mica-Interview mit Clemens Wenger (Jazzwerkstatt Wien)

Mitte März ging bereits zum fünften Mal im WUK das Jazzwerkstatt Festival über die Bühne. Die durchwegs gut besuchten Konzerte haben einmal mehr gezeigt, dass auch hierzulande durchaus großes Interesse an Jazz herrscht. Großen Anteil an dieser Entwicklung hat das MusikerInnen-Kollektiv der Jazzwerkstatt Wien. Im Gespräch mit Michael Ternai spricht Clemens Wenger, einer der Mitbegründer des Vereins, über die Veranstaltung, zukünftige Projekte und die administrativen Herausforderungen, welche die MusikerInnen zu meistern haben.  

Mir ist aufgefallen, dass bei der Pressekonferenz zum diesjährigen Jazzwerkstatt Festival eine Reihe neuer Gesichter zu sehen waren. So kuratieren mit Nika Zach, Georg Vogel und Leo Riegler drei junge MusikerInnen die Veranstaltung, die erst in der jüngeren Vergangenheit zu euch gestoßen sind. Handelt es sich dabei um eine bewusste Entscheidung, wollt ihr “alte Hasen” euch zurücknehmen?

Clemens Wenger: Die ganze Programmierung haben sie ja nicht abgenommen, sondern nur für die Jazzwerstattwochen im WUK. Das deswegen, weil wir es bereits vier Mal gemacht haben, Am Anfang waren es durchgehend 24 Tage, was schon recht anstrengend war. Letztes Jahr haben wir es schon verkürzt, eine Woche im WUK und eine Woche am Petersplatz. Wir wollten diese 24 Tage über das Jahr aufteilen, wobei es bei der Anmietung von Räumen oft schwierig ist, weil diese recht teuer sind und oft eigentlich nicht wirklich für ein jazzafines Publikum ausgerichtet sind.

Jetzt hatten wir die Idee, und die geht mit dem Konzept der Jazzwerkstatt ohnehin einher, dass die MusikerInnen im Kollektiv ein Festival ausrichten oder die Programmierung vornehmen sollten. Und da jeder von uns sechs über die Jahre dort im WUK so einiges realisiert hat, haben wir jetzt nicht mehr so den Druck immer wieder etwas Neues zu bringen. Deswegen haben wir uns gedacht, es wäre nicht so schlecht dahingehend etwas zu erneuern und das Programm wieder ein bisschen vielseitiger zu machen. Und weil es sich die letzten Male vielleicht schon das eine oder andere wiederholt hat, wollten wir eine gewisse Veränderung.

Im eigentlichen Sinn soll es ja auch kein im engeren Sinn Festival sein. Primär soll es eben schon um eine Projektentwicklung gehen, vor allem im WUK. Wir hätten auch sagen könne: ” Wir nehmen diese Veranstaltung zum Anlass, um reifere Projekte vorzustellen und an diese anknüpfen. Aber das machen wir jetzt eh im Rest vom Jahr. Nur das WUK, so haben wir uns gedacht, hat sich inzwischen als Drehscheibe für die jüngere Szene etabliert, für MusikerInnen die noch nicht die Plattform haben sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das wollten wir dann doch nicht aufgeben und nahmen einfach Kuratoren auf. Wir arbeiten ja immer noch mit am Festival, nur eben das Programm machen jetzt andere. Es ist ja auch nicht so, dass wir, wenn wir eine Idee eingebracht hätten, die nicht auch umsetzen hätten können. Letztlich ist es ja auch für unsere Motivation nicht schlecht. Wir können uns jetzt auf andere Sachen konzentrieren.

Also das Festival lasst ihr jetzt die Jungen machen. Daneben habt ihr ja aber noch viele andere Projekte laufen, wie etwa die Kooperation mit der Jazzwerkstatt Graz oder anderen Festivals. Was habt ihr in dem Jahr noch alles vor?

Clemens Wenger: Die ursprüngliche Idee von unserem Verein war ja es, andere zu finden, die das Modell übernehmen, es in andere Stilistiken überführen oder in andere Städte transportieren sollten. Vor zwei Jahren haben sich die Grazer MusikerInnen mit uns abgesprochen und das Festival veranstaltet. Der Daniel Riegler, der ja ursprünglich auch aus Graz stammt, hat am Anfang auch noch mitgeholfen. Seine Mutter führt dort ein Theater, wo die Veranstaltung dann auch über die Bühne gegangen ist. Diese Kooperation besteht also schon seit dem ersten Jahr, wobei Projekte zuerst in Wien und dann in Graz gespielt wurden. Das Ganze war so eine Art Programmaustausch.

