White Miles bereisen mit Courtney Love die UK

Tirol entwickelt sich zusehends langsam aber doch unaufhaltsam zu einer der ersten Adressen des Rock in Österreich. Nachdem sich der Dreier Mother`s Cake bereits weit über die Heimat hinaus einen Namen machen konnte (die drei Innsbrucker Yves Krismer, Benedikt Trenkwalder und Jan Haußels absolvierten erst vor kurzem sehr erfolgreich eine ausgedehnte Australien-Tour), scharrt mit der Formation White Miles nun eine weitere Band aus dem Westen in den Startlöchern. Und die Zeichen, dass es Medina Rekic (Gitarre, Gesang) und Hansjörg „Lofi“ Loferer (Schlagzeug), den beiden Köpfen hinter dem Duo, gelingen könnte, es ihren Kollegen von Mother`s Cake nachzumachen, stehen nicht schlecht. Das Erstlingswerk „From Madagascar to the Universe“ (VÖ: Februar 2014) war noch nicht einmal erschienen, wurde der Zweier sogleich auch eingeladen, die international angesagte schwedische Stoner-Rock-Truppe Truckfighters auf ihrer Europatournee zu begleiten. Und auch das nächste Highlight in der noch jungen Karriere der 2011 gegründeten White Miles steht schon fest. Im Mai dieses Jahres tourt das Zweiergespann als Support-Act mit niemand geringerer als der legendären amerikanischen Rock- und Grunge-Ikone Courtney Love durch Großbritannien.

Eines kann man nach einer ersten Hörprobe der Songs dieser Band auf jeden Fall sagen, glattpoliert, überproduziert und angepasst klingt definitiv anders. Was von White Miles nämlich zelebriert wird, ist der mit Grunge- und Stoner-Elementen versetzte Bluesrock in seiner dreckigsten, räudigsten und verruchtesten Ausformung. Die beiden Protagonisten Medina und Lofi kümmern sich hörbar wenig bis gar nicht, um irgendwelche angesagten Trends und Strömungen. Kompromisslos in ihrer Art, ziehen sie, ohne auch nur für einen Moment nach rechts oder links zu blicken, in aller Konsequenz ihr ganz eigenes Ding durch und erschaffen sich musikalisches Universum, in dem der Rock auf mitreißende Weise neue Blüten treibt.

Die Ingredienzen des White Miles-Sounds sind an einer Hand abgezählt, es dominieren laute und verzerrte E-Gitarren, heftigstes, intensivstes aber doch auch sehr variantenreiches Schlagzeugspiel und natürlich der Gesang von Medina, die sich in richtig schön räudig-lässiger Manier und mit hohem Coolheits-Faktor manchmal kreischend und schreiend (vor allem live) durch die Nummern singt, als ob es kein Morgen gäbe. Auf jeden überflüssigen Ballast, auf irgendwelche unnötigen Spielerein und ausufernden Experimente, auf quasi alles, das der Musik die Energie, Dynamik und den Vorwärtsdrang nehmen könnte, verzichtet der Tiroler Zweier ganz, vielmehr versuchen Medina und Lofi ganz bewusst, sich das Garagenfeeling ihrer Musik zu bewahren, diese unmittelbare erfrischende Direktheit, die letztlich ein Mehr an Authentizität in sich trägt, als vieles, was man sonst so in diesem Kontext dargeboten bekommt.

Medina und Lofi machen auf jeden Fall auf sehr eindrucksvolle Art, dass man sich musikalisch nicht zwangsläufig im inzwischen austauschbaren Einheits-(Indie)Rock-Brei verlieren muss, sondern, dass man in der gitarrenorientierten Musik mit etwas heftigerer Schlagseite sehr wohl immer noch etwas unverkennbar Eigenständiges auf den Weg bringen kann. Man darf durchaus gespannt sein, wohin die Reise White Miles noch führen wird. (mt)

Foto 1 © Johannes Kogler
Foto 2 © White Miles

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