Ein Quartett aus vier Klarinetten, das zudem ein so breitgefächertes Spektrum an Einflüssen, Spielweisen und Klangvorstellungen auslotet, ist bei Weitem keine alltägliche Erscheinung. Nach zwei CD-Veröffentlichungen und einer Vielzahl von Konzerten im In- und Ausland hat sich dieses außergewöhnliche Ensemble als feste Größe in der österreichischen Jazzlandschaft etabliert. Martin Schütz hat die vier Musiker von WOODY BLACK 4 – DANIEL MOSER, LEONARD SKORUPA, OSCAR ANTOLI und STEPHAN DICKBAUER – im Rahmen des KICK JAZZ FESTIVALS 2017 zu erleben waren, getroffen und mit ihnen über die Entwicklung der Band, musikalische Konzepte und Dynamiken der Musikbranche gesprochen.
Wie kam es zur Gründung von Woody Black 4?
Daniel Moser: Es hat mit einem von Klaus Dickbauer geleiteten Ensembles am Institut für Popularmusik der mdw angefangen. Da gab es eben vier Klarinettisten bzw. Bassklarinettisten. Und dann wollten wir davon ausgehend ganz unvoreingenommen verschiedene Möglichkeiten innerhalb dieser Besetzung austesten. Auch hatte jeder die Motivation, sich stärker mit dem Instrument der Bassklarinette auseinanderzusetzen.
Ein Klarinetten- bzw. Bassklarinettenquartett zählt nicht zu den gängigsten Besetzungsformen. Verbreiteter, wenngleich immer noch in einer überschaubaren Sparte angesiedelt, ist der Typus des Saxophonquartetts. Inwiefern war auch der Aspekt einer gewissen Exklusivität und Besonderheit durch die Zusammenstellung von vier Klarinetten Motivation für die Gründung der Band?
Leonhard Skorupa: Da steckte kein derartiges Kalkül dahinter, sondern das hat sich einfach so ergeben. Dabei wurden wir von unserem ehemaligen Professor dazu motiviert, für diese Besetzung Musik zu schreiben und keine vorgefertigten Arrangements zu verwenden. Hinzu kam, dass Oscar Antoli Erasmus in Wien gemacht hat. So hat es sich einfach ergeben, dass es vier Klarinettisten in der Klasse gab. Ich war mir dabei über die Exklusivität der Besetzung nicht bewusst.
Daniel Moser: Ich hatte das Gefühl, dass sich niemand großartig Gedanken dazu gemacht hat. Es ist vielmehr aus der Idee entstanden, dies einfach auszuprobieren.
Die Titel auf dem Debüt-Album wurden in den Jahren 2011 und 2013 aufgenommen. 2017 folgte die Veröffentlichung des Albums „Curiosity“. Welche Veränderungen und Entwicklungen hat die Band in der Zwischenzeit durchlaufen?
Oscar Antoli: Es kam im Lauf der Zeit zu einer Besetzungsänderung. Wir haben damals mit Vincent Pongracz begonnen, der dann von Stephan Dickbauer abgelöst wurde. Daneben haben wir uns darauf konzentriert, mehr zu spielen und mit der Band auf eine professionelle Ebene hinzuarbeiten.
Stephan Dickbauer: Es hat sich von der anfänglichen Phase des Ausprobierens und Experimentierens weiterentwickelt und eine klare Richtung bekommen.
Leonhard Skorupa: Wir haben uns in der Anfangsphase für den European Jazz Contest beworben und diesen dann auch gewonnen. Das hat uns dann auch alle motiviert, neue Stücke zu schreiben und ein neues Programm zusammenzustellen.
Daniel Moser: Vor allem auch deswegen, weil das eine Bestätigung dafür war, dass die Band auf dem richtigen Weg ist. Da war es gar nicht unbedingt der Punkt, dass sich daraus so viele Folgeauftritte ergeben haben. Vor allem das positive Feedback von außen hat uns einen großen Motivationsschub gegeben.
Die Dreieinigkeit im Jazz: Komposition, Arrangement, Improvisation
Bei den Stücken handelt es sich zum großen Teil um Eigenkompositionen, bei denen sämtliche Mitglieder der Band auch als Komponisten in Erscheinung treten. Hat sich dabei eine individuelle Handschrift im kompositorischen Schaffen der einzelnen Bandmitglieder herauskristallisiert?