Letztes Jahr kam es dann zur ersten Kooperation mit der Jazzwerkstatt Bern, wobei da vieles über Martin Eberle gelaufen ist. Der hat eben in Bern studiert und ist dann nach Wien gezogen und hat vergangenes Jahr einige Leute und Freunde zur Jazzwerkstatt eingeladen. Die haben das eben gesehen und  auch so veranstaltet.

Über das Jahr gesehen ist dieser Austausch mit den Jazzwerkstätten Graz und Bern für uns sehr wichtig. Aber auch der mit anderen Kollektiven, die ähnlich formiert sind. Das ist alles noch im Aufbau. Vor einem Jahr hat sich das Zoom! collective gefunden. Das ist eine Vereinigung von verschiedenen Musikerkollektiven, die auch wie wir Labels haben. Und so wie es aussieht, gibt es mit Leuten dieses Labels in diesem Jahr ein Treffen in Bremen.

Zoom! wird über das Internet organisiert und da sind unter anderem F-ire Collective aus London und Fiasko aus Finnland dabei. Es sind insgesamt so fünf sechs ausgewählte Kollektive. Das alles geht über das European Jazz Network, die haben eben verschiedene Kollektive vorgeschlagen haben, unter denen wir auch dabei sind. Und jetzt gibt es eben Pläne, Möglichkeiten zu erarbeiten sich über Zoom! auszutauschen und neue Projekte ins Leben zu rufen. Für heuer planen wir einmal ein erstes Treffen mit dem F-ire Collective.

Ihr habt ja vor ein paar Jahren richtig klein begonnen und eigentlich kann man sagen, dass die Jazzwerkstatt Wien im Moment so richtig “fett im Geschäft” ist. Habt ihr euch  damals eigentlich vorstellen können, dass es solche Dimensionen annehmen könnte? Ihr seid ja inzwischen in aller Munde, und das nicht nur hierzulande.

Clemens Wenger: Dass das so schnell geht, haben wir uns eigentlich nicht gedacht. Dass unser Konzept so schnell angenommen und von anderen Gruppen adaptiert wird. In den ersten Jahren haben wir uns finanziell sicher ein wenig zu weit aus dem Fenster hinausgelehnt, aber halt in einem kleinen Rahmen. So sind die Musiker aus der Schweiz, die wir damals eingeladen haben, Freunde vom Martin Eberle gewesen. Die sind quasi auf Urlaub nach Österreich gekommen, was sie so und so schon immer machen wollten und haben eben auch ihren Beitrag geleistet. Insgesamt war das schon in Ordnung, weil die Dynamik, welche bei der Jazzwerkstatt im WUK vorgeherrscht hat, ausschlaggebend für die positive Rückmeldung war. Die damals schon recht vielen BesucherInnen und die MusikerInnen sorgten für eine insgesamt sehr gute Stimmung. Zudem waren auch ein paar deutsche Journalisten zu Gast, die sofort angetan waren. Die haben gemerkt, dass hier etwas gearbeitet wird, dass sich hier junge Jazzer zusammengetan haben, die etwas auf die Beine stellen wollen. Auch die Tatsache, dass die Veranstaltung kein reines Musikpräsentationsprogramm war, ist gut angekommen.

MusikerInnen sind das auch nicht wirklich gewohnt, so zu arbeiten. Vor allem im Bereich Jazz. Es gibt wenig Infrastruktur, es gibt kaum gute Proberäume, und wenn doch, dann stehen diese meistens nur denen zur Verfügung, die es sich leisten können. Die Uniräume können nicht beprobt werden, dort dürfen nur die Lehrer proben. Am Konversatorium gibt’s auch keine ausreichende Infrastruktur, den Studenten Proberäume zur Verfügung zu stellen. MusikerInnen, die nicht studieren haben es noch schwerer. Es ist insgesamt nicht einfach, richtig professionell zu arbeiten und irgendwelche Projekte zu entwickeln. Und das war auch der Grundgedanke für die WUK-Woche und jetzt auch für die über das Jahr verteilten Projekte, bei denen man sich einem Publikum präsentieren kann. Vor allem für junge MusikerInnen ist diese Idee nachzuahmen sicher erstrebenswert. Darum glaub ich, dass die Organisatoren von Grazer und der Berner Jazzwerkstatt gesehen haben, dass zum Beispiel einen Flügel oder eine gute Anlage für einen Tag oder eine Probe zu mieten, keine große Sache ist. Es gibt viele Dinge im Jazz, die wenig entwickelt sind, wo man wirklich ansetzen kann. Vor allem Probearbeit, Entwicklungsarbeit, Sounddesign, PR und solche Sachen.

