Im music austria Notenshop: Uli Rennert

Im music austria Notenshop präsentiert sich der Komponist Uli Rennert mit zwei Werken, die das bewährte Erfolgsrezept guter Musik innehaben: Komplexität offenbart sich nicht beim Hören, sondern beim Studieren der Partitur. Durchs Ohr fließen improvisierte Passagen, die ganz organisch in dezente Klangflächen übergehen, und schlichte Melodien harmonisieren reibungsfrei mit freejazzigen Passagen und sparsam eingesetzter Elektronik. Für den studierten Posaunisten und Pianisten ist der Interpret mehr als ein in der westlichen, klassischen Musiktradition zum „Dienstleister“ degradierter Musiker, sondern der Individualität jedes einzelnen Künstlers wird durch freie Passagen in der Partitur Rechnung getragen. Daher arbeitet Rennert in seinen Projekten mit ausgewählten Musikern wie dem Kontrabassisten Peter Herbert oder dem Klarinettisten Peter Kunsek zusammen.

Die Besetzung Synthesizer, Klarinette, Kontrabass, Streichsextett und Live-Elektronik in „Seven Superfluous Serenades“ lässt die Vielzahl an Einflüssen erkennen, die Rennerts Arbeit prägen. Angefangen bei den Jugendidolen Jimi Hendrix und Louis Armstrong zu Miles Davis und John Coltrane , kommt der gebürtige Frankfurter im Laufe seiner Ausbildung auch auf den Geschmack Neuer Musik und lässt sich neben der Zweiten Wiener Schule auch von postmodernen Komponisten wie Giacinto Scelsi und Vinko Globokar inspirieren. In den Serenaden bauen sich auf die intimen, redundanten Streicherflächen à la Arvo Pärt sowohl die retro-futuristischen Klänge des Synthesizers, wie auch die jazzigen Soli der Klarinette und des Kontrabasses auf. Die dazu komponierte, synthetische Stimme gibt einen ähnlich skurillen Mix an Textinhalten und -genres wieder: Vom antiken Philosophen Aristoteles über den Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem zu dem Text einer Spam-Mail bieten die Zitate ein literarisches Pendant zur musikalischen Vielfalt der Suite.

„Von den Göttern weiß ich nichts“ ist nicht nur ein Ausspruch von Protagoras, sondern auch der Titel des „Gesangs für Agnostiker“. Diese Vokalmusik entstammt einer ganzen Reihe an Werken von Rennert, die sich mit religiösen Fragen nach dem Woher und Wohin auseinandersetzen und sich zu einem kammermusikalischen Duktus hinwenden. Traditionell durchkomponiert setzt der sonst freie Jazz-Improvisateur Violine, Cello und Bassklarinette als begleitendes Fundament dem Mezzosopran entgegen, der den Texten von Erich Fried, Robert Gernhardt, Thomas von Aquin, Pablo Picasso und Martin Luther Gestalt verleiht. Trotz der neuen Herangehensweise des Jazzpianisten an seine selbst geschriebene Musik, leugnet Melodie, Rhythmus und Harmonie nicht die musikalische Heimat des Verfassers.

Uli Rennert vermischt in seinen Werken die leichte Schwere des Jazz mit dem Ausdruck und der Souveränität eines Komponisten, der nicht das Suchen erklingen lässt, sondern das Gefundene. Wie zufällig öffnet er dabei neue Klangräume, vermischt Gewöhnliches mit Ungewöhnlichem und versteht es dabei, nicht zu viel zu wollen, sondern der Musik und den Musikern ihren Raum zu geben.

Margarete Buch

Foto: Krystian Szymanski

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