Die Jazzgalerie Nickelsdorf lädt vom 21. bis zum 24. Juli interessierte Musikfreunde zu den KONFRONTATIONEN 2011. Zum zweiten Mal in der Geschichte des int. Festivals für improvisierte, zeitgenössische und neue Musik wird am Donnerstag eröffnet. Damit wird auf das überragende Feedback des letzten Jahres reagiert und auf die teilweise lange Anreise des int. Publikums aus ganz Europa, Japan und den USA.
Mit der Gegenüberstellung von afro-amerikanischen und europäischen Traditionen des Free Jazz beschäftigt sich das Evan Parker Transatlantic 6tet und Freenology. Dieser Teil der Programmierung verweist auf die Anfänge der Jazzgalerie in den 1970er Jahren. Mit Melancholie hat das sehr wenig zu tun, vielmehr zeigt es, dass die Konfrontationen auch „Langzeitstudien“ sind über MusikerInnen, die PionierInnen sind, die in der Gegenwart leben und für die Zukunft sind. Für die Zukunft einer Musik, die im Moment entsteht.
Mit Sophie Agnel/Frankreich, Magda Mayas/Deutschland, Manon-Liu Winter/Österreich und Marilyn Crispell/USA sind vier PianistInnen zu Gast, die sich virtuoses Können und höchste Kreativität am Klavier teilen, wobei Sophie Agnel mit dem Begriff „extensive piano“ spielt. Extensive Sounds, so unterschiedlich die individuellen Entstehungsgeschichten auch sind, versprechen alle Musikerinnen: Manon-Liu Winter in Franz Hautzinger´s Poet Congress, Sophie Agnel solo, Magda Mayas im Trio Great Waitress (piano, cl, accordion). Marilyn Crispell hat es mit dem Reisen so gar nicht, das weiß auch Joëlle Léandre und nützt darum diese absolut rare Chance und entführt zu einem gemeinsamen Auftritt für zwei außergewöhnliche Instrumentalistinnen.
“Hearing Marilyn Crispell play solo piano
is like monitoring an active volcano.
She is one of a very few pianists who rise
to the challenge of free jazz.”
-The New York Times
Neben vielen neuen und bekannten internationalen KünstlerInnen sind Broken Heart Collector (Maja Osojnik, Susanna Gartmayer & Bulbul) mit MusikerInnen aus der Wiener Improvisationsszene dabei. „Schon Meta-Musik, aber fährt auch wie Sau: Broken.Heart.Collector, ein neues Bandprojekt an den Schnittstellen von Hardcore, Avant-Rock und „experimentellem“ Liedgut, kümmert sich im guten Sinn wieder um die Freiräume „innermusikalischer“ Reflexion.“ Thomas Edlinger/Fritz Ostermayer/Sumpf/FM4
Mit „Scrambled Eggs“ kommen die Protagonisten der experimentellen Beiruter Musikszene nach Nickelsdorf. „Scrambled Eggs“ haben sich 1998 als Teil der kreativen Subkultur der libanesischen Nachbürgerkriegszeit formiert, beeinflusst von post-punk, grunge and no wave haben sich die Musiker immer intensiver mit Improvisation beschäftigt, nach Sounds geforscht und eine eigenständige Identität für ihre Musik, eine feine Mischung aus extremen Klängen entwickelt – immer auf der Suche nach Harmonie im Chaos.
Freiräume, Avantgarde, Free Jazz, innermusikalische Reflexion und Improvisation…
Gedanken und Lebensvorstellungen, die Ende der 1970er Jahre, im Angesicht der verstacheldrahteten Grenze zu Ungarn mit der Gründung einer Jazzgalerie und einem Festival „knallhart“ durchgesetzt wurden und deren Spirit sich nicht verflüchtigt hat. Keine Ahnung, ob sich damals Hans Falb und seine MitstreiterInnen dachten, dass die „Konfrontationen“ ein ganzes Jahrtausend überdauern werden.
Betrachtungen und Veränderungen des/im öffentlichen Raum(s) spielen bei soundart@nickelsdorf eine entscheidende Rolle. Mit der Erweiterung des Festivals, durch spektakuläre und begehbare Klanginstallationen, Animationsfilme, Grenzgänge zwischen Skulptur, Bild, Klang und Geräusch in und um Nickelsdorf ist gleichzeitig eine künstlerische Aufwertung der Konfrontationen gelungen, die aus dem Festivalgeschehen nicht mehr wegzudenken ist.