Old Mrs. Bates – „Wasco“

Eine im Alternative-Rock-Kontext immer noch eher selten anzutreffende Bandbesetzung, ein Gefühl von Vermissen und Einsamkeit in der Ferne, gleichzeitig gedanklich verbunden mit der Heimat – obwohl man tausende Kilometer entfernt in einem Studio in der Wasco Street neue Songs aufnimmt oder nächtlich durch verlassene Hotels geistert. Auf ihrer neuen EP „Wasco“ (ROLA Records) reflektiert das Wiener Rock-Duo OLD MRS. BATES über ihre Eindrücke und Einflüsse, die es auf seiner USA-Reise, während gemeinsamer Jahre in Wien oder auf einer ihrer zahlreichen Touren durch halb Europa gesammelt hat. Dabei erzählen SCHORSCH (Gesang, E-Gitarre) und VALLE (Synthesizer, Schlagzeug) in ihren Songs von inneren Abgründen, dem Dasein im Rausch oder monetärer Missmut.

Gesagt, geplant, getan – wie bei ihrem letzten mica-Interview im Mai 2022 angekündigt, haben Schorsch und Valle „[…] heuer noch einen Monat in den USA [verbracht], um dort unsere nächste EP aufzunehmen. […] Irgendwann haben wir uns aber gedacht, dass wir jetzt schon so lange nicht auf Urlaub waren und wir dieses Angebot als Vorwand nehmen könnten, wieder einmal aus Österreich rauszukommen. Und das machen wir jetzt.“ Das Angebot kam von ihrem Produzenten Dominik Schmidt. Und so widmeten sich die beiden Musiker von Old Mrs. Bates zunächst der gedanklichen Vorarbeit für das Album, indem sie über ihre Zeit und das Leben in Wien zu sinnierten. Ihre Betrachtungen aus der Ferne, gepaart mit den Eindrücken und der Atmosphäre der amerikanischen Westküste – von Oregons bis hinunter nach Kalifornien, von schlechten Hotels, endlosen Küstenstraßen und dem nordamerikanischen Nachtleben – ließen sie im Tonstudio in der Wasco Street / Portland, in ihre neue EP „Wasco“ (Release: 1. Dezember 2023) einfließen.

Die Zeit im Studio nutzen und genossen Schorsch und Valle hörbar. So bleiben sie mit eingängig-verzerrten Rockgitarren-Riffs, straighten 4/4-Drum-Grooves, fetten Synthie(Bass)-Lines und prägnanten Hook-Line-Vocals ganz sich selbst und ihrem gemeinsamen musikalischen Grundverständnis treu. Denn, wie Schorsch sagt, „[…] wenn man selber Musik macht, macht man Musik, die man selber gern hören würde.“ Die fünf Songs auf „Wasco“, die gleichermaßen zum Nachdenken und Mitsingen einladen, bilden zusammen einen gelungenen musikalischen Mix aus tiefgründig-kryptischen Texten, die, pop-punkig und kraftvoll vorgetragen, in ein instrumental stimmiges Gefüge eingebettet werden. Und wie die Vorgänger-EP „Nothing Makes Sense“ (2022) ist auch „Wasco“ hervorragend produziert, gemixt und gemastert.

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Ganz nebenbei entstanden während ihrem USA-Trip auch drei sehr sehenswerte Musikvideos zu den Single-Auskopplungen „Parka“, „Gold“ und „Bad Hotel“, die – immer wieder eingebettet in malerisch-karge (Küsten)Landschaften oder dreckig-dystopische Hotelzimmer Oregons und Kaliforniens – Flair und Stimmung der textlich thematisierten Motive gut konzipiert und gelungen visualisieren.

So lässt sich nur mit Spannung abwarten, ob Old Mrs. Bates ihrem 2-1-2-1-EP-Schema treu bleibt, und 2025 wieder eine genauso beachtens- und empfehlenswerte Platte präsentieren wird, wie sie es mit „Wasco“ geschafft haben.

Simon Reitschuster

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Old Mrs. Bates
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ROLA Music (Artists//Old Mrs.Bates)