Binder & Krieglstein – Wer bislang noch geglaubt hat, dass es sich bei diesem Namen um ein musikalisches Duo handelt, der sollte sich allerspätestens jetzt eines Besseren belehren lassen und die nächsten Zeilen genauer unter die Lupe nehmen. Binder& Krieglstein suggeriert zwar Assoziationen zu Pop-Partnerschaften ähnlich wie es sie in Österreich unter anderem mit Christoph& Lollo, Stermann& Grissemann oder etwa Camo&Crooked etc.gibt, dennoch handelt es sich hier einzig und alleine um einen Mann: Rainer Binder-Krieglstein.
Der in Graz beheimatete Musiker startete seine Karriere nicht in der Steiermark, sondern in Wien, wo er als Schlagzeuger der Band Toxic Lounge in die Becken schlug. Nach Einführung in das Downtempo-Pop Metier, folgte ein Übergang in Richtung Industrial Rock mit der bis 2003 bestehenden Formation Fetish 69. Des weiteren war der Grazer Ensemblemitglied mehrerer Jazzkapellen, bevor er 2002 seine Solokarriere begann. Die Schatten der musikalischen Vergangenheit lässt Binder & Krieglstein allerdings nicht ruhen, sondern verwebt jegliche Genres zu zu einem wohlklingenden Ganzen, was die Musikkritiker dieses Landes allerdings zur Verzweiflung führt, wenn es darum geht, den Sound à la Binder & Krieglstein in einen bestimmten Typus einzuordnen. Viel zu oft durchwühlt der Grazer hierfür die verschiedensten Stil-Schubladen, spielt mal mit Jazz und Soul, mal mit Pop und Elektronik, ein weiteres mal mit Folk und den volkstümlichen Klängen Österreichs. Während das Debütalbum „International“ aus dem Jahre 2002 durch die Dub-Sounds von Norden bis Südafrika führt, werden 2010 mitunter heimatliche Töne angeschlagen. Nach wochenlangen Feldforschungen im Steirischen Volksliedwerk und ähnlichen Institutionen, huldigt Binder & Krieglstein mit dem vierten Album „New Weird Austria“ seiner wunderbaren Heimat und arbeitete an diesem Projekt mit landeskundigen Veteranen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein können. So waren an „New Weird Austria“unter anderem Didi Bruckmayr (Fuckhead), Wilfried (4Xang) aber auch Christian Fuchs (Bunny Lake) beteiligt.
Überhaupt ist Rainer Binder-Krieglstein der Mann großer Kooperationen. Mit Gustav hat er das Polman Reisen-Cover „Piraten“ aufgenommen und mit Balkan – Mastermind Shantel wurde gar an einem ganzen Album gebastelt. „Alles Verloren“ ist nicht nur der Titel der besagten Platte, sondern außerdem der Song, mit dem der Steirer im Jahre 2004 den zweiten Platz des Protestsongcontest belegte, somit alles andere als verloren hat, dafür viel dazu gewonnen. So diente „Alles Verloren“ beispielsweise als Klangkulisse zur erfolgreichen US-amerikanischen TV-Serie Dexter.
Auf diesen Loorbeeren bettet man zwar gut, will sich aber nicht ausruhen. Zumindest nicht ein Binder & Krieglstein. Deshalb wird stetig an neuen Projekten gearbeitet, auch fernab des eigenen Schaffens. Der Grazer absolvierte unter anderem einem gemeinsamen Auftritt mit dem steirischen Jägerchor beim Kulturfestival Regionale 2008. Selbst in Theater-Gefilden ist Rainer Binder-Krieglstein kein Unbekannter, hat unter anderem bei Projekten im Rabenhof, Theater Mundwerk etc. mitgewirkt und abgesehen davon Kompositionen für Filme und Ausstellungen gestaltet.
Als äußerst engagierter Künstler, ist der nächste Schritt nicht weit. Schon im Herbst soll das mittlerweile fünfte Album präsentiert werden, dass sich voll und ganz dem Leitgedanken „Jugend“ widmet. Angesichts von aktuellen Themen wie Midlife-Crisis, Retro-Kult,und dem ewigen Juvenilstadium großer und kleiner Pop-Akteure, stellt sich der Musiker die Frage, inwieweit es in der heutigen Jugend möglich ist, das nötige Unverständnis der Älteren auszulösen, um die notwendige Angrenzung herbeizuführen. Verpflichtet Popmusik auf ewiges Jungsein? All diesen Fragen versucht der Grazer auf musikalische Weise auf den Grund zu gehen, natürlich nicht ohne dabei auf die eigene musikalische Sozialisation basierend auf die zurückliegenden Teenager- und Twen-Jahre vergessen zu haben. Soul, Blues, Jazz, und Funk werden sich ebenso auf der Platte zu hören sein wie Rock und Disko und Elektro. Der Titelsong des Albums sei hiermit auch schon verraten: „Die Jugend ist ein Geschenk“.
Hierzu passt folgendes Zitat einer schwedischen Schriftstellerin: Schenken heißt, einem das zu geben was man selber behalten möchte. Bislang gibt es zwar kein Mittel für die ewige Jugend, aber bis es soweit ist, kann man sich zumindest mit dem im Herbst erhältlichen Tonträger trösten und beim Lauschen der Lieder über das nicht-altern-wollen philosophieren.(bw)
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