Am Anfang haben wir natürlich nicht so weit gedacht, dass das Ganze so hohe Wellen schlägt. Aber eigentlich ist es ja logisch, dass wenn man professionell arbeiten und eine Plattform organisieren will, sich mit solchen Sachen auseinandersetzen muss.

Ich habe gelesen, dass ihr die erste Jazzwerkstatt überhaupt aus der eigenen Tasche bezahlt habt.

Clemens Wenger: Ja.

Inzwischen habt ihr ja auch die Stadt Wien und das Bundesministerium für Kultur von euch und euren Projekten überzeugen können. Wie ist euch das gelungen?

Clemens Wenger: Durch Lobbying (lacht). Wir selber haben da wenig ausrichten können am Anfang. Man kommt ja nicht ins Gespräch und wenn man dann so semiprofessionell einen Förderantrag ausfüllt und irgendwie eh nicht weiß, wie man das budgetieren soll. Strategisch hat man ja keine Ahnung. Man muss sagen, dass der SKE Fond eine wichtige Einrichtung ist, der uns von Anfang an sehr unterstützt hat. Im ersten Jahr haben wir ja eine CD mitherausgebracht, welche vom SKE Fonds gefördert wurde. Diese CD hat die Veranstaltung dann ein bisschen mitgetragen, etwa Teile der Infrastruktur und der Technik. Aber in den ersten beiden Jahren war eigentlich an Unterstützung sonst nichts da. Im Prinzip hat irgendwann der Klaus Nüchtern vom Falter bei der Stadt Wien angerufen und gefragt, warum es denn keine Förderung gibt, warum die 5000 Euro, die wir immer selber zahlen, nicht drinnen sind.

Danach haben wir auf einmal einen Termin bekommen und der Mailath-Pokorny hat uns zu einem Gespräch eingeladen. Nachträglich haben wir für die zweite Jazzwerkstatt ein bissl was bekommen, um die Schulden zu decken. Außerdem muss man auch wissen, dass man erst einmal die Unterstützung der Stadt bracht, um beim Bund um Förderungen anzusuchen. Bei solchen Dingen muss man erst einmal durchsehen.

Natürlich haben es auch recht viele Leute richtig gut gemeint mit uns. Wir haben von vornherein kostenlose PR Unterstützung erhalten. Der hat uns beraten, wie man eine Pressekonferenz veranstaltet, wie man eine Presseaussendung macht. Zumindest war ein bissl da. Auch die Ute Pinter, die damals bei der Jeunesse gearbeitet hat und jetzt bei Impuls in Graz tätig ist, hilft uns die Förderanträge korrekt auszufüllen, führt die Telefonate und macht die Termine mit den Fördergebern. Im Betrieb organisieren wir uns schon selber. Buchhaltung macht der Daniel, Homepage macht ein anderer. Und so teilen wir uns eben die Aufgaben ein.

Die Idee ein Label zu machen ist vermutlich auch in dieser Zeit entsprungen.

Clemens Wenger: Seit dem ersten Jahr arbeiten wir schon mit Werner Angerer, einem super Tonmeister zusammen. Und eigentlich schneiden wir seit dem Beginn schon alles mit, eben auch als Idee, für neue Projekte gleich ein Demoband bereit zu stellen. Und da es auch die SKE Förderung für Tonträger gibt, haben wir uns natürlich gedacht, da wäre etwas zu machen. So haben wir uns, genauso wie wir es bei der Veranstaltung getan haben, zunächst informiert, was es in diesem Bereich denn schon alles gibt. Schließlich sind wir zum Schluss gekommen, dass wir, wenn wir die Veranstaltung wiederholen, im gleichen Zug auch gleich ein eigenes Label gründen sollten, auf dem wir schnell veröffentlichen können.

