“Wie ein Asteroid aus dem Weltall” “Den Leuten etwas aufzuschwatzen ist nicht mein Ding.” DJ, Labelchef und neuerdings auch Portalbetreiber Georg Lauteren im mica-Interview. Georg Lauteren betreibt mit “Trust” ein kleines Label, das mit Electro-Acts heimischer und ausländischer Provenienz international für Furore sorgt. Mit dem mica sprach er über seine neue Downloadplattform “Zero Inch”, gute Musik, die egal wo sie herkommt gute Musik bleibt und weshalb er Musikliebhaberei eigentlich für überholt hält.
Du bist auf dem Weg nach Paris. Was führt Dich dorthin?
Ich arbeite seit eineinhab Jahren an einem Web-Musikportal…
Zero-Inch?
Genau. Und jetzt fahre ich in der Weltgeschichte herum, um Partner dafür zu gewinnen. Unsere Absicht ist es, die elektronische Musikszene über dieses Portal zu vernetzen und zu verorten.
Und in Paris triffst Du Labels?
So ist es. Labels, die uns Repertoire zur Verfügung stellen. Außerdem werde ich in Paris zwei Mal auflegen.
Was macht Zero Inch als Portal im Vergleich zu anderen besonders?
Dass der Schwerpunkt auf der journalistischen Aufbereitung des Ganzen liegen wird.
So wollen wir auch für Leute, die nicht in der elektronischen Musikszene verwurzelt sind, Anknüpfungspunkte finden. Das schier undurchdringliche Dickicht, das sich aus der Unmenge an Pseudonymen und Labels ergibt, gilt es auch für nicht Eingeweihte aufzuschlüsseln. Elektronische Musik ist ein zumindest in der westlichen Kultursphäre funktionierendes globales Netzwerk. Wir wollen die unzähligen Labels lokalisieren und miteinander in Beziehung bringen.
Mittels Rezensionen und Vorschlagssystemen?
Zum einen mit Rezensionen, die zum Teil auch von den Usern kommen werden, zum anderen aber auch mit Stadt-, Genre- und Labelschwerpunkten.
Das Projekt Zero Inch wurde sowohl von departure als auch dem Impulsprogramm Kreativwirtschaft gefördert. Wäre es möglich, eine solche Plattform auch ohne Förderung zu betreiben?
Nein, ein solches Vorhaben wäre völlig unmöglich. Zunächst ist die Vorlaufzeit eines solchen Projekts riesig groß, weil wir mit proprietärer Technologie arbeiten. Und dann rechnet es sich aufgrund der geringen Margen erst nach einigen Jahren.
Ein solches mehrjähriges Projekt aus der eigenen Tasche vorzufinanzieren ist fast unmöglich.
Bei meiner Recherche bin ich auf den Projektpartner MTG gestoßen. Was genau ist deren Aufgabe?
MTG Subsequent ist unser Technologiepartner aus Darmstadt, der die Downloadplattform entwickelt hat. Zero Inch ist eines der Vorzeigeprojekte dieses Unternehmens.
Seid ihr mit Zero Inch schon online?
Online schon, aber noch nicht öffentlich.
Wann wird gelauncht?
Im April möchten wir testweise an die Öffentlichkeit gehen. Den offiziellen Launch wird es erst später geben.
Wie viele Tracks werden zu diesem Zeitpunkt verfügbar sein?
Einige tausend auf jeden Fall. Je nachdem wie die Verhandlungen ausfallen, ein paar tausend Titel mehr oder weniger. Einerseits arbeiten wir mit Einzellabels, die wir kuratieren, andererseits mit Aggregatoren.
Wie wählt ihr aus? Nach Genre und Qualität?
Das sind die beiden Hauptkriterien. Vorrangig elektronische Musik, aber was aus einem anderem Kontext heraus interessant ist, nehmen wir ebenso.
Du machst seit Anfang der 90er Jahre selbst elektronische Musik. Wie hat sich die Szene seit Deinen Anfängen entwickelt? Ist es aus Deiner Sicht schwieriger oder leichter geworden Musik an den Mann zu bringen, ein Label zu führen etc.?
