Mit dieser Serie bündelt mica – music austria die Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen im Musikbusiness. Warum „100 Prozent“? Weil Gleichstellung zu 100 Prozent anstrebenswert ist… und es immer noch viel zu tun gibt. Diesmal im Interview die aus Tirol stammende Saxofonistin und Komponistin Yvonne Moriel.
Welche Personen/Institutionen/Förderprogramme haben dir auf deinem Weg im Musikbusiness weitergeholfen?
Yvonne Moriel: Da gibt es jetzt nicht eine besondere Person oder ein Programm oder sowas, ich habe mir eigentlich alles an verschiedenen Stellen zusammengesucht. Mir haben aber immer wieder einzelne Menschen dadurch geholfen, dass sie mir eine neue Welt gezeigt und mir Vertrauen in meine Fähigkeiten gegeben haben bzw. es mir möglich machten, diese Fähigkeiten auch wo zu zeigen.
Wie und wodurch hast du Erfahrung im Musikbusiness gesammelt? Was waren die größten Hürden und wie konntest du sie überwinden?
Yvonne Moriel: Ich habe einfach versucht, herauszufinden, was es alles zu tun gibt, wie andere Menschen das machen, und zu Leuten Kontakt aufzunehmen, die ich cool finde und die mich inspirieren. Und dann stetig dahinzuarbeiten und die Ergebnisse nicht zu stark zu bewerten. Perfektion lähmt oft. Das ist ganz schön hart, wenn man hohe Ansprüche hat. Da muss man oft seine Angst, ob das gut genug ist und was da andere wohl drüber denken, runterschlucken. Aber die Belohnung ist, dass man durch Machen und nochmal Machen und was Neues Machen wirklich viel besser wird. Das Gemeine ist dabei immer der stufenförmige Verlauf von Fortschritt, da darf man sich nicht drausbringen lassen.
„Chancen sind so wichtig in einer Karriere, sie können so unfassbar viel bedeuten …“
Wo hättest du dir (mehr) Unterstützung gewünscht?
Yvonne Moriel: Ich bin von der Klassik in den Jazz gewechselt und hätte mir gewünscht, am Anfang mehr Unterstützung, Vertrauen & Chancen zur Erfahrungssammlung und Weiterentwicklung zu bekommen. Chancen sind so wichtig in einer Karriere, sie können so unfassbar viel bedeuten für die Person, die sie bekommt. Da können kleine Dinge eine Karriere anstoßen – eine Erwähnung, eine Weiterempfehlung, eine Einladung. Dafür schätze ich es jetzt umso mehr, wenn mir jemand eine Möglichkeit gibt, das merke ich mir ganz genau.
Hattest du selbst passende Role-Models in deinem Umfeld, an denen du dich orientieren konntest?
Yvonne Moriel: Nein, hatte ich nicht. Aber ich finde es so gut, dass selbstbewusste, starke, richtig gute und eigenständige Frauen immer sichtbarer werden. Das ist aus multiplen Gründen super, aber auch weil ich der Meinung bin, dass das direkte Umfeld Personen und Handlungen oft am meisten prägt. Ich möchte selber auch gerne Menschen motivieren und inspirieren, nach dem eigenen Weg zu suchen. Und den dann auch zu gehen, auch wenn man ihn sich vielleicht erst bauen muss. Das benötigt viel Mut. Es erscheint oft viel vernünftiger, den Weg, den alle gehen oder der dir als gut und sicher gepredigt wird, zu nehmen.
„Ich werde immer als viel jünger eingeschätzt und […] dadurch weniger ernst genommen.“
Welche Rolle spielt das Alter für dich?
Yvonne Moriel: Es ist absurd, wie viel Bedeutung Alter gegeben wird. Und dass die Allgemeinheit glaubt, es sei (vor allem für Frauen) das ultimative und einzige Ziel im Leben, möglichst jung auszusehen. Und dabei sagt es doch so wenig über eine Person, ihr Leben und ihre Fähigkeiten aus! Ich werde z.B. immer als viel jünger eingeschätzt. Und das Einzige, was mir das bringt, ist, dass ich weniger ernst genommen werde. Weil junge Frauen einfach oft als weniger kompetent und unerfahren wahrgenommen werden, auch unbewusst.
Was würdest du dir für eine diversere Musikszene wünschen?
Yvonne Moriel: Dass bei einer Begegnung nicht Alter, Geschlecht oder sonst was Oberflächliches sofort das innere Bild eines Menschen bestimmen, sondern der Mensch einfach unvoreingenommen und respektvoll kennengelernt wird, der einem da gegenübersteht. Dann muss man sich auch nicht ständig beweisen. Und weniger Werten wäre wahrscheinlich auch hilfreich.
Welche Fragen wurden dir häufig gestellt, die einem Mann niemals gestellt werden würden?
Yvonne Moriel: Wie ist das mit den ganzen Männern? Ist das nicht anstrengend? Sind sie eh nett zu dir? Aber warum glaubst du, ist es denn so, dass es einfach wenig/keine Frauen gibt in ….., ist da vielleicht doch was Genetisches?
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