50 essenzielle Austro Rap-Songs – Teil 2: Kritik an den Zuständen

In seinen New Yorker Anfängen war HipHop reine Partymusik für die Flucht aus dem oft tristen Alltag. Mit dem Überraschungshit „The Message“ von Grandmaster Flash & the Furious 5 hat sich das radikal verändert. Im Verlauf der 80er wurde die Kunstform politischer und kritischer: Themen wie Rassismus, Armut und die Verwüstung afroamerikanischer Nachbarschaften durch Crack-Epidemie und Gang-Kriege wurden schonungslos beleuchtet. Auch in Österreich gab es von den 90er Jahren bis heute jede Menge Gründe für wütende oder nüchtern beobachtende Rap-Songs über gesellschaftliche Missstände.

Total Chaos – Traurig Aber Wahr (1995)

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Im Österreich der 90er Jahre kamen Neonazis aus ihren Kellern und die Haider-FPÖ machte Rassismus wieder salonfähig. Über diese Strömungen rappen die Innsbrucker Pioniere auf ihrer Debüt-EP „…Aus dem wilden Westen“ – leider ist der Song mit Ausnahme der Politikernamen bis heute ziemlich aktuell geblieben.


Kayo & Phekt ft. Markee – Wilde Geschichten (2000)

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Die zwei Linzer Rapper betrachten das Thema Polizeigewalt aus unterschiedlichen Perspektiven: Kayo rollt den Tod von Marcus Omofuma während seiner Abschiebung auf, inklusive der rassistischen Kampagnen danach. Markee erzählt hingegen von einer Durchsuchung seiner eigenen Wohnung. Das Fazit aller Beteiligten: „Enough’s enough“!


Klitclique – Der Feminist (2018)

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Über das leicht veränderte Instrumental von DJ Vadims „Terrorist“ zählen G-Udit und $chwanger verschiedene Formen des zeitgenössischen Feminismus auf. Spoiler: Das Wohlergehen der Frauen steht meistens oft weniger im Vordergrund als Schein und Selbstdarstellung.


Svaba Ortak – Südbahnhof (2019)

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Der scharfzüngige Rapper aus Wien-Landstraße erzählt in diesem Song eine Migrations-Geschichte: Die seiner Familie. Der Vater kam als Gastarbeiter, die Mutter flüchtete mit den Kindern vor dem Bürgerkrieg am Balkan. In Österreich erleben sie Diskriminierung und Abweisung, die Heimatlosigkeit ist aber überall: „Hier bin ich Ausländer, unten aber auch, Bruder!“


Monobrother – Solodarität (2019)

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Noch bevor eine weltweite Pandemie den Mangel an Solidarität und gesellschaftlichem Zusammenhalt in der westlichen Welt brutal offengelegt hat, doziert der Wiener Dialektrapper am Titeltrack seines dritten Albums schonungslos über die Ellbogenmentalität, die auch vor scheinbar progressiven Milieus nicht halt macht.


Donna Savage – Blutwiese (2021)

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Die junge Rapperin aus Wien verteilt in ihren Songs gerne verbale Watschen, und hier besonders starke. Ihre Wut richtet sich hier nämlich auch gegen sexuelle Belästigungen und Übergriffigkeiten, von der im Video Freundinnen und Kolleginnen wie Eli Preiss oder Verifiziert grausliche Geschichten zu erzählen wissen.


Von Seiten der Gemeinde – Wolffreie Zone (2021)

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Eigentlich als Spaßprojekt der beiden DJs Chrisfader und Testa gestartet, die Schnipsel aus dem lokalen Fernsehprogramm ihrer Westtiroler Heimatgemeinde über Beats legten. In den Raps von Yo!Zepp begann die Band aber bald, auch Missstände im Land anzuprangern. Hier werden geschickt Parallelen zwischen der Aufregung über eingewanderte Wölfe und Ängsten gegenüber Immigranten gezogen.


Yasmo & die Klangkantine – Rich (2022)

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Die Wiener Poetin, Autorin und Rapperin hat ihre Plattform schon oft für feministische Appelle genutzt, etwa bei der Fernsehübertragung der „Amadeus Awards“. Dass Pflege, Kindererziehung und Haushalt in unserer Gesellschaft mehrheitlich weiblich konnotiert sind und selten als „Leistung“ gewürdigt, geschweige denn bezahlt werden, macht sie hier leichtfüßig zum Thema.


Kerosin95 – Trans Agenda Dynastie (2022)

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An wenigen gesellschaftlichen Themen entzündet sich der Kulturkampf in unserer Zeit so verlässlich wie an der Anerkennung von Trans-Menschen. Auf TERFs, also Trans-ausschließende Radikalfeministinnen, hat es Kerosin in den Strophen dieses Songs besonders abgesehen – dazwischen wird aber auch die eigene Cuteness gefeiert.


Kitana – Kitana Season (2023)

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Die Wiener Rapperin hat sich anfangs mit brillanten Freestyles über klassische New Yorker HipHop-Beats einen Namen gemacht. Hier erhebt sie schwere Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen ihren Rapper-Kollegen Yung Hurn – und kritisiert auch Festivalveranstalter, die ihn weiter buchen.


Stefan Trischler