Teils, teils. Mit Leuten in Kontakt zu kommen, ist leichter denn je. In punkto Vernetzung haben sich durch Internet und andere Kommunikationstools die Dinge schon dramatisch vereinfacht. Aufgrund der weitgehenden Übersättigung des Marktes ist es aber viel schwieriger geworden, ein Label zu führen. Das unglaubliche Interesse, das Mitte der 90er virulent war, ist stark stagniert. Als Labelbetreiber muss man mittlerweile auf Marketing-Werkzeuge zurückgreifen, um weiterhin die entsprechenden Stückzahlen zu verkaufen. Sogar ein kleines Nischenlabel wie Trust muss sich diesem Trend, wenn auch nur widerwillig, beugen. Schließlich hat man ein Label ja auch aus ganz bestimmten Beweggründen heraus gegründet. Wäre die Beschäftigung mit Werbemaßnahmen mein vorrangiges Interesse gewesen, hätte ich ja schließlich gleich eine Werbeagentur gründen können. Den Leuten etwas aufschwatzen, ist nicht mein Ding. Mittlerweile gehört aber auch ein wenig davon zum Geschäft.
Über die Schwierigkeit ein Label zu führen, haben wir schon des öfteren diskutiert. Ein Ausweg, um als Label rentabel zu bleiben, ist es, sich Verlagsrechte zu sichern. Wie handhabst Du das bei Trust?
Was den physischen Bereich anbelangt, muss jedes Label zusätzlich zu den Herstellungkosten dem Artist auch noch die mechanischen Rechte ablösen. Bei Vinyl sind diese Rechte so hoch angesetzt, dass das Label gerade einmal den Break Even und ein paar hundert Euro Überschuss schafft. Das ist gerade bei den kleinen Stückzahlen eine sehr ungerechte Situation, denn im Gegensatz zu den Major-Labels, die nur für die verkaufte Auflage mechanische Rechte bezahlen müssen, muss jedes kleine Label für die gesamte Auflage mechanische Rechte bezahlen. Da man so auch für den unverkauften Teil der Platte Abgaben zahlen muss, selbst wenn man keinerlei Erlöse dafür bekommt, steigt das Risko dementsprechend. Ich habe daher einen Musikverlag gegründet und trete den Artists 50% ihrer mechanischen Rechte ab.
Die Artists treten Teile ihre Verlagsrechte an Dich ab?
Genau.
Was genau machst Du dafür als Musikverlag?
Ich trete zum Beispiel verstärkt an lizenzierende Majors heran. Epy etwa waren erst vor kurzem auf hochklassiker Compilation drauf, Microthol ebenso.
Zero Inch eignet sich wohl in besonderem Maße für die Herstellung solcher Kontakte?
Natürlich. Von dort lässt sich Trust-Repertoire schon vor seinem Erscheinen auf Platte runterladen. Ein Gutteil unserer Presse-Promotion läuft über Zero Inch. Bestimmte Codes werden ausgeschickt, die den Empfänger berechtigen, das Produkt einmal gratis runter zu laden. Kommt eine Presseanfrage, schicken wir einfach unsere Codes raus. An Leute, die neben ihrem Journalistendasein auch DJs sind, schicke ich natürlich gerne auch Platten, aber grundsätzlich ist die Versendung eines Promocodes ungleich schneller und direkter. Der User erhält nicht irgendein x-beliebiges geripptes mp3-File, sondern den Datenrelease als 320 kbs-File inklusive Art-Cover.
Neuerdings erhält man teilweise auch schon zusätzlich zum Vinyl-Kauf einen Code, der einen dazu berechtigt, die Tracks des Albums auch einzeln downzuloaden. So etwa beim aktuellen Matmos-Album. Eine auch für euch überlegenswerte Geschäftsidee, um den Käufer der höherwertigen Ausgabe gleichermaßen zu belohnen?
An und für sich ist das schon eine gut Idee. Nur sind die Margen beim Vinylverkauf schon so gering, dass es schon weh tut, wenn man für die verschenkten mp3s ein weiteres Mal Austro Mechana-Lizenzen zahlen muss. Immerhin sind das noch einmal 8% des Verkaufspreises.
Um das für den Laien zu verdeutlichen: Zero Inch und Trust stellen sich mir als komplexes Gebilde aus Label mit der dazugehörigen Label- und Promoarbeit, Musikverlag und Downloadplattform dar. Selbst bist Du dann auch noch als DJ tätig. Habe ich etwas vergessen?
