiten zufrieden und wo seht ihr Verbesserungsbedarf?
Robert: Vor allem empfinde ich das Gagengefälle als ziemlich komisch.
Inwiefern?
Robert: Naja, wenn man sich anschaut, was beispielsweise eine deutschsprachige Band aus Bayern, die gerade einmal von 400 Kilometern weit weg herkommt und Support von allen Seiten der Medien hat, im Gegensatz zu einer österreichischen Band bekommt, macht mich das schon persönlich etwas traurig. Vor allem, wenn man sich dann noch die enorm hohen Eintrittspreise anschaut, die vom Publikum einfach so gezahlt werden, ohne das in irgendeiner Weise zu hinterfragen. Ich verstehe es einfach nicht, warum eine Band besser sein soll, nur weil ihre Mitglieder einen deutschen Reisepass haben – warum sollten die nur aufgrund dieser Tatsache geiler, hipper oder cooler sein? Wenn beispielsweise Shy irgendwo spielen, kommt wirklich fast niemand zum Konzert, gleichzeitig drehen aber alle komplett durch, wenn Virginia Jetzt oder Anajo kommen. Wohlgemerkt, alles keine schlechten Bands, aber ich finde dieses “sich selbst zur Provinz machen” ziemlich schade.
Ist mit “Medien” FM4 gemeint? Teilweise fällt mir auf, dass Sachen, die von dieser Seite gefeatured werden, richtige Publikumsmagneten sind, während man bei anderen Sachen eher geringes Interesse bemerkt.
Robert: Das war glaube ich mal vor ein paar Jahren so, aber mittlerweile glaube ich, ist das nicht mehr so auffällig. Mit FM4 haben wir auch gar keine Probleme, die unterstützen uns schon, aber das geht vielleicht auch nur in Wien, am Land dagegen interessiert das auch keinen mehr. Es ist irgendwie ziemlich schwierig, aus dieser Situation raus zu kommen, vor allem auch, weil vielen Bookern einfach der Mut fehlt, bestimmte Sachen zu machen beziehungsweise zu berücksichtigen. Das merken wir auch gerade jetzt wieder, wo wir versuchen, für Landscape Izuma eine Tour zu buchen, weil das eben keine Musik ist, die man in einer Indie-Disko spielen kann, wo sich Freitagabend halt alle ansaufen. Für so ein wenig mehr gesetzte Musik Auftrittsmöglichkeiten zu finden, gestaltet sich wahnsinnig schwierig.
Da kann man dann noch so oft sagen, dass FM4 das wahrscheinlich super finden wird und Falter sowie Gap auch schon etwas darüber geschrieben haben – irgendwie ist das allen relativ egal.
Bernhard: Wir selber machen ja auch Konzerte und Veranstaltungen, aber je mehr wir mit dem allen zu tun haben, werden wir eigentlich immer planloser, weil wir einfach nicht verstehen können, wie genau so ein Hype funktioniert und wie sich so etwas aufbaut. Warum sind jetzt plötzlich A Life A Song A Cigarette so groß? Bei denen haben wir nichts anders gemacht, als bei beispielsweise Tchi, die zwei Alben vorher waren. Da bestehen anscheinend wirklich so viele verschiedene Faktoren, die ich für mich persönlich einfach nur mehr als Zufälligkeiten einordnen kann.
Robert: Interessant ist auch, dass man diese ganzen Entwicklungen in Österreich auch gar nicht wirklich auf viel Medienwirken schieben kann, da hier die Medienlandschaft doch relativ übersichtlich ist. Man weiß, wenn man überall drinnen war und das Video auf GOTV gelaufen ist und auch noch bei FM4 gespielt wurde, müssen es die Leute eigentlich gut finden und trotzdem funktioniert es nicht immer so, wie man es sich denkt. Wenn man sich zum Beispiel eine Band wie Madsen anschaut, weiß ich nicht, wie viel Geld Universal da reingebuttert hat und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich da eine Kosten-Nutzen-Rechnung irgendwie ausgegangen ist. Natürlich, wenn man alles komplett mit Werbung zupflastert, wird der Mensch auf der Straße dazu gezwungen, das zu kaufen, weil Konsumverhalten einfach so funktioniert, aber unterm Strich ist es trotzdem bei weitem nicht der große Erfolg, en sich jeder erwartet hat. Bei Wir Sind Helden andererseits, hat es wieder funktioniert. Es wurden Plakate geklebt, dann war die Single draußen und auf einmal ist auch schon alles von alleine gelaufen, ohne dass irgendein großartiges Marketing-Budget dahinter gestanden ist. Andere, vergleichbare Bands, auch mit Sängerin und deutschen Texten, will dann wieder keiner hören – das ist einfach alles unberechenbar.