Stephan Dickbauer: Ich bin schon der Meinung, dass jeder bewusst oder unbewusst seinen Background mitbringt und in seinem persönlichen Stil schreibt. Das macht dann das ganze Programm auch vielfältig. Für uns ist Jazz natürlich sehr wichtig. Daneben haben wir aber beispielsweise auch Einflüsse aus der türkischen Musik und auch aus der Volksmusik mit dabei. Ich finde es sehr positiv, dass solche Einflüsse zum Tragen kommen. Und man beeinflusst sich natürlich auch gegenseitig, indem man hört, was und wie der jeweils andere scheibt. Dadurch entsteht auch ein Lerneffekt.
Inwiefern gehen instrumentalspezifische Aspekte, wie der Tonumfang der Klarinette und die klanglichen Eigenschaften des Instruments, mit in die kompositorischen Überlegungen mit ein?
Leonhard Skorupa: Wir versuchen schon, das Instrument auszureizen – sei es im Hinblick auf den Tonumfang oder auf Spieltechniken. Da wir alle das gleiche Instrument spielen, besteht schon der Anspruch, das Maximum aus dem Instrument herauszuholen.
Daniel Moser: Es liegt irgendwie auf der Hand, dass das Instrument eine sehr zentrale Rolle einnimmt, wenn sich die Band nur aus Klarinetten zusammensetzt.
Es kommen bei Woody Black 4 auch Spielweisen zum Einsatz, die über den orthodoxen Gebrauch des Instruments hinausgehen, wie beispielsweise der perkussive Einsatz der Klappenmechanik. Welchen Stellenwert nimmt der Aspekt ein, durch die Kompositionen das Ausloten, Erforschen und natürlich auch Demonstrieren klanglicher Möglichkeiten der Instrumente zu befördern?
Stephan Dickbauer: Ich glaube, dass das Interesse am Instrument dies früher oder später mit sich bringt. Man kann sich natürlich auch damit ausleben, eine Komposition nach der anderen zu spielen. Aber es besteht schon eine große Neugier, was mit dem Instrument alles angestellt werden kann und welche Aspekte der normalen Spielweise weggelassen werden können. Da wir auch neuen Ideen und neuen Einflüssen gegenüber sehr offen sind, kann ich es mir auch gar nicht vorstellen, auf alternative Spielweisen zu verzichten.
Leonhard Skorupa: Ich glaube, es gibt eine Interdependenz zwischen dem Kompositionsprozess und der Neugier, Neues auszuprobieren. Das befruchtet sich gegenseitig.
Insbesondere bei einer derartigen Formation ist nicht nur von Bedeutung, was gespielt wird, sondern auch wie sich eine Komposition auf die einzelnen Musiker bzw. Stimmen auffächert. Wie lässt sich bei Woody Black 4 das Verhältnis oder der Zusammenhang zwischen Komposition und Arrangement beschreiben?
Stephan Dickbauer: Die Komposition und das erste Arrangement entstehen zunächst in Einzelarbeit zu Hause und werden dann innerhalb der Band angepasst und modifiziert. So ca. 70 bis 80 % bringt der jeweilige Komponist mit und der Rest wird dann gemeinsam angepasst, indem zum Beispiel Stimmen getauscht werden oder das Stück besser in das Programm eingepasst wird usw. Es war und ist ein Lerneffekt, nicht mit dem komplett fertigen Stück, sondern stattdessen mit einer sehr weit fortgeschrittenen Idee anzukommen, die auch noch Platz lässt, die Vorschläge von den übrigen Bandmitgliedern aufzunehmen. Denn von den Ideen, die dadurch entstehen, kann man letztlich nur profitieren.
Das bedeutet, dass das Arrangement innerhalb einer Probe gemeinsam ausgearbeitet und verfeinert wird?
Stephan Dickbauer: Ja. Es kommt auch oft vor, dass man es bei ein oder zwei Konzerten ausprobiert und dann nochmal anpasst, kürzt, verlängert oder in ein anderes Stück übergehen lässt.
Leonhard Skorupa: Ich glaube, dass der Entwicklungsprozess relativ lang ist, bis eine Nummer wirklich funktioniert und wir uns damit wohlfühlen. Das ist, denke ich, einfach der Besetzung geschuldet. Wenn man beispielsweise eine Band mit Schlagzeug und Bass hat, ist es unter Umständen schon möglich, eine Skizze mitzunehmen und dann davon ausgehend innerhalb einer Stunde ein gelungenes Arrangement abzuliefern. Das funktioniert bei uns so nicht. Wir haben einen relativ langen Schaffenszeitraum.
