Porträt: Viola Falb

„ […] Viola Falb weiß genau, was sie tut, amalgamiert sie in ihren Kompositionen doch vielerlei Einflüsse zwischen freiem Jazz und folkloristischen wie kammermusikalischen Anwandlungen zu einem sinnlichen, dramaturgisch ausgereiften Ganzen, einer kontrastreichen, geschmackvoll choreografierten Folge von Stimmungen und klingenden Geschichten. …“ Andreas Felber

Trotz ihres jungen Alters ist Viola Falb bereits seit vielen Jahren ein Fixstern der heimischen Jazzlandschaft und macht hier vor allem mit ihrem Projekt „Falb Fiction“ von sich reden. Abseits davon zieht sie aber in zahlreichen anderen Projekten und Betätigungsfeldern die Fäden und beweist stets welche Qualitäten in ihr stecken. Die Hans Koller Preisträgerin beeindruckt mit einer imposanten musikalischen Ausbildung und lässt bei Ihren Kompositionen nichts anbrennen. Auch wenn es manchmal nicht den Anschein hat, steckt hinter ihren Stücken größtenteils ausgefeilte Kompositionsarbeit mit der sie gezielt ihre Klangsprache steuert. Zu ihren Vorbildern zählt Viola Falb u.a. Wayne Shorter, John Coltrane, Cannonball Adderley, Eric Dolphy, David Liebman, Chris Potter, Dave Douglas aber auch György Ligeti, Igor Strawinski, Gustav Mahler, Bela Bartok und Dmitri Shostakovich.

Aber mal von Anfang an! Im Alter von sieben Jahren startet Viola Falb ihre musikalische Laufbahn an der Musikschule Eggenburg zunächst am Klavier um dann vier Jahre später auf ihr Hauptinstrument das Saxophon umzusteigen. 1994 kam dann auch der Wechsel an die Musikschule Hollabrunn wo sie am dortigen Gymnasium 1998 die Matura abschloss. Bereits in dieser frühen Phase sammelte Viola Falb viele wertvolle Band- und Live-Erfahrungen in unterschiedlichen Settings als Mitglied des Musikschul Jazz Ensembles, der Big Band oder des Saxophonquartetts. Nach der Matura war es dann an der Zeit die Musikschule hinter sich zu lassen und die Weichen für ihre zukünftige Musikkarriere zu stellen. Die Aufnahmsprüfung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien war nur mehr reine Formsache. Obwohl eigentlich nur der klassische Zweig der Instrumentalpädagogik Saxophon angepeilt wurde, meldete sich Viola Falb ohne größere Hoffnungen auch für die Popularmusik-Prüfung an, so auf die Art „na wenn ich schon eine [Klassik] mach, dann probier ich die auch gleich…“. Und siehe da, beide Aufnahmsprüfungen waren geschafft. Inskribiert wurden also beide Studienzweige mit den Hauptfachlehrern Prof. Christian Maurer und Univ. Prof. Oto Vrhovnik im Bereich Instrumentalpädagogik Saxophon Klassik sowie Klaus Dickbauer und Wolfgang Puschnig im Bereich Popularmusik. Nach dem Abschluss des Bakkalaureatstudium mit Schwerpunkt Klavier bei Michael Lipp 2002/2003 folgte direkt im Anschluss das Magisterstudium Saxophon Popularmusik mit den Schwerpunkten Komposition, Arrangement, Big Band und Ensemble, das 2007 mit Auszeichnung beendet wurde. Dem aber noch nicht genug, Viola Falb wollte es nämlich genau wissen und streute während ihres Studiums sowie im Anschluss daran noch die eine oder andere Ausbildung ein. So etwa den Studienaufenthalt an der Hochschule für Musik „Hans Eisler“ Berlin 2004/2005, das Jazztheorie-Studium bei Andy Middleton am „Konservatorium Wien“ 2006/2007, das Masterstudium im Fach Jazzkomposition bei Christoph Cech an der „Anton Bruckner Privatuniversität“ in Linz 2007/2008, die zweimonatige Fortbildung in New York City bei u.a. Chris Potter, Steve Lehmann, Ellery Eskelin, Rudresh Mahanthappa, Will Vinson oder Max Pollak 2010, sowie den jüngsten Kompositions- und Saxophonunterricht bei Django Bates, Gerald Resch oder Hayden Chisholm 2013.

Ihr umfangreiches Wissen bündelt Viola Falb in einigen ausgewählten Formationen wobei allen voran das 2004 gegründete Ensemble „Falb Fiction“ zu nennen ist. In dieses Projekt lässt Viola Falb einen Großteil ihrer kompositorischen Ressourcen einfließen, was aber nicht bedeutet, dass die hochkarätigen Mitmusiker rund um Philipp Jagschitz (Klavier, Rhodes), Christian Wendt (Kontrabass) und Herbert Pirker (Schlagzeug, Toys) keinen Einfluss auf den Charakter der Band hätten. Ganz im Gegenteil! Die spezifische Klangsprache wird es durch sie definiert. Eine stilistische Einordung der Band ist jedoch eher schwierig, zu nennende Hauptbestandteile wären aber Jazz mit einem gehörigen Einschlag im Bereich Hard Bop, Free Jazz und Avantgarde, gepaart mit einer gehörigen Portion Groove Music. Zwischendurch findet sich aber auch die eine oder andere Nummer zum Verschnaufen. Das Ganze fußt schließlich auf einem soliden Fundament das vor Virtuosität nur so strotzt. Und übrigens, wer sich fragt was es mit dem Namen auf sich hat … dieser wurde bewusst gewählt, da er sowohl den klaren Bezug zu Viola Falb als musikalische Leiterin aufzeigt, als auch dazu anregt, sich über die Musik und den Namen Gedanken zu machen. Von der Qualität der Band zeugt auch bereits der prestigeträchtige Titel „European Jazz Newcomer“ 2006. Zu hören ist „Falb Fictions“ Werk mittlerweile auf drei Tonträgern. Zu speziellen Anlässen wird die Formation außerdem um befreundete MusikerInnen ergänzt um unter dem Namen „Falb Fiction la grande“ aufzutreten. So geschehen etwa bei der Aufführung eines eigens von Viola Falb komponierten abendfüllenden Märchens im Spannungsfeld zwischen Jazz, zeitgenössischer Musik und Erzählung  bei der Jazzwerkstatt Wien 2006 oder im Rahmen einer Veranstaltungsreihe der Jeunesse Wien 2010.

