Tupolev – Tower of Sparks

Zwei Jahre sind seit dem Debütalbum „Memories of Björn Bolssen” inzwischen vergangen. Zwei Jahre, in denen die vier Musiker Peter Holy, Alexandr Vatagin, Lukas Scholler und David Schweighart von Tupolev den Versuch unternommen haben, ihren den Stil einer intensiven Überarbeitung zu unterziehen. Herausgekommen ist mit „Towers of Sparks“ (Valeot Rec.) ein Album, auf dem einmal mehr unterschiedlichste Elemente fulminant in Einklang gebracht werden. Präsentiert wird das Zweitlingswerk am 17. November im Wiener Gürtellokal Rhiz.

In ihrer Anfangsphase hat sich die im Jahr 2002 gegründete Band noch stark an internationalen Helden des Zeitlupen-Rock, wie beispielsweise Codeine, Savoy Grand oder Low orientiert und ihren eigenen Output schlicht und einfach als “Pop-Songs” klassifiziert. In Folge wurden die Stücke komplexer und auch stilistisch offener – eine Segmentierung in Refrain oder Strophe war zudem nicht mehr möglich bzw. notwendig. Diese Phase, mit ihren komplex verschachtelten, gleichzeitig aber jazzig-melodiösen Stücken, wurde schließlich auch auf der selbstbetitelten EP konserviert.

In Folge führten die vier Musiker Peter Holy, Alexandr Vatagin, Lukas Scholler und David Schweighart diesen eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Der kreative Output war noch mehr im Bereich Komposition angesiedelt, ohne jedoch auch nur in irgendeiner Weise auf klassische Songstrukturen oder Harmonien zurück zu greifen. So fanden sich auf dem Debüt-Album „Memories of Björn Bolssen” (Valeot Rec.) zwei langsam-minimalistische Stücke für Piano und Bass und eines mit Bass und elektronischen Klängen als zentrale Anknüpfungspunkte. Begleitet von komplexen Schlagzeugrhythmen und atmosphärischen Celloklängen entstand ein höchst eigenwilliger Sound, der nur schwer in eine einzelne Kategorie zu fassen war.

Die Ingredienzen des in Kürze erscheinenden zweiten Album „Towers of Sparks“ lesen sich im Grunde genommen gleich wie in der Vergangenheit, mit dem kleinen Unterschied das musikalisch diesmal komplett anders an die Sache herangegangen wird. Peter Holy, Alexandr Vatagin, Lukas Scholler und David Schweighart verharren nicht auf gewohnten Positionen, sondern versuchen ihre Musik einen Schritt weiter zu tragen. Die Arrangements wirken noch durchdachter, gleichzeitig aber auch komplexer. Überhaupt scheint die Band diesmal wieder gewillt gewesen zu sein, ihren Tracks mehr Strukturen zu verleihen, wobei diese dem herkömmlichen Musikverständnis immer noch entgegenlaufen.

Tupolev – Tower of Sparks 1 by mica

Insgesamt gehen Tupolev auf  „Towers of Sparks“ sehr reduziert an die Sache heran, wobei das Klavier die Führungsrolle übernimmt. Richtig laut wird es, wenn überhaupt, nur sehr selten. Irgendwo zwischen den Polen Jazz, Songwriting und Elektronik agierend, lassen die vier Musiker enorm atmosphärische Instrumentalstücke entstehen, die sich zwar erst nach mehrmaligem Hören vollends erschließen, dann jedoch ein Geheimnis nach dem anderen offenbaren. Eingehüllt in einen im Vergleich zum Vorgängeralbum deutlich wärmeren Sound wirken die acht Tracks trotz ihrer Vertracktheit zugänglich. Um den bestmöglichen Sound zu gewährleisten, wurde „Towers of Sparks“, mit dem Grund die gesamte dynamische Breite der Aufnahmen erlebbar zu machen, im Vergleich zu gewöhnlichen Pop-Alben deutlich leiser gemastert.

Tupolev unterstreichen mit „Towers of Sparks“ einmal mehr, dass sie in Sachen experimenteller Musik hierzulande zur Spitze zählen. Erstmals live von der hohen Qualität der neuen Stücke kann man sich am 17. November im Rahmen der CD-Präsentation im Wiener Rhiz. (mt)

Foto Tupolev: David Murobi

 

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