Die Alben, die ihr bis jetzt auf Siluh raus gebracht habt, sind alle auf physischen Tonträgern erschienen. Könnt ihr euch auch vorstellen, einmal eine Veröffentlichung komplett in digitaler Form zu machen und die nur beispielsweise über eure Homepage anzubieten?
Robert: Nein, rein digital sicher nicht. In Amerika geht die Tendenz gerade dazu hin, bei einer gekauften Platte beigelegt einen Code zu finden, der es ermöglicht, sich das Album einmal runter zu laden und für diverse portablen Abspielgeräte zu nutzen. CDs finde ich auch einfach total unsexy. Ich glaube aber, dass sich das mit den CDs demnächst auch bald einmal erledigt haben wird. Das einzige, was uns für das amerikanische Modell noch fehlt, ist, dass wir niemanden kennen, der uns so einen Code für jede einzelne Platte programmieren könnte.
Bei der letzten Shellac-Veröffentlichung wurde der Platte einfach ein gebrannter, unbeschrifteter CD-Rohling beigegeben. Wäre das eine Alternative zu diesem Code?
Robert: Das ist auch irgendwie fad, die Idee mit dem Code gefällt mir da viel besser. Sup Pop machen das beispielsweise so und da funktioniert das auch wirklich sehr gut. In Amerika merkt man wirklich sehr stark, viel stärker als hier, wie die Vinyl-Verkäufe auf einmal wieder ansteigen. Vor allem das Umdrehen der Platte empfinde ich als wichtiges Element, die Musik optimal konsumieren und genießen zu können. Es macht einfach viel aufmerksamer, wenn man nach fünf Liedern kurz Pause machen muss, um die Platte umzudrehen. Beim MP3-Hören merke ich selber, dass man so ein wenig den Bezug zur Musik verliert. Der Punkt, komplett von CD auf Vinyl umzusteigen, liegt bei uns für Siluh aber leider noch in weiter Ferne. Eine Split-Platte, die wir mal raus gebracht haben, Thalia und Elyjah, war nicht so besonders von Erfolg gekrönt. Von der haben wir glaube ich nur knapp 100 Stück verkauft. Unsere anderen Vinyl-Verkäufe bewegen sich auch ungefähr in diesem Rahmen, deshalb macht ein kompletter Umstieg auf dieses Medium für uns noch nicht wirklich viel Sinn.
Allen Widrigkeiten zum Trotz wird demnächst eine 7″ von Killed By 9 Volt Batteries erscheinen. Was steht daneben bei Siluh Records in nächster Zeit noch an?
Robert: Das nächste große Ding, das wir in Österreich angehen werden, ist das Album von Landscape Izuma und in Deutschland ist für 24. September die Veröffentlichung von A Life A Song A Cigarette angesetzt, was sich im Nachhinein als ungünstiger Termin heraus gestellt hat, da ich gesteckt bekommen habe, dass an diesem Tag auch die neuen Alben der Babyshambles, Foo Fighters, PJ Harvey und Bruce Springsteen released werden. Das heißt, dass in sämtlichen Magazinen für eine österreichische Band nicht mehr viel Platz zur Verfügung stehen wird. Wir sind gerade dabei, zu überlegen, wie wir da am besten Schadensbegrenzung betreiben können, die Platte wird aber auf jeden Fall erscheinen. Im November gehen dann auch schon wieder die Batteries mit dem Herrn Fuzzman ins Studio und so geht’s dann auch immer weiter. Tchi haben auch gerade wieder etwas aufgenommen, deren Platte ist auch schon fast fertig, wie ich gehört habe. Wir fahren also derzeit eh das volle Programm. Für zwei Leute sind wir mittlerweile, was die Ressourcen anbelangt, jedenfalls gerade so ziemlich am Limit angelangt, wo wir sagen können, dass wir noch dazu fähig sind, in alles, was wir machen, noch unser ganzes Herzblut hineinstecken zu können. Wenn wir in nächster Zeit eine neue Band nehmen wollten, dann müsste die uns schon wirklich extrem gut gefallen. Man darf nicht vergessen, dass man mit so einem Label eben für wirkliche Menschen und ihre Visionen verantwortlich ist und nicht bloß für irgendein Produkt. Es müsste also schon wirklich etwas wahnsinnig Gutes daher kommen, das uns wirklich umhaut – ansonsten halten wir uns momentan, was neue Bands betrifft, eher zurück.