Privat bin ich im Medienforschungs- und Kultursoziologiebereich tätig. Das letzte Projekt, eine größere Ausstellung zum dreißigjährigen Jubiläum der Epiphanie von Science Fiction-Autor Philipp. K. Dick, bei dem auch Epy spielten, liegt nun aber doch schon wieder zwei ganze Jahre zurück. In der Schublade wartet zwar bereits das nächste Projekt, aber trotz Worcaholic-Dasein bleibt mir dafür wenig Zeit.
Leuchtet ein. Du hast über die Schwierigkeiten in der Vermittlung elektronischer Musik gesprochen. Wie leicht oder wie schwierig ist es denn, bei fm4 mit Electro durchzudringen? Jüngst liefen dort Microthol sogar im Tagesprogramm. Zufall?
Das würde ich grundsätzlich einmal der Willkür der verantwortlichen Musikredakteure zuschreiben. Im konkreten Fall fand Makossa, den ich zwar einige Male traf, aber nicht wirklich persönlich kenne, offenbar Gefallen an “Midnight Moroder”, der sicherlich gefälligsten Nummer des Microthol-Albums. Was ich damit sagen will ist, dass ich das Airplay nicht irgendwelchen Beziehungen, sondern einem selbst zusammengestellten Sampler zu verdanken habe. Der enthielt gleich mehrere für das Tagesprogramm geeignete Nummern. Der gefälligste Track entsprach. Das hat mich gefreut, denn es zeigte, dass man bei fm4 auch eine Chance hat, bei Tag gespielt zu werden. Heute unmittelbar vor unserem Gespräch etwa hörte ich fm4 und es lief sehr viel elektronische Musik. Vielleicht war ja heute der elektronische Montag…
Im Schnitt ist das Programm mittlerweile doch aber sehr gitarreorientiert.
Sicherlich, ja. Leider ist das eine Musik, mit der ich überhaupt nichts anfangen kann. Aber ganz offensichtlich eine Richtung, in der sich derzeit viele Musikmedien positionieren. Ob nun Zeitschriften- und Musikfernsehsender.
Gäbe es in Zeiten der Globalisierung nicht Genres wie Elektronik im weitesten Sinne, Noise oder auch Hip Hop, die globaler funktionieren als männlich dominierter, durch und durch weißer, angloamerikanischer Rock?
Klar ist das schade. Ehrlich gesagt: Ich bin jetzt Anfang dreißig und habe Gitarrenrock in allen Ausprägungen mit bekommen und muss einfach sagen, dass ein Großteil dessen, was man heute so hört, wie Green Day klingt. Für mich ist das ein zu simples Konzept. Diese Musik vermittelt der Jugend zwar offensichtlich ein rebellisches Lebensgefühl, wird aber von der Major-Industrie ausgewertet und durch und durch verwaltet. Im Endeffekt hat es rein gar nichts mit Aufbegehren zu tun, solch eine Musik zu hören.
Gibt es nicht auch in der elektronischen Musik Tendenzen, dass Strömungen von den Majors aufgegriffen, bzw. vereinnahmt werden?
Gerade im Hip Hop kamen doch in den letzten Jahren auch sehr viele Strömungen aus der Produzentenecke.
Gute Musik ist gute Musik, egal wo sie herkommt. Auch auf Majors wird gute Musik releast. Klingt man exakt wie Joy Division vor dreißig Jahren, ist das in einem Underground-Kontext noch OK. Wenn das aber Unsiversal releast, ist das für mich ein Widespruch in sich. Die US-amerikanische Hip Hop-Kultur hat da einen gänzlich anderen Zugang. Produktionen auf Majors zu veröffentlichen, ist im US-amerikanischen Hip Hop kein Widerspruch. Wie keine andere Kultur hat diese doch den soziale Aufstieg als Doktrin verankert. Der Millionen-Dollar-Plattendeal gehört da einfach dazu.
Für mich persönlich ist Hip Hop um ein Vielfaches interessanter als Mainstream-Gitarrenrock, weil dort Produktionstechnikern der elektronischen Musik verwendet und auch weiter entwickelt werden. Und das taten nicht nur Timbaland und Neptunes, sondern die Einflussnahme spielte sich auf einer wesentlich breiteren Basis ab. Hip Hop wurde in den letzten Jahren viel elektronischer, als er es noch Anfang Mitte der 90er war. A Tribe Called Quest etwa arbeiteten auf der Höhe ihrer Zeit vor allem mit Jazz-Samples und normalen Instrumenten. Heute ist das produktionstechnisch eine völlig neue Welt, weshalb ich Hip Hop im Moment viel abgewinnen kann.