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Weil Präzision und eine enge Abstimmung bei einer solchen Konstellation auch sehr wichtig sind, damit alles stimmig ineinander greift?
Leonhard Skorupa: Genau. Und das Live-Spiel hat dabei auch einen größeren Stellenwert. Es muss wirklich einige Male auch live runtergespielt werden, bis das jeweilige Stück dann richtig stimmig ist.
Daniel Moser: Wir haben auch schon Stücke geändert, nachdem wir diese aufgenommen hatten.
Welchen Stellenwert nimmt das Moment der Improvisation in Ihrer Musik ein bzw. welchen Raum lassen die durch Komposition und Arrangement erarbeiteten Abläufe für Improvisation und spontane Interaktion?
Stephan Dickbauer: Bei unseren Kompositionen und Arrangements ist die Improvisation immer ein ganz wichtiger Aspekt. Wenn man der Meinung ist, dass es passt, muss immer Platz für Improvisation sein. Klar, es gibt auch mal Stücke, bei denen es sich herausgestellt hat, dass es dabei nicht unbedingt noch Improvisationen braucht. Dennoch ist es grundsätzlich sehr wichtig, die Möglichkeit anzubieten, im Moment des Geschehens in die Musik einsteigen zu können. In diesem Zusammenhang finde ich Improvisation ein sehr wichtiges Element.
Leonhard Skorupa: Das kommt auch im Hinblick auf die Interpretation zum Tragen. Gerade wenn wir Stücke schon länger im Repertoire haben, ist es mir wichtig, dass es dadurch jedes Mal aufs Neue einen Interpretationsspielraum gibt.
Von Klangexperimenten bis zu Inspirationen aus Pop und Folklore
Wie vorhin schon einmal kurz angesprochen, ist ein Merkmal der Band eine gewisse stilistische Vielfalt bzw. ein breites Spektrum musikalischer Einflüsse, die in bestimmten Stücken zum Vorschein kommen. So reihen sich im Repertoire orientalische Klänge neben Klangexperimente und Inspirationen aus Pop und Folklore. Sind das Resultate der persönlichen Vorlieben der einzelnen Bandmitglieder und/oder die gezielte Auseinandersetzung mit verschiedenen Stilen, Ausdrucksformen, ästhetischen Konzepten und Vorbildern?
Daniel Moser: Beides. Dabei spielen die Besetzung und der spezielle Klang der Band eine Rolle. Wir setzten uns eben aus vier Klarinetten zusammen. Dabei bleibt immer dieser spezielle Klang bestehen unabhängig davon, welchen Stil man spielt. Für mich ist es unter diesem Gesichtspunkt viel vertretbarer, ganz unterschiedliche Sachen zu spielen als in irgendeiner anderen Band. Wenn ich beispielsweise in einer Band mit Bass und Schlagzeug spielen würde, wo eine Pop-Nummer oder eine Free-Jazz-Nummer viel stärker nach Pop oder Free Jazz klingt, würde ich mir viel stärker überlegen, was ich genau schreiben würde. Aber hier kann ich eigentlich alles schreiben, da es immer den klanglichen Charakter des Klarinettenquartetts und unseren Sound beibehält. Das hilft vor diesem Hintergrund sehr. Und sonst sind es eben Vorlieben und Dinge, die man gerne mal ausprobieren möchte. Dabei gibt es natürlich auch Experimente, bei denen wir Sachen, die wir ausprobiert haben, anschließend wieder verwerfen.
Liegt dem Aspekt, ein breitgefächertes Repertoire anzubieten, zusätzlich die Überlegung zugrunde, damit ein möglichst heterogen zusammengesetztes Publikum anzusprechen und zu begeistern? Oder anders gefragt: Soll für jede/n etwas dabei sein, und nicht nur das klassische Jazzpublikum musikalisch angesprochen werden?
Leonhard Skorupa: Darüber haben wir uns eigentlich noch nie Gedanken gemacht.
Stephan Dickbauer: Wir machen und spielen das, was uns Spaß macht, wir für richtig halten und loswerden möchten. Aber ohne zuvor Marktforschungen angestellt zu haben, wer im Publikum sitzt. Ich glaube, dass das sonst auch irgendwann unehrlich wird. Denn wir stehen für das, was wir spielen. Das sind wir. Es ist natürlich gut, wenn das viele Leute anspricht. Aber wir ziehen das nicht von der anderen Seite her auf.
