„Alles, was wir machen, ist wirklich Genuss und keine Arbeit“ – QUEEN LEER im mica-Interview

QUEEN LEER, eine junge Band aus Wien, Graz und Völkermarkt, veröffentlicht nach einer musikalischen Neuausrichtung am 10. Mai 2019 ihr Debütalbum „Dreams Pyre“ (Superior Street Records). Vor einigen Wochen wurden bereits die beiden viel versprechenden Singles „Why, Thisbe?“ und „The Old Mariner“ inklusive wunderbar gestalteter Musikvideos veröffentlicht und konnten so bereits einiges an Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Alexander Kochman sprach mit STEFAN SLAMANIG  und DAVID „SAMMY“ SAMITSCH über ihr Debüt, die wachsende mediale Aufmerksamkeit und Songwriting-Prozesse.

Ihr bringt am 10. Mai euer Debütalbum „Dreams Pyre“ raus und habt vorab schon zwei wirklich schön gewordene Videos veröffentlicht. Wie waren die Rückmeldungen bis jetzt?

Stefan Slamanig: Das Feedback war eigentlich durchgehend sehr positiv. Die Videos, vor allem das zu „Why, Thisbe?“, waren sehr arbeitsintensiv und ziemlich aufwendig gestaltet. Da war es natürlich toll, viel positives Feedback zu bekommen, und zwar mal nicht nur von Mama, Papa, Opa, Familie und den besten Freunden, sondern auch auf Social Media etc. Ich wurde von Studienkolleginnen und -kollegen am Campus auf das neue Video angesprochen. Das war etwas sehr Schönes, das mal auf so eine Art und Weise zu erfahren.

Ihr wurdet in letzter Zeit oft von den bekannten Musikplattformen Österreichs gefeaturt. Wie nehmt ihr die neue mediale Aufmerksamkeit wahr?

Stefan Slamanig: Mit dem neuen Anstrich, den wir uns verpasst haben, gibt es uns ja im Grunde genommen erst seit Dezember. Davor wurden wir in Magazinen wie beispielsweise „The Gap“ und „Volume“ nicht thematisiert, weil wir einfach noch nichts Relevantes, sprich eine CD oder ein Album, vorweisen konnten. Wir haben nicht wirklich professionell produziert, mithilfe einer Promotion-Agentur, viel Engagement und sehr viel Willen hat es dann aber funktioniert.

Ihr spielt eigentlich schon seit 2012 zusammen, oder?

 David Samitsch: Wir haben damals im Trio als Superior Street angefangen. Das ist dann sukzessive gewachsen. Mit dem Wachsen hat sich auch der Stil verändert und der Gedanke war dann irgendwann da, etwas Neues zu machen. Aber der harte Kern der Band spielt eigentlich schon seit sieben, acht Jahren zusammen.

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„[…] neuer Name, neuer Anstrich, neue Pressfotos und neues Album.“

War das musikalisch auch so ein eindeutiger Schnitt?

Stefan Slamanig: Musikalisch hat Queen Leer kaum bis nichts mit dem vorherigen Projekt zu tun. Ich versuche immer, mit einem Augenzwinkern zu vertuschen, dass wir als Superior Street schon mal ein Album produziert haben [lacht]. Das waren halt erste Gehversuche. Wir haben alles selbst gemacht und irgendwo billig mastern lassen. Wir haben viel zu viele CDs pressen lassen [lacht]. Das war gewissermaßen sehr naive Musik, welche auch schlecht produziert war. Aber es war wichtig, dass wir diese Erfahrung gemacht haben. Wir haben das, was das Musikalische, das Image etc. betrifft, hinter uns gelassen. Deswegen neuer Name, neuer Anstrich, neue Pressefotos und neues Album.

Gab es auch strategische Überlegungen, wie die Neuausrichtung aussehen soll? Oder war das ein ganz natürlicher Prozess?

Stefan Slamanig: Das ist eigentlich so passiert. Wir haben ja schon vor drei Jahren begonnen, das Album zu produzieren, Demos aufzunehmen etc. Von Song zu Song ist dann einfach diese neue Ästhetik entstanden.

David Samitsch: Was definitiv da war, war der gemeinsame Wille. Ich glaube, dass wir darin übereinstimmen, dass die am ersten Album vorhandenen Songs Potenzial gehabt hätten, aber durch die überhastete Art und Weise des Aufnehmens und Produzierens relativ viel verschenkt wurde. Wir haben dann gesagt: „Jetzt nehmen wir uns die Zeit!“ Deswegen hat sich der Aufnahmeprozess eineinhalb oder fast zwei Jahre gezogen. Wir haben gefeilt und verfeinert und hoffen, jetzt etwas getroffen zu haben, womit wir eine Zeit lang zufrieden sind.

