Heimische Musikszene betrauert den Tod des österreichischen Pianisten Fritz Pauer

Wie heute bekannt wurde, ist der österreichische Jazzpianist, Bandleader und Komponist Fritz Pauer vergangenen Sonntag im Alter von 68 Jahren überraschend verstorben. Als Todesursache wird Herzversagen angenommen. Der gebürtige Wiener zählte neben Hans Koller und Joe Zawinul zu den prägenden und bedeutenden Pionieren und Wegbereitern des modernen heimischen Jazz.

Pianist Fritz Pauer war ein Mann der leisen Worte. Dass er einer der wenigen österreichischen Musiker mit wirklich großem internationalen Renomee war, posaunte er niemals in die breite Öffentlichkeit hinaus. Ebensowenig, dass er mit den großen Legenden der Jazzszene wie Fatty George, Friedrich Gulda, Art Farmer, Johnny Griffin, Carmell Jones, Pony Poindexter, Don Byas, Booker Ervin, Dexter Gordon, Lee Konitz oder Don Menza zusammengespielt hat. Dass ihn der amerikanische Pianist Horace Parlan zu den ”drei beeindruckendsten europäischen Pianisten” zählte, führten ebenfalls nur jene Leute an, die über ihn zu schreiben hatten. Es war alleine die Musik, die er für sich sprechen hat lassen, seine spielerische Virtuosität, sein ungemeines Musikverständnis, die ihn zu einem der gefragtesten Begleiter der Szene gemacht haben. Mit ein Grund dafür war, dass sich der gebürtige Wiener, den einst, wie er selber immer sagte, die Bewunderung für Joe Zawinul und dessen Spiel in den 50er Jahren dazu verleitet hat, sich selbst hinter das Klavier zu setzen, in den verschiedensten stilistischen Kontexten zwischen Tradition und Moderne vortrefflich zu bewegen wusste.

Mit dem Klavier zu spielen begonnen hat der 1943 in Wien geborene Fritz Pauer im zarten Alter von fünf Jahren. „Eher aus Konkurrenz zu meiner Schwester“, wie er sagte. War sie es doch, die Klavierunterricht bekommen hat, während er sich zunächst mit Beobachterrolle zufrieden geben musste. Angetrieben vom Erlebnis einer solch zum Himmel schreienden Ungerechtigkeit, begann der Wiener sich im Laufe der Zeit immer intensiver mit dem Instrument und der Bedienung dieses auseinanderzusetzen. In der Teenagerzeit entfachte sich schließlich auch die Liebe zur Jazzmusik und zum Boogie-Woogie, auf welche er durch seinen Schwager und seinen Cousin gestoßen wurde. Vor allem waren es die Stücke eines Thelonious Monk oder eines Red Garland, die den noch jungen Mann vom ersten Moment an begeisterten.

Den Beschluss, selbst einen musikalische Karriere einzuschlagen, fasste Fritz Pauer in dem Zeitpunkt, indem er erkannte, dass mit dem Musizieren auch Geld zu verdienen war. So bekam der Wiener in den diversen Bars und Lokalen der Stadt ganz gut bezahlte Monatsengagements für Konzerte. Über Fatty George, der des Öfteren in der Marietta-Bar konzertierte, lernte der junge Pianist so namhafte heimische Jazzgrößen kennen wie etwa Friedrich Gulda und Hans Koller. Treffen, welche Fritz Pauer quasi den Weg zu einer erfolgreichen Karriere ebnen sollten. Es folgten erste Konzertreisen. Unter anderem in die Schweiz, wo der in der Band von Oskar Klein die schwarz-weißen Tasten bediente. Auch auf einer dessen Alben war der Pianist zum allerersten Mal zu hören. Denkwürdig auch die gemeinsam mit Hans Koller im Rahmen der „Rhein und Ruhr”-Festspiele aufgenommene Schallplatte „Multiple Koller“.

Anschließend übersiedelte der Wiener von 1964 an für vier Jahre nach Berlin, wo er in verschiedenen Formationen in legendären Jazzclubs wie etwa der Jazzgalerie, dem Dougs Nightclub und dem Eden Saloon auftreten durfte. Ebenfalls dort lernte er den Vibraphonspieler Dave Pike kennen, der in den darauffolgenden Jahren Pauers musikalischen Weg mitbegleiteten sollte. Überhaupt gestaltete sich der Aufenthalt in Berlin als sehr erfolgreich. Aus künstlerischer Sicht, genauso, wie aus finanzieller, fand Pauer doch Platz in den diversen Big Bands der Rundfunkstationen, für die er auch begann, erste Arrangements zu schreiben. Was natürlich auch bedeutete, dass der Wiener auf international namhafte Jazzgrößen wie etwa Dexter Gordon, Johnny Griffin oder Duke Ellington traf. Fritz Pauer packte also die sich bietenden Gelegenheiten beim Schopf, um sich innerhalb der Szene einen Namen zu machen.

1968 kehrte er nach Wien zurück, wo er von Erich Kleinschuster eingeladen wurde, mit ihm zusammen am Konservatorium der Stadt Wien das erste Jazz-Institut zu gründen. Fortan war er dort als Klavierlehrer tätig und spielte parallel dazu noch im  Erich Kleinschuster Sextett, mit dem es monatliche Produktionen mit Gastsolisten gegeben hat. Darüber hinaus nutzte Pauer auch die sich bietende Möglichkeit, in der späteren ORF-Big Band mitzuspielen. Selber meinte der Pianist, dass er „zu dieser Zeit ein sehr reichhaltiges Betätigungsfeld vorgefunden hat“.

Nicht weniger abwechslungsreich und aus künstlerischer Sicht aufregend und wertvoll, gestalteten sich für den Ausnahmepianisten die darauffolgenden  Jahre. So nahm er als Pianist, Komponist, Arrangeur und Leiter in der ORF Big Band eine wichtige und bedeutende Rolle ein, womit er zu einen der führenden Persönlichkeiten der heimischen Jazzszene aufgestieg. Darüber hinaus gelangte er mit seinem nach ihm benannten Trio zu internationalem Ruhm. Weiters war er als Klavierlehrer an der Jazzabteilung des Konservatoriums der Stadt Wien tätig und unterrichtete unter anderem heute so etablierte und namhafte Leute wie Matthias Rüegg, Agnes Heginger und Simone Kopmajer. Seit 1998 unterrichtete der gebürtige Wiener an der Jazzhochschule in Graz, 2003 wurde ihm das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich verliehen, 2008 der “Würdigungspreis für Musik”. Mit dem überraschenden Tod von Fritz Pauer verliert die österreichische Musikszene, und nicht nur diese, eine ihrer bedeutendsten Persönlichkeiten. (mt)