Gauda Grimm, ein junges Duo aus Vorarlberg, sind selbsterklärte Märchenerzähler und minimalistisch mit einem Schlagzeug und einer Gitarre bewaffnet. Dietlind Höfle und Philipp Gollonitsch entwerfen auf ihrem Debütalbum „Room For Your Head“ Klangwelten aus jazzigem Pop mit viel Wärme in der Stimme und den Melodien. Die übrigen Genres, die sie ausprobieren, ziehen sich von Spoken Poetry, über Acapella bis zu einem Hauch von Rockabilly.
Das Besondere ist, dass sie zwischen Englisch, Mundart und „Hochösterreichisch“ switchen, und so den Liedern bestimmte Identitäten geben. Ihre Texte sind verträumt, und vor allem bei einigen der Englischen lässt sich eine sympathische Naivität heraushören, die typisch für Märchen ist.
Weniger naiv sind „Club Of Pretenders“ und der Abschlusstrack „Bad Fish“. Ersterer wird von einer peitschenden Gitarre getragen und der anklagenden Stimme von Dietlind Höfle. Sie singt von den vorgetäuschten Vorteilen des Sich Verstellens. Negativ daran ist, dass die Stimme von Philipp Gollonitsch nur für einen Zwischenruf rein geschnitten wurde, was so ein bisschen den Flow des Songs stört. „Bad Fish“ wiederum scheint beim ersten Hören ein netter Popsong zu sein, und entpuppt sich dann als Gesellschaftskritik getarnt durch die Metapher eines ungehorsamen Fisches. Die Background Vocals passen perfekt zu dem fauchenden Becken, das das Bild von einer rauen See komplettiert.
„Full Moon“ ist ein jazziger Chanson, der an die berüchtigte Coverband Nouvelle Vague erinnert, nur dass der flüsternde französische Singstil durch das starke Organ von Höfle ersetzt wurde. Genauso ruhig, ohne langweilig zu sein, ist „Head Into The Sand“. Die Klarinette mischt die Ballade auf, und gibt ihr so einen eigenen Charakter.
Besonders berührend ist „Bilda“, das besonders durch die Mundart besticht. Obwohl man als nicht Vorarlberger Probleme mit dem Verstehen hat, fühlt es sich trotzdem intimer an, als die englischen Texte. Melancholisch wirkt die leicht monotone Gitarrenmelodie, und Höfles Stimme kommt mit ihren Höhen und Tiefen auf diesem Lied am meisten zur Geltung.
„Bilda“ zeigt wie gut sich „Xibergerisch“ für modernen Pop eignet, deswegen ist es auch ein bisschen schade, dass „Vrloga“ nicht ganz in Mundart gehalten ist. Da die Rockabilly-Melodie keine Neuheit ist, wäre es so um einiges deftiger.
Gauda Grimm haben auf ihrem Debüt experimentiert ohne aufdringlich oder inkonsistent zu wirken. Es ist ein Album mit bekannten Melodien, die durch zurückhaltende Instrumentierung und präzise ausgewählte I-Tüpfelchen neu zu Geltung gebracht wurden. Alles in allem hat es genau den märchenhaften Unterton, den sich die Band überlegt hat, und dies zu erreichen, spricht für das Talent von Gauda Grimm.
Anne-Marie Darok
http://www.gaudagrimm.at/