Neujahrskonzert der Wiener Tschuschenkapelle im Wiener Volkstheater

Schon lange bevor die Musik vom Balkan auch hierzulande in den Clubs auf und ab gespielt wurde, war es die Wiener Tschuschenkapelle, die diese musikalisch vielfältige Region Europas dem heimischen Publikum näher zu bringen versuchte. Am 1. Jänner spielt das erfolgreiche und auch im Ausland hochgeschätzte Ensemble rund um Bandleader Slavko Ninic mit Gästen wie Willi Resetarits und der Tsatsiki Connection sein inzwischen zur Tradition gewordenes Neujahrskonzert im Wiener Volkstheater.

Die Wiener Tschuschenkapelle ist ein Paradebeispiel für ein Ensemble, das keinerlei Berührungsängste kennt. Seit der Gründung vor über zwanzig Jahren versuchten Slavko Ninic und seine Kollegen unterschiedlichste musikalische Traditionen zusammenzuführen, vor allem die Osteuropas. Damit übernahm die Wiener Tschuschenkapelle eine Art Vorreiterrolle. Die Anfänge der Band reichen in die Zeit zurück, in der tausende Gastarbeiter aus dem damaligen Jugoslawien nach Wien geholt wurden, um hier zu arbeiten.

Fern von zu Hause versuchten sich die Menschen ihre kulturelle Identität zumindest in einem kleinen Rahmen auszuleben. Die Musik spielte in diesem Kontext natürlich eine bedeutende Rolle, fungierte sie doch als eine Art gesellschaftlicher Katalysator. Denn leicht hatten es die so genannten Gastarbeiter ja nicht gerade, wurden sie von vielen ÖsterreicherInnen nicht selten als Menschen zweiter Klasse angesehen. Slavko Ninic war einer jener Personen, die mittels Musik dem tristen Alltag entfliehen wollten. Er gründete die Tschuschenkapelle, die ganz nach seinem humanistischen Verständnis, Platz für Menschen aus unterschiedlichsten Kulturkreisen bieten sollte.

Und genau diese Vielfalt spiegelt sich auch in der Musik der Wiener Tschuschenkapelle wider. In der inzwischen über zwei Dekaden andauernden Geschichte der Combo kamen und gingen MusikerInnen unterschiedlichster Nationalitäten, was wiederum seine Spuren im ungemein international klingenden Sound hinterlassen hat. So bezieht das Ensemble heute seine Einflüsse aus dem traditionellen Liedgut der Balkanländer und des Mittelmeeres, aber auch Ausflüge in die russische Folklore und in den Zigeunerjazz stehen mit auf der Tagesordnung. Und sogar Elemente des Wienerlieds finden Eingang in die Kompositionen.

Heute sind Slavko Ninic und seine Tschuschenkapelle längst in die Rolle eines österreichischen Musikbotschafters in der weiten Welt geschlüpft. Ein Konzert der Combo entwickelt sich in den meisten Fällen zu einer recht schweißtreibenden Angelegenheit. Mit viel Humor und Charme vorgetragen, kann sich das Publikum diesem musikalisch hochenergetischen Feuerwerk nur schwer entziehen. Als Liebhaber gediegener Weltmusik sollte man sich einen Auftritt dieser legendären Truppe eigentlich nicht entgehen lassen.(mt)

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Wiener Tschuschenkapelle