Ein Label zu gründen ist ja nicht wirklich schwierig. Du brauchst einen Namen und, ich glaub 100 Euro, die man einzahlen muss. Und die haben wir uns eben geleistet. Eigentlich hat das wirklich gut funktioniert. Die Bands, die beim ersten Mal Premiere gefeiert haben, Fuzz Noir, das Peter Rom Trio oder eben das Duo von mir und dem Clemens Salesny haben wir dann veröffentlicht.

Inzwischen habt ihr ja alle schon etwas rausgebracht.

Clemens Wenger: Ja, wir haben alle schon etwas rausgebracht. Jetzt haben wir uns auf maximal sechs Veröffentlichungen pro Jahr geeinigt. Es kostet uns nicht viel, außer natürlich die Arbeit an sich. Die Musiker zahlen ja, wie bei den meisten anderen Independent-Labels auch, die Produktion selbst. Aber sonst fallen keine größeren Kosten, wie etwa für Werbung, an. Es ist relativ frei organisiert, obwohl natürlich jeder Künstler mitarbeiten muss. So etwa beim CD Versand. Bei uns gibt es eben keine Angestellten, die das für uns machen. Deswegen wird alles gemeinsam organisiert.

Wie sieht es mit der Resonanz aus Deutschland eigentlich aus?

Clemens Wenger: Wir haben vor ein oder zwei Jahren einen wirklich guten Artikel im Jazzthing gehabt. Da ist ein Journalist aus Deutschland nach Wien gekommen, um sich die Szene hier einmal anzuschauen und ist eben auch auf uns gestoßen. Der hat eigentlich recht viel über uns geschrieben. Und überall wo ich auftrete, und das nicht nur im Rahmen von Jazzwerkstatt Veranstaltungen, ich spiel ja auch mit Max Nagl zusammen, egal ob bei großen Jazzfestivals in Frankfurt oder Berlin, in jedem Programmheft fällt irgendwo der Name Jazzwerkstatt. Wir werden also wahrgenommen. 2006 haben wir etwa in Mörs gespielt und haben dabei eine intensiv Kooperation mit der Frischzelle in Köln, einem Künstlerkollektiv, das sehr viel im Bereich der Medienkunst arbeitet, an Land gezogen. Daher sind in diesem Jahr mit Sven Hahne und Matthias Muche auch zwei Künstler von der Frischzelle zu Gast bei der Jazzwerkstatt, wo sie ihr gemeinsames Projekt Bin.To.Bone vorstellen. Deren CD kommt über unser Label heraus.

Den Namen Jazzwerkstatt kennt man also schon. Und wir wollen jetzt natürlich auch langsam ein wenig weg aus Österreich und mehr im Ausland spielen. Weil hier haben wir ja inzwischen eh schon fast alles abgegrast.

Wie siehst du eigentlich die Situation in Österreich? Für Furore, so scheint es manchmal, sorgen die “alten Hasen” oder eben die junge Generation. Wie siehst du das?

Clemens Wenger: Die Szene ist sehr dicht und sehr gut in Österreich. Den Unterschied zwischen jung und alt, sehe ich eigentlich nicht. Die Szene überhaupt zu definieren ist schwierig. Alleine in unserem Dunstkreis gibt es sehr vieles, das nicht unbedingt in die Jazzszene passt. Obwohl mit dem Christoph Huber, hat man einen Veranstalter in Wien, der sehr viel Musik unter dem Titel Jazz passieren lässt. Was gut ist, aber sonst in der Jazzszene in Österreich gibt es vielleicht noch das Festival in Saalfelden oder das Jazzfest Wien. Aber man muss vorsichtig sein. Jazzklubs gibt’s sehr wenige, vor allem solche die ein Budget für Avantgarde-Projekte haben und damit ein spezielleres Publikum ansprechen.

Das ist ja auch das besondere an der Jazzwerkstatt. Ihr deckt ja eine ungemein breite stilistische Vielfalt ab.

