Schmoliner/Badenhorst/Niggenkemper – Watussi

Nun, aus stilistischer Sicht lässt sich über die Musik dieses Trios bei besten Willen keine Zuschreibung treffen. Die österreichische Pianistin und Komponistin Ingrid Schmoliner, der belgische Saxophonist Joachim Badenhorst und der deutsch-französische Bassist Pascal Niggenkemper wandeln auf Pfaden, die ganz tief in die Welt der experimentellen Klangarbeit und des avantgardistischen Freejazz hineinführen. Sehr minimalistisch und zurückhaltend zu Werke gehend, lässt das Dreiergespann auf ihrer nun erscheinenden CD „Watussi“ (Listen Closely) atmosphärisch dichte Soundcollagen entstehen, die, trotz aller instrumentalen Zurückhaltung, dann doch sehr vielschichtig und verspielt erklingen.

Nein, leichtes Material ist das, womit Ingrid Schmoliner, Joachim Badenhorst und Pascal Niggenkemper ihre HörerInnen konfrontieren, definitiv nicht. Was das Trio auf den Weg bringt, ist nämlich so weit außerhalb des gewöhnlichen musikalischen Spektrums angesiedelt, dass eine exakte Beschreibung des Dargebotenen mit den herkömmlichen Begrifflichkeiten eigentlich kaum möglich ist. Hier regiert einzig der Geist des Experiments und der Avantgarde, der sich in diesem Fall vor allem im Bruch mit allem musikalisch Traditionellen und Gewöhnlichen manifestiert.

In jedem Moment unberechenbar bleiben, so könnte das übergeordnete Motto dieses Trios lauten. Die Klangarbeit der drei innovativen und eigenwillig agierenden Freigeister ist eine, welche auf minimalistischen und reduzierten Ansätzen beruht. Irgendwelche Melodien, Harmonien, Rhythmen oder einfach bloße Struktur sucht man in den Stücken dieses Trios vergeblich. Gibt es sie, dann sind diese nur versteckt unter der hörbaren Oberfläche und in wohl dosierten Spurenelementen vorhanden. Vielmehr ist es die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Klang und dessen Verhältnis zum Raum, welche hier in aller Konsequenz vorexerziert wird. Zusätzliche klangliche Facetten erwachsen aus den dezenten Jodeleinlagen der österreichischen Pianistin, die durch ihr Zutun dem Gesamten eine schräg anmutende Note verleiht.

Ingrid Schmoliner, Joachim Badenhorst und Pascal Niggenkemper vollziehen auf „Watussi“ den Bruch mit jeglicher Musikalität, sie entwerfen ein zerbrechliche cineastisches Klanggemälde, mit dem man sich schon auseinandersetzen muss, um es auch in seiner Ganzheit begreifen zu können. Tut man dies aber und lässt den Stücken Zeit zur Entfaltung, eröffnet sich einem ein Klangerlebnis der besonderen und vor allem nachhaltigen Art. (mt)

Foto Ingrid Schmoliner: Elvira Faltmeier

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