mica-Interview mit Michaela Rabitsch und Robert Pawlik

Im Herbst 2012 wird „Voyagers“, die neue CD der Jazz-Trompeterin Michaela Rabitsch und des Gitarristen Robert Pawlik erscheinen. Im mica-Interview mit Jürgen Plank erzählen die beiden von ihren Tourneen nach Asien und Afrika, wo ein ¾-Takt manchmal anders gezählt wird.

Michaela, beschreibe bitte, was du an Robert als Mitmusiker schätzt?
MR: Für mich ist es sehr angenehm mit ihm zu spielen, weil wir schon seit 15 Jahren miteinander spielen und Robert ein sehr gutes musikalisches Verständnis hat. Ich schätze an ihm, dass er sehr angenehm begleitet und einfach weiß, was zusammen passt, ich brauche ihm nicht zu erklären, was ich haben will. Das beginnt bei uns schon beim Komponieren, das machen wir auch oft gemeinsam. Er ist harmonisch sehr gut und das ist ein Bereich, den ich gar nicht angreife, weil er das einfach besser kann. Ich mache andere Teile, die Melodien, die Texte und so ergänzen wir einander sehr gut.

Wie ist das für dich Robert?
RP: Der große Vorteil ist, dass sie singt und Trompete spielt. Und es ist so wie sie vorher gesagt hat: Wenn ich eine Nummer schreibe und ich gehe von den Harmonien aus oder von den Soundvorstellungen, dann findet sie unter Umständen einen besseren Text als ich finden würde. Wir ergänzen einander einfach sehr gut.

Live merkt man das natürlich auch, dass ihr gut eingespielt seid. Beschreibt bitte mal für jemanden, der euch nicht kennt, eure Musik.
MR: Wir kommen grob gesagt vom Jazz, unser Jazz ist sehr melodisch und sehr am Lied orientiert. Von den Grooves her sind wir sehr vielfältig, weil wir von verschiedenen Ecken kommen, ich habe mich intensiv mit Mainstream-Jazz und mit Fusion beschäftigt. Auch mit Funk, Pop und Rock. Wir versuchen viele Elemente einzubringen, wir spielen also nicht nur Modern Jazz oder Swing, sondern wir versuchen gute Nummern zu schreiben und für diese dann die passende Verpackung zu finden. Auf der nächsten CD, an der wir gerade arbeiten, haben wir auch verschiedene ethnische Elemente verwendet und eine Nummer gemacht, die arabische Anklänge hat. Wir haben viele Tourneen gemacht, wir haben in Marokko mit marokkanischen Musikern gespielt und diese Nummer hat einen Pop-Teil und bindet aber auch arabische Elemente mit ein.

Apropos Tourneen, wie ich weiß, wart ihr vor kurzem in Kenia. Wie war das und wie ist das zustande gekommen?
MR: Zustande gekommen ist es durch eine Kooperation der österreichischen Botschaft mit dem Goethe-Institut. Daneben ist auch das Institute France ein seriöser Veranstalter in Nairobi, zu deren Veranstaltungen kommt auch Publikum, weil sie gut beworben werden. Im Goethe-Institut sind immer Zusammenarbeiten mit lokalen Musikern erwünscht, wir sind zu zweit dorthin gekommen und haben mit einem Schlagzeuger und einem Bassisten gespielt, die hatten schon Erfahrung mit Jazz. Und mit einem Perkussionisten, der keine Erfahrung mit Jazz hatte. Wir haben zwei Tage fürs Proben gehabt und haben ein Konzert mit diesen Musikern gemacht, halb im Duo und halb im Quintett. Es war sehr interessant mit diesen Musikern zu spielen, die Musik einfach anders erfassen, weil die ostafrikanische Musik rhythmisch einfach anders ist, als wir in Europa oder in den U.S.A. gewohnt sind. Da war ein Stück im ¾-Takt, aber die 2 und die 3 waren nicht am Schlag. Wir haben gefragt, wie sie zählen und sie haben gesagt: We don’t count, we dance!

Wie hast du diesen Aufenthalt als Musiker erlebt, wie seid ihr dort als österreichische MusikerInnen aufgenommen worden?
RP: Wir sind gut aufgenommen worden. Ich glaube, generell ist es auf der ganzen Welt so, wenn man mit Musikerinnen arbeitet, ist es meistens kein Problem, weil es um das Gleiche geht. Egal woher man kommt, ob aus Senegal, Australien oder Österreich: Man versteht sich irgendwie. Im Prinzip war es unproblematisch, jeder der Beteiligten war interessiert daran, etwas zustande zu bringen. Schwierig war nur die unterschiedliche Auffassung von Rhythmik, dass sie eben anders Phrasieren. Dieses Anpassen aneinander hat etwas gedauert.

