Mit Dieter Glawischnig wurde im vergangenen März eine der wohl bedeutendsten und prägendsten Persönlichkeiten der heimischen Jazzszene 75 Jahre alt. Dem weit umher gekommenen Pianisten, Komponisten und Bandleader ist es mit zu verdanken, dass Österreich in der Vergangenheit auch international als lebendiges und vielfältiges Jazzland wahrgenommen wurde. Dem „Grandseigneur des Free Jazz“ zu Ehren findet am 22. Juni im Gasthaus Pummer im burgenländischen Heiligenkreuz ein Festkonzert statt, in dessen Rahmen Dieter Glawischnig gemeinsam mit geladenen Gästen, sein bisheriges musikalisches Schaffen Revue passieren lassen wird.
Dieter Glawischnigs Verdienste für die österreichische Jazzszene würden vermutlich viele, viele Seiten füllen. Der 1938 in Graz geborene Pianist, Komponist und Bandleader zählt unbestritten zu jener Gruppe österreichischer MusikerInnen, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass der Jazz in den hiesigen Breitengraden Fuss fassen und auch hier seine Anhänger finden konnte. Den Anfang nahm Glawischnigs erfolgreiche Karriere in den 50er Jahren mit dem Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz, an einem Ort, der von den Rahmenbedingungen der Zeit voraus, dem Jazz und seiner Szene schon damals die Möglichkeiten geboten hat, sich zu entwickeln. Nach dem Abschluss an der Universität wirkte Dieter Glawischnig ab 1963 zunächst als Posaunist in der ORF-Bigband, bevor er an die Grazer Oper wechselte. Darüber hinaus übernahm er von 1968 bis 1975 der Leitung der Jazzabteilung der Musikhochschule Graz.
Anschließend führte ihn sein beruflicher Weg nach Hamburg, wo er die Leitung der NDR-Studioband übernahm. Diese entwickelte der Pianist, Komponist und Arrangeur im Laufe der Zeit zu einer Big Band weiter, welcher er bis 2008 als Chefdirigent vorstand. Zudem war der gebürtige Steirer seit 1982 auch an der Hamburger Musikhochschule tätig, in welcher er nach Grazer Vorbild eine Jazzabteilung aufbaute. Ebenfalls keinesfalls unerwähnt bleiben darf Dieter Glawischnigs legendäres Trio The Neighbours. Gemeinsam mit Ewald Oberleitner und John Preininger machte sich der Pianist Mitte der siebziger Jahre daran, die traditionellen Wege des Jazz zu verlassen, um über die freie Improvisation eine neue zeitgenössische Klangsprache dieser Musikform zu entwickeln.
Im Rahmen des von Udo Preis vom Verein Limmiationes veranstalteten Geburtstagskonzerts im burgenländischen Heiligenkreuz, bietet sich Jazzliebhabern die Gelegenheit, sich ausführlich mit Dieter Glawischnigs Schaffen zu beschäftigen, sowie seinen Werdegang zu einem der wichtigsten Vertreter der heimischen Jazzszene im musikalischen Zeitraffer mitzuverfolgen. Begleitet wird der Pianist und Komponist an dem Abend von Vladimir Tarasov (Schlagzeug), Andi Schreiber (Geige), Vladimir Chekasin (Saxophone), Armin Pokorn (Gitarre), John Marshal (Schlagzeug), Ewald Oberleitner (Bass), Conny Bauer (Posanue), Hans Glawischnig (Bass), Luten Petrowsky (Saxophone) und Gerd Dudek (Saxophone). (mt)
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