„Was Cobario auszeichnet ist, dass alles sein darf.“ – GEORG AICHBERGER (COBARIO) im mica-Interview

Mit seinem neuen Album „New Dimension“ schlägt das international sehr erfolgreiche österreichische Trio COBARIO ein neues aufregendes Kapitel seiner Bandgeschichte auf. Mit dem Gitarristen PETER WEISS neu an Bord – er ersetze vor einem Jahr das Gründungsmitglied JAKOB LACKNER – machen sich GEORG AICHBERGER (Gitarre) und HERWIG SCHAFFNER (Violine) einmal mehr auf zu neuen musikalischen Ufern. Was sie einmal mehr auf mitreißende Art aufbereiten, ist ein sich über viele Genres erstreckender Sound, der ungemein stilvoll zu unterhalten weiß. Im Interview mit Michael Ternai erzählt GEORG AICHBERGER über den Wunsch nach einem orchestralen Sound, das Betreten neuer musikalischer Pfade und die stilistische Vielfalt, die zum charakteristischen Markenzeichen von Cobario geworden ist.

Mit Jakob Lackner hat euch vor einem Jahr eines der Gründungsmitglieder verlassen. Seine Position hat nun Peter Weiss eingenommen. Öffnet sich mit diesem Wechsel auch ein neues Kapitel für die Band?

Georg Aichberger: Das kann man sicher so sehen. Der Titel unseres neuen Albums, „New Dimension“, gibt auf jeden Fall dieses Aufschlagen eines neuen Kapitels für die Band im Grunde auch sehr gut wieder. Wir haben auf diesem Album musikalisch für uns einige neue Pfade betreten, was sich im Sound, glaube ich, schon hörbar niedergeschlagen hat. Zu Jakob selbst ist der Kontakt ja auch nicht abgebrochen. Er wollte einfach nicht mehr so viel Herumreisen und hat eine Booking Agentur gegründet und macht für uns jetzt das Booking.

Hat sich generell etwas an der Entstehung eurer Musik geändert?

Georg Aichberger: Nein, das würde ich nicht sagen. Die Kompositionsweise ist nach wie vor die gleiche. Einer bringt eine Idee ein, die dann gemeinsam ausformuliert wird. Peter bringt aber sicher einen frischen Wind in die ganze Sache hinein, eine neue Energie und auch neue Sichtweisen.

Wie lange habt ihr am neuen Album gearbeitet?

Georg Aichberger: Eigentlich schon relativ lange. Wir haben im Grunde schon 2020, als alle ein bissl mehr Zeit hatten, damit begonnen, erste Ideen zu sammeln. Daher finden sich auf dem neuen Album auch Stücke, an denen Jakob mitgewirkt hat. Der Großteil des Albums ist dann aber schon mit Peter mit an Bord wirklich im letzten Jahr entstanden. Und ich denke, das hört man auch. Gerade bei Sachen, die etwas flotter klingen, wie etwa die Nummer „Strings On Fire“ kann man schon seinen Einfluss gut heraushören.Er bringt durchaus eine rockigere Note in die ganze Sache hinein.

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Hinweis: Mit dem Abspielen des Videos laden sich sämtliche Cookies von YouTube.

Und ganz unabhängig vom Peters frischem Wind, was ist sonst anders an diesem Album. Beim Durchhören hatte ich das Gefühl, dass sich die Nummern im Vergleich zu jenen auf dem Vorgängeralbum größer und ambitionierter anhören. Täuscht mich dieser Eindruck?

