Es braucht Netzwerke und es braucht eine Quote. KEYCHANGE ist der erste kollektive, praxisbezogene Versuch Geschlechtergleichstellung auf Musikfestivals durchzusetzen. Ausgerufenes Ziel ist die Sichtbarkeit unterrepräsentierter Künstler*innen im Musikbusiness zu stärken. Die Mission scheint nicht neu und doch wird hier mit einer kämpferischen Kompromisslosigkeit vorgegangen, denn die teilnehmenden Festivals verpflichten sich dazu, bis zum Jahr 2022 eine 50/50 Quote zwischen Frauen (inklusive trans- und nicht-binär identifizierter Acts) und Männern durchzusetzen. Das bedeutungsvolle Versprechen ist Bedingung für alle Mitglieder und lässt auf eine große strukturelle Änderung hoffen.
Keychange unternimmt einen großen Schritt in Richtung Gleichberechtigung und Gleichstellung von Männern und Frauen auf den internationalen Musikbühnen und setzt dabei auf Inklusivität. Gegründet wurde die Initiative von der britischen PRS Foundation, um gegen die Unterrepräsentation und Diskriminierung von Frauen im Musikbusiness vorzugehen und Gender-Gaps zu schließen. Mittlerweile wird die Initiative von der EU subventioniert. Gelebte Vielfalt steht am Programm, denn dass die großen Bühnen vor allem von Männern bespielt werden, müsse sich ändern. So wurde aufgedeckt, dass nur 16% aller bei Verwertungsgesellschaften registrierten Musikschaffenden und nur 30% der in der Musikindustrie Beschäftigten weiblich sind. Dass Keychange schon jetzt Früchte trägt, lässt sich an der Anzahl der partizipierenden Festivals ablesen. Zwei Jahre nach der Gründung der Initiative haben sich weltweit bereits über 140 Festivals der Bewegung angeschlossen, darunter auch starke Partner wie Musikcentrum Öst, Iceland Airwaves, The Great Escape, Mutek, Reeperbahn Festival und das Waves Vienna. Die internationale Vernetzung ist grundlegend für das Unterfangen.
Das Keychange Manifest
Im November letzten Jahres haben die sieben Keychange-Gründerinnen nun auch dem Europaparlament in Brüssel ein Manifest vorgelegt. Dieses hat die erreichten Veränderungen aufgezeigt, aber vor allem Lösungsansätze für die Zukunft dargelegt. Es sollen bewusst auch Akteure aus der Politik und der Musik(wirtschaft) zusammengebracht werden. So spricht das Keychange Manifest Empfehlungen aus, wie eine gleichberechtige Musikindustrie aussehen kann und fordert nicht zuletzt eine Verbesserung der Arbeitsverhältnisse für Frauen.
Die Dringlichkeit dieses solidarischen Unternehmens ist nicht von der Hand zu weisen und diese Art der gezielten Frauenförderung in einem männerdominierten Feld verdient Respekt und Unterstützung. Bislang ist mit dem Waves Vienna Festival nur ein österreichisches Festival in der Bewegung vertreten. Es bleibt zu hoffen, dass sich weitere anschließen (vgl. Interview mit Thomas Heher).
Shilla Strelka
Auch mica – music austria möchte ein Zeichen setzen und zur Stärkung der Sichtbarkeit von Musiker*innen beitragen. So sind unter dem Banner #endpatriarchy die Inhalte dieses Monats vorwiegend Frauen gewidmet.