Clemens Wenger: Das hat viel damit zu tun, wie wir uns als Gruppe zusammenfinden und es ist auch ein Teil, wie es funktionieren soll. Die Jazzwerkstatt soll ja keine Fachidioten-Gruppe sein. Wir kommen ja alle aus verschiedenen Sparten, haben verschiedenes gelernt. Daniel kommt aus der Klassik, er hat Klassikposaune studiert und arbeitet mit klassischen Ensembles, wie etwa dem Klangforum zusammen und bringt uns bei, wie man etwas effizienter probt. Der Wolfgang Schiftner ist ein unglaublicher Improvisator, der verrückteste Sachen aus dem Ärmel schüttelt, der Peter Rom ist sehr genau und hat sehr viel Erfahrung. So vermischt sich in der Jazzwerkstatt alles.

Wie seid ihr damals eigentlich zueinander gekommen?

Clemens Wenger: Die Idee war, Leute zu suchen, die ihre eigenen Projekte am Laufen haben und ihre eigene Musik spielen. Zum Teil haben wir uns zu Beginn noch gar nicht gekannt. Ich habe zum Beispiel, einmal vom Raphael Preuschl zwei CDs mit Proberaummitschnitten von Peter Rom bekommen, die voller Titel waren und alle wie Studioaufnahmen geklungen haben. Und da habe ich mir gedacht, mit dem muss man was machen. Und der Clemens Salesny hat über irgendein Projekt den Daniel Riegler gekannt und gesagt, der schreibt sehr viel Musik, die in Richtung Komposition geht. Und so weiter. Irgendwann haben wir sechs uns eben zusammengerufen, getroffen und die Jazzwerkstatt auf die Beine gestellt.

Im Porgy & Bess habt ihr ja jetzt auch einen neuen Partner gefunden. Vor allem mit Blick auf neue Projekte von euch, die ihr dort zum ersten Mal vorstellen könnt.

Clemens Wenger: Das Porgy hat ja schon im ersten Jahr gleich so ein Special gemacht. AEIOU, glaub ich. Da haben wir schon Projekte präsentiert, die schon bei der ersten Jazzwerkstatt entstanden sind. Dann hat es auch immer wieder Labelveranstaltungen und Konzerte gegeben. Heuer hat uns der Christoph Huber angesprochen, ob wir nicht vielleicht intensiver zusammenarbeiten könnten. Was wiederum echt super für uns ist, da sehr viel von der Arbeit wegfällt. Bisher ist sehr viel Zeit wegen organisatorischer Fragen verloren gegangen. Dazu ist das Porgy echt ein super Club, das ein super Publikum hat und das auch mit uns ganz gut assoziiert wird. Also es ist nicht völlig weit hergeholt, dass wir dort spielen.

Wir haben jetzt eben die Möglichkeit dort Projekte zu entwickeln, weil Christop Huber uns das Porgy auch als Proberaum zur Verfügung stellt. In Zukunft werden wir jetzt halt immer wieder Sachen präsentieren. So etwa das OSC-Projekt, das der Dani mit dem Studio Dan Ensemble gemeinsam entwickelt, im Sommer einprobt und damit die kommende Saison im Porgy eröffnet. Aber natürlich versuchen wir auch mit anderen Veranstaltungsorten Netzwerke zu knüpfen.

Das Konzert, welches euch in der jüngeren Vergangenheit am meisten Spaß gemacht hat, war, nach euren Worten, das mit den Strottern. Wie ist diese Zusammenarbeit Zustande gekommen?

Clemens Wenger: Was ich nicht gewusst habe war, dass der Clemens Lendl schon vor ein paar Jahren die öffentlichen Proben der Jazzwerkstatt mit seinen kleinen Buben besucht hat. Ich habe ihn damals noch gar nicht gekannt und er ist dort mit seinen Kindern fast jeden Tag bei den Proben drinnen gesessen und hat sich das Ganze angesehen. Der verfolgt uns schon wirklich sehr lange. Und manche von uns kennen die Strottern auch schon länger und manche eben erst seit diesem gemeinsamen Projekt.

Es war einfach so, dass mich der Clemens Lendl eines Tages angesprochen hat. Er hat ja schon bei Wean Hean mit dem Hannes Löschel etwas gemeinsam gemacht und interessiert sich sowieso für das gesamte Spektrum der Musik, die wir machen. Da haben wir uns eben zusammengetan und das Projekt dem Wean Hean Festival und der Jeunesse vorgestellt. Clemens Idee war es, neue Wiener Musik zu schreiben, ausgehend vom Dialekt und Text, weg von den dem Genre anhaftenden Klischees. Und diese sollten in einer großen Besetzung mit zwei Sängern aufgeführt werden. Es handelt sich also um neue Sachen und nicht um Altes, neu Aufgearbeitetes. Ein bisschen wie in den siebziger Jahren, mit ein wenig Funk, ein bisschen Bigband-mäßig. Und das war eigentlich auch die Idee dahinter. Zwar ist im Großen und Ganzen das Meiste an die Wiener Musik angelehnt, aber es kommt auch sehr viel von unserer Seite.

