Porträt: Remasuri

RemasuriEin „ausgelassenes Vergnügen“ ist es, der Band mit gleichbedeutendem Namen, nämlich „Remasuri“, zuzuhören, weil warum? Die Lösung aller rauzwürdigen Probleme liegt im Aufsuchen einer Gastwirtschaft. Es lenkt von dummen Ideen ab und entspannt. Zur Bedienungsanleitung für das „gschmackige“ Wirrwarr muss man unbedingt etwas ausholen. Nein, dies hier ist keine Zeitungsente und Sie sind hier nicht beim Gastronomieführer:

Im Remasuri Wirtshaus sind der Wirt und seine Stammgäste (Konzept des Ensembles) der beste Beweis dafür, dass Stammtischphilosophie eine anständige Attitude haben darf, ohne „Brettl vorm Schädel“. Die Texte zeichnen sich inhaltlich aus durch ihren safrigen Humor, angriffslustiges Abwerten von Unwerten, sozialkritische und politische Statements, tiefe Gefühle (Lllliebe), allzumenschliche Bedürfnisse und heimlichen Fetische, seinen sie auch noch so unaussprechlich. Das kleine „Is ja wahr“ muss nicht immer banal sein, darf es aber zur „Gaude“. Es kommt auf den Tisch was ausgefuchst getextet und unverblühmt gereimt wird, ohne mühsames „Reim di oda i friß di“ oder Blatt vor dem Mund. Remasuri zeigt es vor.

Die reizvoll instrumentierte Partie (2x Gesang, Gitarre, Sax, Bass, Schlagzeug, Akkordeon) gereicht dem Zuhörer lässig Verschmolzenes von Folk bis Funk nach dem Rezept „Neue Volksmusik + Wiener Dialekt  = Neues Wienerlied“, oder so.  Darüber könnte man stundenlang diskutieren, oder auch nicht und (un-)sinnvollerweise einfach lieber „nackert schmusen“.

Der Kochtopf heißt „Corssover“. Mehrstimmig gesungen schöpft die Band aus (the Austrian way of singin‘ the) Blues, Swing, Walzer,  Latin… Auf der Speisenkarte findet sich weiterentwickelter Austropop (gekonnte Arrangements an Tensions tolerierenden Akkordfolgen) ebenso wie provokant-amüsant überzeichnete Musicalzitate. Würzig sarkastisch genauso wie  ehrlich-zart.

Themen von Remasuri sind das „Menü des Alltages“ mit einem kräftigen  Schuss Schmäh: z. B. Der kleine Adrian Monk in uns allen bei der Frage, wie unwohl man sich auf auswärtigen Toiletten fühlt, oder ernüchternde oder übersprudelnde Eingeständnisse über’s „blinde“ Verliebt-sein (auch in den/die Falsche/n), heisse Maroni, kaltes Bier, Zahnärzte und nicht zu vergessen: „Schiache Zechn“ u.v.m.
Nichts für Leute, die zum Lachen in den Keller gehen! (Lieben wegen dem Wein gehen!)

Wie’s kam? Das Schicksal führte durstige MusikerInnen aus ihren Proberäumen, die sich in der Umgebung befanden, beim Remasuri Wirtshaus zusammen. Anfangs jammte und improvisierte man in einer Ecke des Lokals. Spontankonzerte im Hinterzimmer ergaben sich und die natürliche Folge war, dass dieser bunte Haufen zu einem neuen Konglomerat verschmolz und sich fortan dementsprechend nannte.

Der „Herr Wirt“, Christoph Michaelke, der mit Geschichten aus dem Musikwald durchs Konzertprogramm führt, hat u.a. eine sehr coole Stimme! Die Sängerin, „Frau Marie“ Pammesberger, schmiegt sich daran an oder soliert mal selber, „Sinniere-Koal“ Carl Majneri bespielt die Gitarre, „da Dokta“ Jürgen Mitterlehner tummelt sich am Sax, „Kistenmann“ Tino Klissenbauer spielt am Akkordeon, „Grüner Tee“-Stefan Mayrhofer findet sich am Bass ein und „da Söa“ Jörg Enzmann „schlagwerklt“. Alle klingen technisch sehr versiert: der Funke springt schnell über, es groovt fett!

Die Titel der vier bereits erschienen Alben („Remasuri“, „Gemma!“, „Himmelfahrt“, „Hitte!“) anzuhören, ist ein wahre Freude. Am  25. Oktober wird eine neue CD im Stadtsaal in Wien präsentiert. Wenn sie auch nur annähernd so gut ist wie das Bisherige, (einen köstlichen Vorgeschmack davon gab es bereits im Porgy und Bess), dann sollte man beides (CD und Konzert) nicht verpassen! (AL)

CD Präsentation
25. Okt. 2013
Stadtsaal Wien
1060 Wien

Remasuri ⓒ Arnd Ötting

http://www.remasuri.at