Wie hat es dem Publikum gefallen?
RP: Sehr gut. Es war ausverkauft. Es sind nach dem Konzert viele Leute zu uns gekommen und haben sich bedankt und waren ganz begeistert.

In Bezug auf die österreichische Musiklandschaft: Wo positioniert ihr euch da und was würdet ihr euch wünschen, vielleicht auch in Bezug auf die Rezeption eurer Musik?
MR: Wir sind eigentlich sehr aktiv in Österreich, spielen Konzerte in verschiedenen Regionen. Es ist manchmal im Ausland leichter als in Österreich, weil man als interessanter betrachtet wird als hier. Bei den Medien fällt mir auf, dass man eine wahnsinnig gute Werbung hat, wenn man auf einem großen ausländischen Festival spielt. Das in Österreich zu bekommen, ist unglaublich schwierig, wenn man hier lebt und spielt und nicht 20 Jahre lang weg war. Es ist nicht unmöglich, aber es ist schwieriger, definitiv.

Im Musikerleben geht es ja auch darum, die Musik unter die Leute zu bringen. Wie läuft das bei euch?
MR: Das ist schwierig. Am besten funktioniert der CD-Verkauf noch bei Konzerten. Es ist schwierig über einen normalen Vertriebsweg, die Zahlen zu erreichen, die vielleicht vor zehn Jahren noch möglich war. Es ist auch schwierig so weit gesehen zu werden, dass die Leute überhaupt wissen, dass es die CD gibt. Es gibt ja nur mehr sehr wenige Plattengeschäfte und im Internet ist es wahnsinnig schwer heraus zu stechen aus den Hunderttausenden CDs, die es am Markt gibt. Wir haben mit Extraplatte einen Vertrieb, aber es ist schwer genügend Beachtung zu finden. Die CD ist ein Punkt unserer Arbeit, sie ist die Dokumentation unserer Arbeit und die Visitenkarte für die Live-Konzerte. Viel spielt eine CD leider nicht ein.

Reden wir über die nächsten CD, Robert, du hast gerade auch gemischt, wie war der Produktionsprozess?
RP: Bei dieser CD haben wir nicht selbst aufgenommen, leider. Wir haben unseren Proberaum, den wir zu einem Studio umgebaut haben, leider vor einem Jahr verloren. Wir sind dann bei Erwin Bader gelandet und waren recht zufrieden und haben dort aufgenommen. Ich habe vier Nummern der CD jetzt selbst zu Hause abgemischt, indem ich das Equipment zu Hause aufgebaut habe. Es steht alles im Weg herum, das war ein bisschen schwierig, das in der Wohnung zu machen, aber es ist gegangen. Und den Rest haben wir gemeinsam mit Erwin Bader im Studio abgemischt.

Was ist in Bezug auf die neue CD geplant, welche Ideen habt ihr, vielleicht auch in Bezug auf Marketing?
RP: Der Durchbruch klarerweise. (lacht)
MR: Die CD heißt „Voyagers“, weil sie Stücke enthalten wird, die in Erinnerung an unsere Tourerlebnisse entstanden sind. Wir haben natürlich vor mit dieser CD viel zu reisen und viele Konzerte in verschiedenen Ländern zu spielen. Wenn eine CD fertig ist, schicke ich die CD zuerst an Medien und Veranstalter, von denen ich glaube, dass sie daran interessiert sein könnten. Das ist dann eine große Welle an Arbeit, die ich da mache, um die CD an so vielen Plätzen wie möglich zu präsentieren.

Abschließend, erzählt bitte ein lustiges oder irgendwie auf andere Weise herausragendes Tourerlebnis?

MR: Vor ein paar Jahren waren wir in China auf Tour und wir hatten eine chinesische Tourbegleitung, Nina, und am letzten Abend wollte sie uns beim Essen eine Spezialität aus ihrer Heimat präsentieren. Als ich die Speisekarte mit Bildern gesehen habe, hatte ich schon eine Vorahnung, aber Nina hat nur gemeint, wir müssten das versuchen. Auf die Frage, was das ist, hat sie geantwortet: When it’s grown up, it’s butterfly! Wir haben gesagt, wir würden die Speise am nächsten Tag probieren und sind so davon gekommen.

Ihr habt also keine Raupe gegessen.
MR: Nein, wir haben keine Raupe gegessen. (lacht)

Fotos: Jürgen Plank

http://www.michaelarabitsch.com/