Leonhard Skorupa: Wenn wir kommerzielle Überlegungen stärker in den Fokus rücken möchten, müssten wir die Instrumente wechseln.
Bei Ihrer Musik entfalten sich innerhalb eines Kollektivs – quasi in kammermusikalischer Manier – individuelle, unterschiedliche Funktionen einnehmende Stimmen. Haben sich dabei bestimmte Rollenverteilungen oder Spezialitäten innerhalb der Band etabliert?
Daniel Moser: Es gibt im Hinblick auf die Instrumente eine grobe Aufteilung. Leo und ich spielen lange Bassklarinetten und teilen uns die Bassrolle auf, während Stephan nur B-Klarinette spielt und somit eigentlich immer im Melodiebereich unterwegs ist. Da kommen zusätzlich noch andere Überlegungen dazu. So kann es beispielsweise im Hinblick auf die Kondition sinnvoll sein, sich bei einer längeren Nummer mit durchgehendem Bass diesen Part aufzuteilen. Und Oscar ist derjenige, der eigentlich als einziger alles übernehmen kann. Aber natürlich spielen die tiefen Bassklarinetten auch mal die Melodie. Das wechselt sich ab.
Leonhard Skorupa: Gerade bei der letzten Platte wechselt das oft hin und her. Aber tendenziell ist es so, wie Daniel es beschrieben hat.
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Zwischen Spielwitz und politischen Dimensionen von Musik
Was ist für Woody Black 4 Jazz?
Stephan Dickbauer: Für mich persönlich ist Jazz eine Plattform, auf der man sich bewegt, sich verwirklichen, alles Mögliche ausprobieren und verschiedene Einflüsse reinholen kann.
Also eine Form von Offenheit?
Stephan Dickbauer: Genau. Und manchmal sind die Wege im Vorfeld gar nicht so deutlich sichtbar, sondern entwickeln sich dann in unterschiedliche Richtungen. So kann es sein, dass man sich auch mal vom klassischen Jazz entfernt oder wieder dahin zurückfindet. Wobei diese Kategorisierung für mich keine große Rolle spielt.
Leonhard Skorupa: Ich sehe das auch so. Aber es gibt schon bestimmte Komponenten, die wir auch in unserer Musik haben: Zum Beispiel findet sich in vielen Nummern ein gewisser Spielwitz. Damit meine ich keine humoristischen Überlegungen, sondern kontrastreiche Momente und unvorhersehbare Wendungen in der Musik.
Bei Ihrem Konzert im Rahmen des Kick Jazz Festivals im Dezember 2017 wurde es auch politisch, indem O-Töne bestimmter Statements von Politikern und Spoken-Word- bzw. Rap-Beiträge integriert wurden. Dient die Musik für Woody Black 4 auch als künstlerischer Ausdrucksmittel, um gesellschaftspolitische Zustände und Entwicklungen zu reflektieren und zu kommentieren?
Leonhard Skorupa: Mir persönlich ist es schon wichtig, mitunter auch eine gesellschaftspolitische Ebene einzubauen. Ich finde, Jazz ist plötzlich ziemlich unpolitisch geworden. Und da ist es uns schon auch wichtig, gesellschaftspolitische Anliegen zu vermitteln.
Daniel Moser: Wir haben uns nie gezielt über diese Ansätze im größeren Kontext ausgetauscht, sondern das hat sich eben so ergeben. Ich finde das aber auch gut und es dürfte nach meinem Dafürhalten auch ausgeweitet werden. Aber es ist immer noch die Entscheidung eines jeden Einzelnen.
Leonhard Skorupa: Genau. Im Konkreten kam das so zustande, dass ich mir einen Sampler gekauft habe und damit die sich wiederholenden Wortmeldungen eines bestimmten Politikers, die ich bei einer Aschermittwochsrede gehört hatte, parodieren wollte. Damit wollte ich diese absurde Bierzeltrhetorik musikalisch etwas parodieren. Das war die Idee. Und beim Stück mit Jahson The Scientist wurde ich von dem Dokumentarfilm über das Leben von James Baldwin und dabei insbesondere von der poetischen Sprache und der Sprachmelodie inspiriert. Dann habe ich meine Idee Jahson The Scientist vorgestellt, der dann auch gleich Feuer und Flamme dafür war.