Georg Aichberger: Nein, dieser Eindruck täuscht nicht. Wir wollten dieses Mal wirklich größer, fetter und bombastischer klingen. Wir wollten die Stücke so aufnehmen, wie wir sie vom Sound her in unseren Köpfen hören. Davor beschränkten wir uns bei den Aufnahmen immer auf die Möglichkeiten, die uns unsere Instrumente boten. Diesmal sagten wir uns ganz bewusst: „Studio ist Studio und live ist live“ und produzierten die Stücke so dick aus, wie wir uns das vorstellten. Beim letzten Album „Weit weg“ war das noch ganz anders. Für dieses wollten wir Stücke produzieren, die wir auch live spielen konnten und beschränkten uns daher wirklich nur auf die Gitarren und die Violine. Auf „New Dimension“ sind nun auch Bass, Synthesizer und Perkussion hinzugekommen, was unserer Musik schon eine neue Richtung gibt. Manche Leute, die die neuen Sachen schon gehört haben, meinen, dass manche Stücke sogar wie Filmmusik klingen. Was uns aber auch wenig überrascht, weil wir uns da und dort schon gefragt haben, wie würde es hier ein Hans Zimmer oder ein Morricone machen.

Mit Einflüssen aus der Filmmusik erweitert sich eure Musik wieder um einige Facetten.

Georg Aichberger: Ich denke, dass dieser filmmusikalische Einfluss jetzt nicht wirklich etwas Neues darstellt. Wenn man sich das erste oderzweite Album von Cobario anhört, findet sich solche auf diesen auch schon, wofür sich vor allem Herwig mit seiner Violine verantwortlich zeichnete.Bei unserem neuen Album haben wir uns aber bewusst gesagt, dass es auch danach klingen soll.

Bild Cobario
Cobario (c) Manuela Fuchs

„Wir haben keine Berührungsängste zu welchem Genre auch immer.“

Eure Musik bezog ihre Einflüsse aus vielen verschiedenen Richtungen. Bei „New Dimension“ habe ich das Gefühl, dass diese viel mehr geworden sind. Kann man sagen, dass diese stilistische Vielfalt euer Markenzeichen geworden ist?

Georg Aichberger: Das kann man auf jeden Fall so sagen. Wir sind schon lange davon abgekommen, zu sagen, dass Cobario für eine bestimmte Musikrichtung stehen muss. Dass sich unsere Musik stilistisch nicht so leicht beschreiben lässt, ist uns im Grunde egal. Unsere Stärke ist, dass wir alles machen können, worauf wir Lust haben. Wir haben keine Berührungsängste zu welchem Genre auch immer. Und ich glaube, dass es gerade diese Offenheit ist, die uns dreien die Power und Kraft gibt, unseren Weg zu gehen.
Vor allem die Coronazeit bot uns die Möglichkeit, uns auf die Suche nach etwas Neuem zu begeben und viele neue Sounds auszuprobieren. Wir haben unter anderem auch viel mit elektronischen Sounds herumexperimentiert. Von denen sind zwar keine aufs Album gekommen, aber es war dennoch schön einmal intensiver Klangforschung betreiben zu können. Dieses Ausprobieren und Experimentieren hat uns einen riesigen Spaß gemacht. Was Cobario auszeichnet ist, dass alles sein darf. Es gibt keine Grenzen, innerhalb derer wir uns bewegen müssen. Wir bewahren uns die Freiheit, die wir eigentlich schon seit unserer Zeit als Straßenmusikanten leben und die uns von Anbeginn geprägt hat, so gut wie möglich. Das fühlt sich für uns einfach richtiger an, als irgendwelche Kompromisse einzugehen.

Ihr drei kommt ja ursprünglich alle aus recht unterschiedlichen musikalischen Ecken. Wie findet ihr da bei Schreiben der Stücke zusammen?

Georg Aichberger: Herwig kommt eigentlich aus der Klassik, ich eher aus dem Jazz- und Popbereich und Peter hat eigentlich einen Rock-Backround. Es läuft zumeist so ab, dass jeder für sich zunächst einmal Ideen sammelt. Dann treffen wir uns ein- zweimal im Jahr für eine Probewoche. Mit Peter sind wir gleich einmal nach Teneriffa geflogen und haben uns dort ein Haus gemietet und eine Woche Musik gemacht und uns näher kennengelernt. Wir haben auch ein Komponierhäuschen in Ungarn und auch eins in Österreich. Zu Beginn einer solchen Probewoche legt dann jeder seine Ideen zunächst einmal auf den Tisch. Danach schauen wir, welche von diesen bei allen drei am meiste resonieren. Und dann wird eigentlich ganz klassisch gejammt und probiert. Und dann wir eigentlich ganz klassisch gejammt und probiert.

