WHERE HAS JAZZ GONE? präsentiert Arktis/Air

Will man den musikalischen Ansatz der sechsköpfigen Formation Arktis/Air in wenigen Worten zusammenfassen, so wird man mit den üblichen Zuschreibungen nicht allzu weit kommen. Denn der Stil, für den das junge Kollektiv steht, ist einer, der sich so rein gar nicht in eine der vorgefertigten Schubladen hineinzwängen lässt. Die ursprünglich alle aus dem Jazz stammenden Musiker vollziehen in ihrem gemeinsamen Projekt den Bruch mit dem sonst so unter dem Begriff „Crossover“ Praktizierten. Mehr noch als vielleicht bei ähnlich ausgerichteten Formaten suchen Arktis/Air ihr musikalisches Glück in der Freiheit, genau das tun zu können, wozu man gerade Lust hat. Und das ohne nach links oder rechts zu blicken auf eine sehr kunstvolle und innovative Weise. Jazz trifft auf (Post-)Rock, Noise, alle möglichen Arten der Improvisation. Ein mehr als nur interessante Mischung, an der nicht nur ausgewiesene Jazzfans ihren Gefallen finden dürften. Am 17. April gastiert die sechsköpfige Band im Rahmen der WHERE HAS JAZZ GONE? Konzertreihe im Wiener Fluc.

Es gibt sie erfreulicherweise immer noch, diese besonderen fesselnden Musikerlebnisse, die so erfrischend anders und ungezwungen modern erklingen, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als sich intensiver mit dem Dargebotenen auseinanderzusetzen. Arktis/Air machen, was man auch auf dem 2011er Erstlingswerk sehr schön hören kann, vor, wie man Spannung und Atmosphäre erzeugt, wie man aus den unterschiedlichsten und vermeintlich unvereinbaren Elementen etwas Ganzes formt, das trotz seiner großen stilistischen wie klanglichen Vielfalt niemals auch nur ansatzweise dahin tendiert, in das allzu Komplexe und Kopflastige hineinzukippen. Philipp Harnisch (Saxophon), Bernhard Höchtel (Keyboard), Bernhard Geigl (Keyboard), Robert Pockfuß (Gitarre), Markus Steinkellner (Gitarre) und Nikolaus Dolp (Schlagzeig), den sechs Köpfen hinter diesem Projekt, ist es weit bedeutender, ihre Musik offen und zugänglich zu gestalten, als zu zeigen, was sie nicht alles virtuoses auf ihren Instrumenten anstellen können. Sie wollen über ihre Stücke Atmosphären einfach schaffen, in welche man, ohne sich allzu viele Gedanken machen zu müssen, eintauchen kann.

Ihre stilistisch irgendwo zwischen den Polen (Free-) Jazz, auf (Post-)Rock und Noise angesiedelten Klangsprache ist eine sehr bildhafte, zum Teil fast schon filmmusikalische, und sie wirkt trotz der vielen überraschenden und spontanen Wendungen immer irgendwie im Fluss, in Bewegung. Den Bogen von leisen, fast schon hypnotischen Momenten bis hin zu brachialen und wunderbar chaotischen Ausbrüchen spannend, entwerfen Arktis/Air einen modernen und gewollt unangepassten Sound, dem eine hörbare innovative Kraft inne wohnt. Bei dieser Band regiert das Verständnis, dass traditionelle Kategorisierungen längst nicht mehr greifen, dass etwas Neues dann entsteht, wenn man die vermeintlich festgesetzten Grenzen überschreitet. Und genau das tut der Sechser auf sehr eigenständige und genüssliche Weise. (mt)

http://www.arktisair.com/
http://www.fluc.at