Wien.Musik präsentiert Freischwimma

Lange Zeit wurde sie eher ignoriert oder milde belächelt, die österreichische Dialektmusik. Für Bands, die es doch versucht haben, mit in der Mundart gesungenen Texten zu punkten, war es eher schwer, sich Gehör zu verschaffen, wurde ihre Musik doch zu oft, und das zum Teil unberechtigt, mit dem mit dem Etikett des klischeebeladenen Begriff Austropop versehen. Daran hat sich in der jüngeren Vergangenheit erfreulicherweise einiges geändert. Nach vielen, vielen Jahren treten nun zahlreiche talentierte heimische junge Combos auf den Plan, die österreichischen Dialekte wieder in die Musik einfließen zu lassen. Und das mit Erfolg, wie die durchwegs positive Resonanz einer in ihrer Zahl stetig wachsenden Zuhörerschaft zeigt. Eine dieser Combos sind die Freischwimma aus Niederösterreich. Mit dem im vergangenen Jahr erschienenen Debüt „Rostiga Nogl“ bereits eine erste Duftmarke setzend, konnte sich der Fünfer inzwischen eine doch größere Anhängerschaft erspielen. Die nächste Gelegenheit, Freischwimma live zu erleben, gibt es am 28. Feber im Rahmen der Wien.Musik Konzertreihe in der Roten Bar des Wiener Volkstheaters. Das Konzert zum Anlass nehmend, präsentieren die Niederösterreicher auch gleich ihre neue und nach dem Album betitelte Single „Rostiga Nogl“.

Nun, eines kann man mit Gewissheit sagen, der pathetische Mainstream-Rocksound ist nicht unbedingt die musikalische Heimat des Fünfers aus Niederösterreich. Florian Kargl (Gesang, Gitarre), Alexander Lausch (Gesang, Gitarre), Alexander Würrer (Gesang, Bass), Marc Bruckner (Schlagzeug) und Stefan Haslinger (Orgel), die fünf Köpfe hinter Freischwimma, haben da schon eine eigene Vorstellung davon, wie sie zu Werke gehen. Fern jeder Anbiederung an aktuelle Strömungen verwirklichen sie sich ohne den Anflug irgendwelcher überbordenden Gesten, eine erfrischend direkten, ungekünstelten und authentischen Sound, einen, der vor allem natürlich auch von den in der Mundart gesungenen Texten lebt. Die Combo aus dem Waldviertel  hat Geschichten zu erzählen und tut dies auch, ohne sich in irgendeiner Form ein Blatt vor den Mund zu nehmen, mal auf eine schön bissige Art, dann wieder auf eine eher nachdenkliche.

Es ist aber nicht nur der Umstand, dass hier im Dialekt gesungen wird, der den Unterschied ausmacht. Die fünf Jungs zeigen, dass sie doch weit mehr auf dem Kerbholz haben und musikalisch doch mit allen Wassern gewaschen sind. Sie wissen, wie man abwechslungs- und variantenreiche Nummern auf den Weg bringt, wie man Melodien in durchdachten und nicht dem Schema F folgenden Arrangements in Szene setzt, sodass sich diese eben nicht schon nach dem ersten Durchhören in belanglosen und oberflächlichen Gefilden verlieren. Irgendwo zwischen Rock, Blues, modernem Liedermachertum und einzelnen Popverweisen angesiedelt, offenbart die musikalische Sprache der Freischwimma einen fast schon zeitlosen Charakter, einen, der alles andere als irgendwie rein und glattpoliert, erfreulicherweise auch im Klang genügend Ecken und Kanten zulässt. Eine durch und durch runde Sache. (mt)

Foto Freischwimma: Andreas Jakwerth