„Entscheidend ist, dass die Songs wirklich unser Gefühl widerspiegeln […]“ – THE ICON im mica-Interview

Klagenfurt ist jetzt nicht unbedingt bekannt dafür, in Sachen Hip-Hop Österreichs Hauptstadt zu sein. Und dennoch hat sich gerade dort mit dem Duo THE ICON ein Act gegründet, der durchaus das Potential hat, international auf sich aufmerksam zu machen. Hinter THE ICON stehen der US-amerikanische Rapper EVAN PARKS, der derzeit an der Gustav Mahler Privatuniversität eigentlich komplett etwas anderes, nämlich klassische Musik studiert, und der aus Graz stammende DJ und Sound Engineer MAX GROSSECK. Quasi zum Team zählt auch der Deutsche CHARLY LANGHOFF, der sich für das Management des Duos verantwortlich zeigt. Im Interview mit Michael Ternai erzählen die drei, wie – auch trotz des sehr verschiedenen musikalischen Backrounds der Protagonisten – alles seinen Anfang genommen hat, warum der Musik als Ganzes Bedeutung eingeräumt wird und wie es dazu kam, dass nicht wenige Leute in Russland THE ICON plötzlich auf ihrer Liste hatten.

Wie hat es mit THE ICON angefangen? Was hat euch dazu bewogen, dieses Projekt zu starten?

Evan Parks: Max und ich kennen uns mittlerweile seit 6 Jahren. Wir haben uns 2015 im Studentenheim kennengelernt und uns auf Anhieb super verstanden. Uns war irgendwie von Anfang an klar, dass wir gemeinsam Musik machen wollten. Und das, obwohl wir eigentlich aus sehr unterschiedlichen Richtungen stammen. Ich komme aus der Klassik und Max aus der Elektronik. Aber es hat irgendwie dennoch musikalisch zwischen uns gefunkt. 2017 haben wir uns dann dazu entschlossen, unser Projekt ernst zu nehmen und es auf eine professionelle Ebene zu heben. Damit war The Icon eigentlich geboren. Wir haben in der Zwischenzweit ein Album und zwei Singles produziert. Dazu auch noch ein Video für Vevo. Vor einem halben Jahr ist dann noch Charly hinzugekommen, der uns in der Promotion, Vernetzung und anderen Dingen zusätzlich unterstützt.

Ihr habt auf jeden Fall einen bemerkenswerten Start hingelegt, wie die Anzahl eurer Streams recht eindrucksvoll zeigen. Da dürfte einiges in Bewegung gekommen zu sein.

Max Grosseck: Es ist vor allem in den letzten beiden Jahren einiges passiert, was sich auch an der Zahl der Streams auf Apple Music zeigt, wo wir erst letzte Woche die 200.000 Marke geknackt haben. Die Hörerinnen und Hörer kommen zum großen Teil aus Österreich, aber auch aus Osteuropa und den USA. Ich denke auch, dass solche Sachen wie zum Beispiel unser Konzert, dass wir letzten Herbst im Planetarium im Minimundus gespielt haben und dass ein richtig cooles Event mit super Animationen in der Kuppel war, ihren Teil dazu beitragen haben, dass die Leute aufmerksam geworden sind. Vor allem auch steirische und Kärntner Medien haben uns entdeckt und uns zu featuren begonnen.

„Von fünf Plays pro Tag, auf 200 und dann irgendwann auf 1000.“

Wie schafft man es als ein eher unbekannter Act aus Klagenfurt 200.000 Streams auf Apple Music? Das ist schon eher ungewöhnlich. 

Evan Parks: Das Witzige ist, dass wir, als wir unsere erste Platte veröffentlicht haben, keinerlei Marketing-Budget gehabt haben. Ich glaube, wir haben damals etwa 15 Euro in Instagram-Ads investiert, was schon ein riesen Schritt war, weil wir von diesen Dingen wirklich keine Ahnung hatten. Wenig überraschend ist es dann für einige Zeit still geblieben. Irgendwann hat dann jemand aus Russland – frag mich nicht wer – ein Lied von uns auf Instagram gepostet und so ist es dann langsam losgegangen. Die Streaming-Zahlen sind nach und nach stetig gestiegen. Von fünf Plays pro Tag, auf 200 und dann irgendwann auf 1000. In Summe über das Jahr gerechnet waren es dann eben die 200.000.

Max Grosseck: Das Faszinierende und zugleich Schöne war, dass wir gemerkt haben, dass die Hörerinnen und Hörer immer wieder gekommen sind, was ja oftmals ja nicht der Fall ist. Ich glaube, es war eine große russische Influencerin, die unseren Song geteilt hat und ihren Followerinnen und Followern dürfte dieser anscheinend wirklich gefallen haben. Die Zugriffe sind wirklich exponentiell gestiegen. Irgendwann sind die vorher schon erwähnten Artikel in den österreichischen Medien und unsere Shows dazugekommen, was den positiven Effekt weiter gestärkt hat. Wir haben mehr und mehr beobachten können, dass uns fremde Leute begonnen haben, uns zu reposten. Das war dann der Punkt, an dem wir gesehen haben, dass da wirklich etwas am Entstehen ist. Mit Hilfe von Charly haben wir dann letzten Oktober eine große Social-Media mit allem Drum und Dran gestartet. Das stellt sich zwar als recht viel Arbeit heraus, aber es macht Spaß.