Gibt es zwischen Trust und Major-Labels eine Schnittstelle?. Oder anders gefragt: Wurde seitens Majors schon des öfteren Interessen an Trust-Produkten bekundet?
Nein, eigentlich nie. Das sind zwei verschiedenen Welten. Wenn es Kontakt gibt, dann geht es ganz konkret um Lizenzierungen für Sampler-Produktionen. Instrumentalelektronik ist glaube ich derzeit kein Thema für die Majors.
Glaubst Du, dass sich dieser Trend wieder ändern wird?
Auf jeden Fall. Dass das Interesse an elektronischer Musik ein bisschen verloren ging, ist ja so ungerecht nicht. Das Jahrzehnt des Techno begann 1990 und dauerte bis 2000, aber schon Ende der 90er war abzusehen, dass das Genre stagniert, was natürlich auch ein Antrieb war, das Label Trust zu gründen, das hauptsächlich Electro raus bringt. Den fanden ich und andere einfach ungleich spannender als den gängigen Techno-Sound, der stets versuchte, Jeff Mills auf eine seelenlose Art zu imitieren, aber den Groove und Soul, der einen Jeff Mills berühmt machte, einfach nicht transportieren konnte. Dann kam als dominierende Strömung deutscher Minimal, der mich zu einem nur sehr geringen Teil interessierte.
Aber gerade im Minimal gibt es doch sehr soulige Strömungen?
Jetzt wieder. Trentemoeller zum Beispiel, Aber auch die Dub-beeinflussten Dinge gefallen mir auch sehr gut. Versteh mich nicht falsch: Minimal ist ein äußerst wichtiges Konzept im Techno, aber die meisten reduzierten ihn einfach so weit, bis am Ende keine Musik mehr übrig blieb. Ich habe so viele Acts gehört und gesehen, die einfach nur sterbenslangweilig, waren, weil keine Musik und kein Groove mehr übrig waren. Das war zu einem großen Teil Musik, zu der man mäßig mitschaukeln kann, wenn man auf Ecstasy oder Koks ist, mehr dann aber auch schon nicht. Auf der anderen Seite muss man jemanden wie Ricardo Vilalobos, den ich erst neulich live erleben durfte, von einem solchen Pauschalurteil ausnehmen.
Leute wir er, die minutenlange, von einem Kanal zum anderen wandernde, extrem abstrakte Soundscapes kreieren, sind eine ganz andere Kategorie.
Jan Jelinek?
Ja, zum Beispiel. Aber vieles in Deutschland rutschte in den letzten Jahren mehr und mehr in Richtung Pop ab. Wenn schon Pop-Appeal, dann finde ich die französichen Sachen reizvoller. Mr. Oizo und andere.
Wie schwer ist es, den Fördergebern zu vermitteln, dass sich nationale Musik nur dann verkaufen lässt, wenn ich internationale rein lasse, wenn also das Gleichgewicht stimmt?
Das Problem stellte sich für mich nie. Ich habe von Anfang an kommuniziert, dass ich vorhabe, innerhalb eines internationalen Netzwerks den Schwerpunkt auf österreichische Musik zu legen. Auf Zero Inch werden wir Labels von Mexico City bis Osteuropa featuren. In einem so kleinen Markt wie Österreich kommt man – umso mehr, wenn man einen Nischenmarkt bearbeitet – mit einer nationalistischen Art nicht weiter. Natürlich ist Wien der Ort, an dem ich lebe und meine Inspiration beziehe. Musik ist aber doch total internationalisiert. Ich höre hier die gleiche Musik wie jemand , der in Detroit oder in Sao Paulo sitzt.
Gerade im Elektro-Bereich sind aber auch die Artists untereinander unheimlich gut vernetzt.
Klar. Übers Internet ist das heute ganz einfach. Andererseits muss man auch festellen, dass das Internet Musik schon in einem hohen Maße entmystifiziert hat.
Wie meinst Du das?