Um ehrlich zu sein haben wir für dieses Projekt so viel geprobt, wie nie zuvor. Manchmal leiert sich eben etwas an, das so viel Spaß macht und einfach gut funktioniert. Obwohl wir dann doch zehn Leute waren und das mit den gemeinsamen Probeterminen nicht ganz einfach war, ist es sich doch sehr gut ausgegangen. Überhaupt ist sehr viel komponiert worden, sodass wir am Ende sogar manches ausschließen konnten. Es war nicht so, dass wir am letzten Drücker ein Programm abgeliefert haben, wie es sonst wo leider viel zu häufig der Fall ist, was man auch einmal sagen muss. In der österreichischen Festivalszene ist man sehr oft damit konfrontiert, neue Sachen komponieren zu müssen, die dann uraufgeführt werden sollten. Das ist ein unglaublicher Druck für die Musiker, die dann oft irgendetwas rausstampfen müssen. Vielfach leidet natürlich die Qualität darunter. Bands die eingeprobt sind und ein super Programm haben, werden oft gar nicht mehr berücksichtigt. Es muss immer irgendetwas mit “Der mit Dem” sein. Da müssen wir jetzt nicht unbedingt überall mitmachen.

Wir haben den Vorteil, dass wir so viele Projekte haben und daher eine Menge machen können. Wir sind jetzt nicht alleine auf das Eine spezialisiert. Wenn wir jetzt sagen, wir machen was mit den Strottern, finden sich eben die Drei, die gern dafür etwas schreiben. Und wenn wir etwas mit der Werkskapelle Lenzing machen wollen, dann haben wir die Viola Falb, die sich schon mit der Blasmusik beschäftigt hat. Das ist eben das Gute an diesem Pool. Bei den Strottern haben eben sehr viele Leute dazu beigetragen, dass das ein super Programm wird. Da haben wir wirklich intensiv proben und an den Kompositionen feilen können. Das ist wirklich ein Sonderfall, der so oft nicht passiert.

Eine Sache, die ihr in diesem Jahr auch zum ersten Mal macht, ist, dass ihr Workshops mit der Jeunesse gemeinsam veranstaltet.

Clemens Wenger: Wir haben zwei Workshops gemeinsam mt der Jeunesse, eine in Tulln und eine in Zwettl. Das ist auch schon länger geplant. So wie wir arbeiten, hat ja auch den Charakter eines Workshops. Einmal haben wir ja schon in Landeck zwei Veranstaltungen mit Tiroler Musikern gemacht. Wir sind hingefahren und haben Stücke von uns mit ihnen eingespielt und umgekehrt. Das alles war aber eher eine “Schnell-Schnell-Aktion”, obwohl es natürlich super war. Das hat der Szene dort auch einen gewissen Schub gegeben.

Dann ist eben auch die Jeunesse an uns herangetreten, ob wir das nicht vielleicht auch in einem Format machen wollten, in dem wir so etwas mit Kindern oder Amateuren realisieren. Durch die Erfahrungen, die wir in den Jahren sammeln konnten, haben wir ein Konzept entwickelt. Bei uns geht es eben immer um die Produktion eigener Musik, und was man daraus gemeinsam machen kann. Sei es durch Improvisation, wenn man mit eher weniger erfahrenen Ensembles arbeitet. Und wenn es schon professionellere Musiker sind, stellt sich die Frage, wie kann man neuere Formen der Komposition oder Instrumentation schaffen, wie bringt man klassische Musiker mit Jazzmusikern und Elektronikern zusammen. Da stehen eben das Experiment und die Entwicklung neuer Ideen im Vordergrund.

Mit Kindern werden wir das jetzt das erste Mal machen. Ich glaube es wird ganz gut werden. Es war schon jemand dort bei der Klasse und wir werden da jetzt halt zwei Workshops machen, die recht lustig werden.

Danke für das Interview

Clemens Wenger