Seid ihr selber auch noch musikalisch aktiv?
Robert: Ja, wir haben gemeinsam ein Projekt namens Escorial Grün, mit dem wir ab und zu mal gespielt haben und mittlerweile gibt es auch Gary wieder, wo auch Bernhard mitspielt – im Januar gehen wir ins Studio, um ein neues Album aufzunehmen. Zuvor sind im Dezember auch noch ein paar Konzerte geplant.
Wollt ihr dieses neue Album auch bei Siluh veröffentlichen?
Robert: Das kommt ganz darauf an. Wir machen jetzt erst einmal das Album und dann müssen wir halt schauen, wie es weiter geht. Wenn uns irgendeine Plattenfirma viel Geld und wenig Zwang anbietet, werden wir uns natürlich überlegen, dort zu veröffentlichen. Tendenziell würde ich jedoch eher dazu neigen, die Platte selber raus zu bringen.
Im Wiener Shelter habt ihr eine Zeit lang regelmäßig den Beatkeller veranstaltet. Mittlerweile macht ihr das nicht mehr, was waren die Gründe dafür, damit aufzuhören?
Bernhard: Primärer Grund war eigentlich, dass zum Schluss keine Leute mehr gekommen sind und natürlich war auch eine menge Arbeit damit verbunden. Wir haben auch bald gemerkt, dass, wenn man jedes Monat eine gute Band holt, die nur im NME drin steht, hierzulande jedoch noch keinen Release hat, relativ teuer ist, wir aber gleichzeitig die Eintrittspreise so gering wie möglich halten wollten. Ein Minimum von 100 zahlenden Gästen wäre daher wünschenswert gewesen, was auf Dauer jedoch nicht zu realisieren war und wir meistens doch deutlich darunter gelegen sind. Jetzt beschränken wir uns darauf, nur hin und wieder Konzerte zu machen.
Robert: Bei regelmäßigen Veranstaltungen entsteht auch relativ schnell ein gewisser Zwang, immer gute Bands zur Verfügung haben zu müssen, was auch nicht immer ganz so einfach ist.
Bernhard: Außerdem ist es irrsinnig schwierig, Leute an einen Klub zu binden. Beim ersten Mal war das Shelter voll, dann war zwei oder dreimal tote Hose und bei einer Thalia-Präsentation kurz darauf, war wieder alles gut gefüllt. Irgendwann sind die Besucherzahlen dann aber komplett abgeflaut und wir haben beschlossen, die regelmäßigen Sachen bleiben zu lassen. Jetzt machen wir Konzerte einfach irgendwo, wo es gerade passt, ohne an eine bestimmte Location gebunden zu sein. In der Vergangenheit waren das Rhiz, B72, Flex, Einbaumöbel und noch ein paar mehr. In der Blue Box haben wir auch einmal einen DJ-Abend gemacht. Es gibt in dieser Richtung also eigentlich eh immer irgendetwas für uns zu tun.
Robert: Teilweise haben Bands ja auch Gagenvorstellungen, die nur mit einem Ticket-Preis ab 15 Euro aufwärts zu meistern wären. Das ist auch etwas, wogegen wir uns stellen wollen und lieber mehr auf das DIY-Prinzip zurückgreifen, als uns auf teure Booking-Agenturen zu verlassen. In Wien funktioniert es aber anscheinend ganz gut, Leute auf komplett überteuerte Konzerte zu locken, wohingegen sie von billigen wegbleiben, weil sie offenbar irgendwie der Ansicht sind, dass die schlecht wären, nur weil sie wenig kosten.
Das Interview führte Michael Masen.
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