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Ihr habt vorher schon erwähnt, dass ihr einen sehr unterschiedlichen musikalischen Backround habt. Könntet ihr das vielleicht ein wenig näher ausführen?

Max Grosseck: Bevor ich Evan kennengelernt habe, war ich vorwiegend als Produzent und DJ im elektronischen Bereich unterwegs und habe auf diversen Labels unter meinem Namen auch einige Singles rausgebracht. Die sind so in Richtung Dance und Future Bass gegangen. Mit Hip-Hop ist es erst losgegangen, als ich Evan kennengelernt habe, wobei ich natürlich schon davor ein riesen Fan von Hip-Hop war.
Ein Punkt, der für mich ebenfalls entscheidend war und mit dem das Projekt für mich ernst wurde, war, als ich zwei Jahre eine Fernschule für Audio Engineering gemacht habe und ich mich in die Themen Mixing und Mastering vertieft habe. Mit Evan zusammenzuarbeiten, bedeutete für mich auf jeden Fall auch eine Umstellung, da ich bis dahin eigentlich fast immer alleine gearbeitet habe. In elektronischen Bereich hat man den Vorteil, dass man viel alleine machen kann und wenn man einmal bei einem Track Gesang braucht, eine Sängerin oder einen Sänger einfach dazu holen kann. Mit THE ICON aber hat sich mein Fokus dann aber mehr und mehr auf Hip-Hop verlagert. Das Projekt geniest meine absolute Priorität. 

Evan Parks: Ich studiere aktuell in Klagenfurt an der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik. Und musikalisch ist das schon sehr weit vom Hip-Hop entfernt. Wobei ich dazusagen muss, dass Hip-Hop natürlich auch bei mir immer schon eine große Rolle gespielt hat. Ich stamme ja aus Kalifornien. Und dort gehört es eigentlich dazu, dass man sich regelmäßig mit Freunden und Freundinnen zum Batteln trifft. Rappen ist für mich daher schon lange eine Leidenschaft. THE ICON bietet mir jetzt eben die Möglichkeit, dieser Leidenschaft auch nachzugehen und in dieser Richtung wirklich eigene Musik zu produzieren. 

„Wir versuchen wirklich, auch die Musik in den Vordergrund zu rücken, und schauen schon sehr darauf, dass sie qualitativ passt.“ 

Hört man sich eure Stücke an, merkt man, dass ihr eigentlich aus anderen Richtungen stammt. Eure Tracks bieten auch eine für das Genre recht untypische musikalische Vielfalt. Ich nehme an, dass ist auch nicht ganz unbeabsichtigt. 

Evan Parks: Ja, das kann man schon so sagen. Wir versuchen wirklich, auch die Musik in den Vordergrund zu rücken, und schauen schon sehr darauf, dass sie qualitativ passt. Und ja, die Einflüsse stammen aus vielen Richtungen. Entscheidend ist, dass die Songs wirklich unser Gefühl widerspiegeln, sie emotional sind und auch Energie haben. 

Charly Langhoff: Nachdem ich die Jungs jetzt schon etwas länger kenne, kann ich sagen, dass, was auch immer die beiden machen, immer etwas sehr Kreatives rauskommt. Ich persönlich sehe immer einen starken Einfluss aus der Kunst und Kultur, was sich in der Bandbreite der Musik widerspielgelt.

Für die Texte bist du, Evan, zuständig. Welche Themen machst du zum Thema? 

Evan Parks: Im Endeffekt ist es mir wichtig, dass meine Texte ehrlich und nicht Fake sind. Ich schreibe darüber, was ich empfinde und mich beschäftigt. Das können verschiedene Dinge sein, Beziehungsthemen, Erlebnisse, Ereignisse. Ich habe im letzten Jahr zum Beispiel viel über das Black-Live-Matters-Thema geschrieben. Eine Single, die wir jetzt produziert haben, wir eben dieses Thema auch behandeln.

Wie sehr hat euch Corona getroffen? Ihr wart doch gerade dabei, so richtig loszulegen. 

Evan Parks: Der erste Corona-Lockdown im letzten Jahr bedeutetet für uns schon eine riesen Änderung. Wir waren es gewohnt, live zu performen und Singles zu veröffentlichen. Damit war dann eben Schluss und wir haben eine Zeit lang auch nicht wirklich gewusst, was wir tun könnten. Gemeinsam zu produzieren war ja zu diesem Zeitpunkt ja auch nicht möglich. Nach zwei Monaten hat sich das aber glücklicherweise geändert. Zudem haben wir genau dann auch Charly kennengelernt, der unser Potential gleich erkannt hat und es in eine neue Richtung gelenkt hat. Statt ewig auf Shows zu warten, haben wir die Zeit dafür genutzt, unsere Reichweite zu vergrößern, um eben nach der Pandemie startklar zu sein.

Max Grosseck: Du hast in so einer Situation soundso nur zwei Möglichkeiten. Entweder du suchst dir die Lücken und Möglichkeiten, die es gibt, oder du wartest auf bessere Zeiten und stagnierst.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Michael Ternai

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