Akkordeon Festival – Frauen Power

Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8.3. werden auch heuer an diesem Tag sämtliche Scheinwerfer der Musikwelt auf Künstlerinnen gerichtet sein. Hiervon macht das achte Internationale Akkordeonfestival natürlich keine Ausnahme.

Da es sich hierbei jedoch, sowohl hinsichtlich Dauer, als auch Anzahl teilnehmender KünsterInnen, nicht um ein gewöhnliches Festival handelt, lässt sich auch der Frauenschwerpunkt nicht an einem Tag unterbringen, sondern bildet mit seinen vier Veranstaltungstagen quasi ein Festival im Festival, mit dem kraftstrotzenden Motto “Frauen-Power”.

 

Den Auftakt dieser “Veranstaltungsreihe” bildet am 8.3., in der Sargfabrik, eine der großen Entdeckungen neuerer russischer Musik, die Russin Evelyn Petrova, die mit “Year’s Cycle” ein international beachtetes Werk vorgelegt hat. In zwölf Sätzen, teils mit eindringlichem Gesang, teils instrumental, lässt sie sich von traditioneller Musik und ländlichen Stimmungen verschiedener russischer Regionen inspirieren. Dabei wechselt ihr Stil von volksliedhaft zu experimentell, von impressionistisch zu atonal, von melodischem Minimalismus zu wucherndem Ornament.

 

Bereits tags darauf gastiert mit Barbara Faast eine der verdientesten, heimischen Akkordeonistinnen im Aera. Als Allround-Akkordeonistin meistert sie auch Tasten-Akkordeon, chromatisches Knopf-Akkordeon, diatonische Steirische- und Wiener Knöpferl-Harmonika, die diatonische Garmoschka aus Russland und das Bandoneon, das eine, von den zuvor genannten Instrumenten, völlig abweichende Grifftechnik erfordert. Als Tango-Interpretin gründete Barbara Faast das Tango Vivo Quartett, mit den Herz-Ton-Schrammeln überwand sie ihre ursprüngliche Abneigung gegenüber Wiener Musik, deren findige Interpretin sie alsbald wurde.

 

Am 10.3. hält das Baumgartner Casino für Akkordeon-Afficionados gleich ein Doppelkonzert bereit. Frauen Power: Zwischen Tequila und Popocatepetl-Twist.

 

Den Tequila liefern Tini Trampler und Die Dreckige Combo, die in einem einzigartigen Konzept, ausgehend von mexikanischer Musik, verschiedene musikalische Referenzen, quer durch Zeit und Raum, mit dem Lasso einfangen. Die Arrangements erinnern streckenweise an Berliner Chansons der Weimarer Epoche, Klassik, slawische Volksmusik oder Italo-Pop mit Anlehnungen an Western- und kalifornische Surf-Sounds.

 

Anschließend folgt der mittlerweile dritte Österreich-Auftritt der New Yorker Underground-Bardin Rachelle Garniez, die bereits auf eine 20-jährige Akkordeon-Erfahrung zurückblicken kann. Sie sammelte Spielerfahrung bei Sessions mit spanischen Gitanos und Auftritten bei italienischen Karnevals und war Mitglied der Band “Isle of Klezbos”; ihre Songs werden außerdem regelmäßig gecovert und für Soundtracks verwendet.

 

Der letzte Tag unter dem Motto “Frauen-Power” wartet abschließend mit einem dicht gedrängten Programm auf. Er beginnt mit einem Filmbrunch im Filmcasino, bei dem die Akkordeonistin Maria Dürchler auf ihrem Instrument den Stummfilm “Die freudlose Gasse” begleitet, der in locker verwobenen Episoden ein realistisches Bild Wiens während der Inflationszeit zeichnet – ein scharf kontrastierender Bilderbogen von Armut und Verschwendung, Sexualität und Macht.

 

Anschließend laden Mirjam Jessa und Ingrid Eder in den Literatursalon, wo Texte und Gedichte der Dichterin Hertha Kräftner, die heute zu den wichtigsten Lyrikerinnen der österreichischen Nachkriegszeit zählt, vorgetragen werden. In einer dichten Collage aus Wort und Musik nähern sich Jessa (Rezitation) und Eder (Akkordeon) der Kunst Kräftners.

 

Das letzte Konzert unter dem Motto “Frauen-Power” bestreiten schließlich Cathrin Pfeifer und Etta Scollo. Das Spektrum der deutschen Akkordeonistin Pfeifer reicht von Folk und Jazz, über Rock, bis hin zur Avantgarde und wieder zurück. Ihr Faible für atmosphärische Sounds und Melodieschönheit führten sie jedoch nie in die New-Age-Ecke, wofür schon alleine ihr spielerisches Temperament und ihre Leidenschaft für Tango, Bossa und andere lateinamerikanische Formen verantwortlich zeichnen. Ihre Bühnenpartnerin Etta Scollo verhalf bereits 1991 dem verblassenden Austro-Pop mit ihrer Cover-Version des Beatles-Hits “Oh Darling” zu neuem Glanz. Mit der Zeit widmete sich die Jazz- und Rocksängerin, die schon mit Eddie Lockjaw Davis und Champion Jack Dupree zusammengearbeitet hat, zunehmend ihren sizilianischen Wurzeln, was in ihrer Hommage an die Volkssängerin Rosa Balistreri kulminierte.

 

 

Akkordeonfestival

http://www.akkordeonfestival.at/