Das üblicherweise gerne im Wirtshaus spielende Duo MUSSER&SCHWAMBERGER, bestehend aus KRISTIAN MUSSER (Gitarren, Arrangements) und KARL SCHWAMMBERGER (Stimme, Klarinette, Elektronik, Klavier, Orgel, Arrangements, Texte, Musik), veröffentlichte am 23. Februar sein Debütalbum bei Konkord. MUSSER ist bekannt für die poppige Formation TANZ BABY!, SCHWAMMBERGER für sein genreübergreifendes Einmannprojekt LAOKOONGRUPPE. Gemeinsam machen die beiden jetzt Wienerlieder. Wehmütig, kritisch, poetisch und alles andere als patriotisch. „Vielleicht gängig, aber sicher kein Kommerz“ garantieren sie selbst in der Nummer „Silberfischerl“. Bei MUSSER&SCHWAMBERGER hat das Moderne ebenso seinen Platz wie das Altbewährte.
Ähnlich verraucht und vernebelt wie das Lieblingsbeisl hört sich Schwambergers Stimme an, wenn er von seinen Träumen singt, von der Gablenzgasse, oder dem Blau des Himmels. Den Anfang macht „Meidling, Mann, Frau, Melancholie“. Der 12. Wiener Gemeindebezirk an einem tristen Novembertag: „Durch den Nebel geht ein Mann der jammert, schreit und weint“. In ähnlicher Manier nimmer das Album seinen weiteren, nicht gerade heiteren Lauf, um schließlich am Friedhof zu enden.
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Zwar schafft es die Sonne nie wirklich die musikalischen Trauerwolken zu durchdringen, doch die Harmonie bahnt sich dennoch ihren Weg. „Ob am Musilplatz vielleicht auch ein König wohnt?“, fragen die beiden verträumt, während sie diesen Ort beschreiben, der sich eigentlich sehr angenehm, friedlich und schön anhört.
Auch die in „Silberfischerl“ geäußerte Vorstellung, Thomas Bernhard am Stammtisch sitzen zu sehen, Bachmann und Celan beim Schmusen zu erwischen, oder Jandl „Gangster Hip Hop“ aufsagen zu hören, rührt wohlig-lächelnd im Schaukelstuhl. Dazu verstärkt Schwambergers Klarinette die gemütlich-melancholische Utopie und leitet sanft in die verregnete „Gablenzgasse“ über.
Es folgt ein Spaziergang durch das ausgestorbene, merkwürdig stille Ottakring, vorbei am Vogelweidpark, dem berühmt-berüchtigten Cafe Weidinger und der Lugner City. Das Wien-Bild aus der Perspektive von Musser&Schwamberger ist alles andere als eine Plattitüde. Auch ihre Musikvideos verzichten erfrischenderweise auf Hochglanz und künstliche Coolness.
Für „Sommerkleid“ beispielsweise haben Musser&Schwamberger die Fliesen einer Toilette mit Strichzeichnungen versehen, die auf humorvolle Weise Geschichten erzählen, die zum Schmunzeln verführen.
Julia Philomena
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