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Hinweis: Mit dem Abspielen des Videos laden sich sämtliche Cookies von YouTube.

Und spielt bei euch da Perfektionismus eine gewisse Rolle oder lasst ihr euch mehr von eurem Gefühl leiten?

Georg Aichberger: Ich würde sagen, dass am Anfang schon das Gefühl dominiert. Wenn dann fast alles Gefühl in ein Stück hineingeflossen ist, übernimmt dann der Perfektionismus die Oberhand. Wir feilen schon sehr viel und lange an den Kompositionen und versuchen, diese so griffig wie möglich hinzubekommen. Mittlerweile haben wir aber schon viel, viel Erfahrung gesammelt, wir wissen, wann etwas funktioniert und ein Stück zu einem echten Cobario-Stück wird.

Ihr habt jetzt schon einige Album aufgenommen. Viele Bands, die so lange wie ihr schon im Geschäft sind, haben gemeinsam, dass sie dieses eine große Album haben. Hast du das Gefühl, dass „New Dimension“ genau dieses für euch sein kann?

Georg Aichberger: Für uns ist das Album gefühlt auf jeden Fall etwas sehr Besonderes. Es ist das erste Album in neuer Besetzung, es ist das Album, auf dem wir uns so viel getraut haben wie nie zuvor, besonders im Studio. Insofern würde ich sagen, dass wir mit diesem Album eine neue Dimension im Cobario-Universum für uns eröffnet haben.

Eure Musik kommt, wenn man sich die extrem gut besuchten Konzerte ansieht, richtig gut an, wie es scheint. Und das ist den unterschiedlichsten Kontexten. Ihr funktioniert, wie ihr eben in bei Jazzfestival Saalfelden bewiesen habt, auf einer Almhütte genauso super, wie in einem Konzerthaus oder einem Jazzclub.

Georg Aichberger: Ja, und es freut uns natürlich wahnsinnig, dass dem so ist. Ich denke, unsere Musik ist eine, zu der das Publikum leicht Zugang findet. Wir komponieren schon eher nahbar. Es soll nicht herausfordernd sein, unsere Musik zu hören. Die Stücke sollen die Leute gleich mitnehmen und berühren. Wenn wir an einer Nummer arbeiten und irgendwann merken, dass die in eine zu verkopfte Richtung geht, verwerfen wir sie. Im Grunde ist es so, dass wir eigentlich nur an Sachen weiterarbeiten, die wir uns auch selber gerne anhören. Das Schöne ist auch, dass die Leute mit unserer musikalischen Entwicklung auch immer mitgehen und auch immer neugierig darauf sind, was als nächstes kommt.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Michael Ternai

Derzeit ist das neue Album des Trios nur bei deren Konzerten und im Cobario-Webshop cobario.com/shop erhältlich. Im Handel als Tonträger ab dem 20. Oktober 2023.

++++

Nächste Livetermine
07. Sep.  St. Johann im Pg./Herbstlärm AT
29. Sep.  Eidenberg b. Linz/Loawänd Festival AT
30. Sep.  Kirchstetten (Weinviertel)/Schloss Kirchstetten AT
01. Okt.  Eichstätt/Zum Gutmann DE
02. Okt.  Studio 2/ORF 2 AT
04. Okt.  Abendschau/BR DE
05. Okt.  Mühldorf/Haberkasten DE
06. Okt.  Ingolstadt/Bauerngeräte-Museum DE
07. Okt.  Göstling a. d. Ybbs/Pfarrkulturhaus AT
20. Okt.  Wien/Musikverein AT
30. Okt.  Oman/Kulturforum
31. Okt.  Oman/Kulturforum

Alle Livetermine unter https://www.cobario.com/live-dates/

++++

Links:
Cobario
Cobario (Facebook)
Cobario (Instagram)
Cobario (mica-Datenbank)