Wenn man früher eine Platte aus Detroit in Händen hielt, dann war zu einem wesentlichen Teil auch deshalb ein so gutes Gefühl, weil man spürte, dass diese Platte aus einem völlig anderen Musikkreis kam und wie ein Asteroid aus dem Weltall gefallen war. Über Artists, Producer, Label gab es keine Informationen und man konnte sie auch nicht recherchieren. Heute sind die Dinge 100%ig abgebildet, die Musikliebhaberei hat sich überholt. Ich kann Informationen, für die ich früher ewig recherchieren musste, auf schnellstem Wege besorgen. Jeder, der sich nur ein bisschen dafür interessiert, kann Musik runter laden, die sonst nur noch einige wenige andere hören. Guter Sound ist keine Geheimwissenschaft mehr.
Du selbst bist aber sicher trotzdem Musikliebhaber, der in Geschäften herum stöbert?
Ja, klar. Weil wir hier in Wien Gott sei Dank noch gut sortierte Plattenläden haben
Wien hat die Größe, die es erlaubt, dass kleine sozialisierte Geschäfte überleben. Unter einer Million Einwohnern wird es da schon bedeutend schwieriger.
Microthol war die erste Album-Produktion von Trust. Ein Einzelfall oder sind weitere Album-Releases geplant?
Zunächst einmal nicht. Die nächsten drei Releases sind Maxis. Clatterbox ist gerade erschienen. Weitere folgen.
Wie kam es zu dieser Clatterbox-Kooperation?
Gute Frage. Eigentlich habe ich keine Ahnung mehr. Ich glaube die Microthols haben Kontakt aufgenommen. Als nächstes wird dann Urban Tribe aka Gerard Ingram eine Maxi auf Trust releasen. Ingram ist ein Detroiter Artist mit legendärem Status, der schon auf Planet E Platten veröffentlichte und 1998 ein irres Album auf Mo Wax releaste. Normalerweise ist er bei Rephlex gesignt.
Wie kamst du zu ihm?
Er fand einen ganz speziellen Trust-Release, den ich ihm zugeschickt hatte, so toll, dass er unbedingt etwas bei mir releasen wollte.
Wie funktioniert so ein Release abseits seines Stammlabels? Sind die Artists in dieser Szene nicht exklusiv unter Vertrag?
Nein. Zunächst war noch fraglich, ob er es unter dem Namen Urban Tribe machen kann, das ist aber mittlerweile auch geklärt.
Das Label Trust wird immer internationaler, scheint es.
Ich habe die letzten drei Jahre einfach sehr viel in Trust investiert. Mittlerweile fängt dieses Investment an Früchte zu tragen. Die Leute sehen, dass etwas weiter geht. Wenn man lange genug dran bleibt, steigt irgendwann dein Bekanntheitsgrad. Dann fangen bekannte Produzenten an Demos zu schicken. Es ist natürlich sehr schön, dann jemanden releasen zu können, dessen Musik man schon sehr lange bewundert. Aber zurück zu den ins Haus stehenden Releases: Nach Urban Tribe kommen dann Microthol-Remixes von Marco Passerani und Alexander Robotnik und eine Platte, die Patrick Pulsinger und ich gemeinsam produzieren. Im Herbst soll eine dann Compilation mit vielen Tracks von Newcomer folgen, bei denen es noch nicht für ein Album reicht.
Weil die Qualitätsdichte noch nicht reicht?
Einerseits ja, andererseits sind das oft Leute, die unglaublich talentiert sind, aber einem anderen Job nachgehen, uU also gar nicht genug Tracks haben.
Schon einmal an Split-Maxis gedacht?
Nein, eigentlich nie. Die finde ich nur dann gut, wenn die beide Sachen wirklich zusammen passen. Dann schon lieber eine 4-Track-EP.
Das sind unglaublich viele spannende Releases, die da kommen. Aber kann man davon leben?
Man kommt so über die Runden. Ich habe einen sehr bescheidenen Lebensstil. Und auf Urlaub muss ich auch nicht viel fahren, weil ich durchs Auflegen ohnehin schon sehr viel herum komme. Durch die DJ.Gigs verdiene ich etwas dazu. Durch die Wirtschaftsförderungen wird die Arbeit enorm erleichtert. Nachdem in Österreich der Kulturbetrieb doch noch einen sehr hohen und förderungswürdigen Stellenwert genießt, geht es.
Interview: Markus Deisenberger