In eine gänzlich andere Richtung geht das Projekt „Phoen“. Gemeinsam mit Christoph „Pepe“ Auer, Arnold Zamarin und Florian Fennes bildet Viola Falb ein erfrischend unklassisches Saxophonquartett. Obwohl sich die musikalischen Anfänge noch im Bereich Jazz verorten lassen, hat sich das Quartett mittlerweile weit über die Grenze der Zeitgenössischen Musik hinaus gewagt und präsentiert dabei ausschließlich Kompositionen der beteiligten MusikerInnen. Die im Juni 2010 erschienene Debüt-CD „Verdreht“ gibt den enormen Ideenreichtum des mittlerweile knapp 15 Jahre bestehenden Quartetts eindrucksvoll und geballt wider.

Im Duo „Kitsch & Glory“ loten Viola Falb (Bassklarinette, Akkorden) gemeinsam mit Maria Holzeis-Augustin (Querflöte, Gesang, Loops) wiederum alle nur erdenklichen Winkel ihrer beiden musikalischen Seelen aus. Gespielt wird was Spaß macht und einer in den Sinn kommt, das Ganze aber auf höchstem technischen Niveau gepaart mit viel Gehirnschmalz. Die einzige Grenze ist dabei nur die eigene Vorstellungskraft.

Ähnlich schräg jedoch etwas experimenteller geht es in Viola Falbs nächstem Projekt „Trip-Ling“ zu. Angetan von John Zorns Klangvielfalt auf „News for Lulu“ initiierte Viola Falb dieses klanglich außergewöhnliche Trio mit Michael Bruckner-Weinhuber (Gitarre) und Martin Ptak (Posaune). Komposition und Improvisation agieren auf gleicher Augenhöhe und lassen dabei „in den Bann ziehende Klangräume“ entstehen.

Ganz frisch aus dem Ofen und praktisch noch ohne Namen präsentiert sich das neue Duo gemeinsam mit dem Ausnahmebassisten Bernd Satzinger. Um auch ein wenig ihrem klassischen Saxophon zu frönen, wird der Schwerpunkt dieser Formation im Bereich zeitgenössischer klassischer Musik kombiniert mit teils improvisierten Elementen anzusiedeln sein, wobei das Programm eigentlich gerade erst im Entstehen ist …

Neben den kompositorischen Tätigkeiten im Rahmen ihrer Musikprojekte hat Viola Falb bereits zahlreiche Kompositionsaufträge wie etwa für das „ÖBV“, die „Jazzwerkstatt Wien“, das „Weinviertelfestival“, die „Jeunesse“, „Universität für Musik und darstellende Kunst Wien“, „Interessengemeinschaft der Niederösterreichischen KomponistInnen“ oder aktuell das „Spontane Netzwerk für Improvisierte Musik“ an Land gezogen. Zumindest ebenso erfolgreich ist Viola Falb außerdem im pädagogischen Bereich unterwegs. Langjährige Unterrichtstätigkeit an der Musikschule Retz/NÖ und seit 2012 an der Musikschule Hollabrunn/NÖ sowie unterschiedliche weitere Lehraktivitäten wie etwa beim „NÖ Blasmusikverband“, der „NÖ Bläserphilharmonie“, bei „Prima La Musica“ oder dem „Music Camp Wien“ runden ihr eindrucksvolles Portfolio ab.

Dieser enorme hochqualitative Output bleibt natürlich nicht unbeachtet und so wurde Viola Falb bereits mit dem „Jazzzeit Publikumspreis“ 2004 und 2006, dem Förderpreis des Bundesministeriums „New Austrian Sound Of Music“ 2006 und schließlich mit dem hochkarätigen „Hans Koller Preis“ in der Kategorie „Newcomer of the Year“ 2008 ausgezeichnet. 2006 wurde Viola Falb außerdem als musikalische Vertretung Österreichs für das „European Youth Jazz Orchestra“ ausgewählt.

Viola Falb rangiert unter den ganz großen SaxophonistInnen dieses Landes und braucht auch den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Lasst Euch eines ihrer nächsten Konzerte nicht entgehen. Viola Falb gehört einfach gehört!
Georg Demcisin

Foto Viola Falb: privat
Foto Falb Fiction: Lukas Gansterer
Foto Kitsch n´Glory: Raphael Hainaut

http://www.falbfiction.com
http://www.phoen.at
http://www.kitschandglory.com