Stefan Slamanig: Deswegen nennen wir Queen Leer und das Album „Dreams Pyre“ auch „Re-Debüt“.

Bei welchem Label veröffentlicht ihr das Album?

Stefan Slamanig: Wir haben ein eigenes Label. Wir wollten für den Anfang den Überblick behalten, viel selbst machen. Die nötige Hilfe bezüglich Promotion, Werbung etc. kommt von außen, aber die Veröffentlichung und die Plattenfirma machen wir selbst. Lustigerweise unter dem Namen „Superior Street Records“.

„Wenn jeder das macht, was er am besten kann, kommt unterm Strich das beste Ergebnis raus.“

Wie funktioniert die Banddynamik beim Songwriting? Gibt es klare Rollenverteilungen?

David Samitsch: Wir haben den Luxus, dass jeder von uns seinen Expertenbereich hat und wir menschlich eine gute Basis haben. Alles, was wir machen, ist wirklich Genuss und keine Arbeit. Das Tolle dabei ist, dass das gegenseitige künstlerische Befruchten definitiv da ist, aber gleichzeitig jeder sich und seine Stärken einbringen kann. Zum Beispiel ist Stefan für Komposition und Arrangement zuständig und ich für den Text. Wenn einer eine Idee hat, kriegt derjenige alle mögliche Unterstützung und kreativen Input. Bei uns kommt es nicht zu Revierkämpfen.

Wir haben teilweise Lieder, wo Text und Musik separat entstanden sind, aber dann eben durch das gemeinsame Ausarbeiten etwas daraus wurde, was so klingt, als wäre es tatsächlich aus einem Guss. Ich glaube, das funktioniert deswegen so gut, weil der gegenseitige künstlerische und menschliche Respekt vorhanden ist.

Stefan Slamanig: Ich mache z. B. Demos bei mir im WG-Zimmer. Ich mache den Song fertig und singe die Melodien auf Fantasieenglisch. Und dann weiß Sammy als Texter Bescheid, welches Metrum es braucht, um die Lyrics darüberstülpen zu können. Wenn jeder das macht, was er am besten kann, kommt unterm Strich das beste Ergebnis raus.

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Wie sehen eure musikalischen Einflüsse aus?

David Samitsch: Das ist unterschiedlich. Ich bin sehr im Singer-Songwriter- und auch im traditionellen Folk-Bereich verankert. Also Größen wie Bob Dylan und Paul Simon sind riesige Vorbilder für mich. Dann haben wir Daniel [Kaiser; Anm.], der eigentlich eher im Jazz-Bereich beheimatet ist.

Stefan Slamanig: Ja, der spielt auch Bass in einer Big Band.

David Samitsch: Mario [Grilz; Anm.], unser Gitarrist, ist wahrscheinlich der „Härteste“ bei uns. Der fischt eben auch im Metal- und Hardrock-Bereich.

Stefan Slamanig: Von Mario kommt der Einfluss, den man vielleicht Richtung Pink Floyd oder Led Zeppelin verorten würde. Von meiner Seite aus sind zweifellos Beirut, Dry the River, Fleet Foxes starke Einflüsse. Aber wir haben jetzt nicht bewusst nach diesen Einflüssen komponiert.

Was macht ihr, wenn ihr nicht mit Queen Leer spielt?

Stefan Slamanig: Ich studiere Musikerziehung und Deutsch und seit Herbst auch klassischen Gesang. Das nimmt momentan die meiste Zeit in Anspruch. Ich hoffe, dass es bald mehr Gründe geben wird, das Studium wegen der Band hintanzustellen [lacht].

David Samitsch: Ich bin Deutsch- und Englischlehrer. Ansonsten haben wir noch einen Lehramts- und zwei BOKU-Studenten.

Wie sieht es in nächster Zeit mit Auftritten aus?

Stefan Slamanig: Wir spielen am 26. Juni im Fluc als Support für Wayne Graham und am 6. August beim Palais Sommer in Dresden.

David Samitsch: Ansonsten müssen wir schauen, wie sich das Album entwickelt, wenn es mal draußen ist.

Stefan Slamanig: Aber wir sind auf jeden Fall sehr motiviert, live zu spielen!

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Alexander Kochman

Termin:
26. Juni 2019 – Fluc, Wien

Links:
Queen Leer (Facebook)
Queen Leer (Website)