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Mr. Bassclarinet bekommt den Fensterplatz
Sie haben mit „Mr. Bassclarinet“ ein eigenes Maskottchen und Logo für die Band kreiert. Davon ausgehend gibt es Animationsvideos sowie ein Visualisierungskonzept für die Bühnenperformance. Ist das der Ausdruck eines erweiterten Kunstverständnisses, um die Musik mit weiteren künstlerischen Inhalten und Ausdrucksformen zu kombinieren und dabei mit Künstlern aus anderen Bereichen zusammenzuarbeiten?
Stephan Dickbauer: Ja.
Inwiefern spielen dabei – nicht zuletzt aufgrund eines damit einhergehenden Aufwandes – auch Marketingüberlegungen bzw. Selbstdarstellung und Imageerzeugung eine Rolle?
Leonhard Skorupa: Es ist immer schwierig, einen roten Faden im Marketing und der Repräsentation einer Band zu finden. Die Idee mit Mr. Bassclarinet geht auf eine Anekdote zurück, weil wir bei Billigflügen für die Bassklarinette immer einen zusätzlichen Sitz buchen müssen. Und das ist dann Mr. Bassclarinet. So ist das entstanden. Dann haben wir gedacht, dass das einfach ein nettes Maskottchen wäre. Das lief zusammen mit Überlegungen, wie wir unsere Musik einem Publikum am besten präsentieren können. Und ein Musikvideo ist bei Instrumentalmusik immer eine zweischneidige Sache, oder?
Daniel Moser: Vor allem hängt das Thema der Musikvideos auch sehr vom Budget ab. Wir können es uns zum Beispiel nicht leisten, einen professionellen Schauspieler für ein narratives Video zu buchen. Da war ein relativ einfach funktionierendes Maskottchen eben eine pragmatische Lösung, um Dinge auch mal mit weniger Budget umsetzen zu können.
Stephan Dickbauer: Interessant ist dabei auch, die Möglichkeiten der neuen Medien zu nutzen, um auch andere Sinne anzusprechen.
Leonhard Skorupa: Ich denke, ein weiterer Faktor ist auch das Prinzip der Langlebigkeit. Mr. Bassclarinet gibt es jetzt und die Episoden können nach Belieben weitergeführt werden. Wir schmieden schon Pläne für die nächste Episode.
Der auf der Website der Band ersichtliche Tourplan beinhaltet mehrere Auftritte bei Festivals im europäischen Ausland. Wie wichtig sind solche Auftritte und die damit einhergehende Möglichkeit, sich auch außerhalb Österreichs zu präsentieren?
Stephan Dickbauer: Das ist sehr wichtig und auch eine Art Ziel für uns, auf Festivalbühnen zu stehen. Der österreichische Markt ist zwar sehr interessant, kennt aber natürlich auch eine Grenze. Vor diesem Hintergrund finde ich es sehr wichtig, mit einer frischen Idee – so wie die eines Bassklarinettenquartetts – auch ins Ausland zu gehen und auf den dortigen Bühnen zu spielen.
Leonhard Skorupa: Wobei sich das ja gleich von Anfang an so ergeben hat.
Stephan Dickbauer: Genau. Den Durchbruch, den wir mit dem Sieg beim European Jazz Contest hatten, war an einen Auftritt beim Jazzfestival in Maastricht gekoppelt. So waren wir gleich zu Beginn im Ausland präsent. Und erst als wir unsere CD-Release-Tour gegeben haben, sind wir in vielen österreichischen Clubs aufgetreten. Aber sonst waren wir eben viel im Ausland unterwegs.
Welchen Einfluss haben dabei beispielsweise die Teilnahme der Band am NASOM-Programm (New-Austrian Sound of Music) oder der Auftritt beim Kick Jazz Festival, bei dem auch mehrere Promoter zu Gast waren?
Stephan Dickbauer: Das ist natürlich eine große Sache, die uns sicher Türen öffnen wird. Wir sind dabei natürlich über alles dankbar, was uns diesbezüglich weiterhilft: Sowohl das NASOM-Programm als auch die Möglichkeit über das Kick Jazz Festival, mit Promotern zusammenarbeiten zu können. Das ergänzt sich und so führt ein Schritt zum nächsten Schritt.
Leonhard Skorupa: Darüber hinaus ist das auch ein Motivationsfaktor, immer Neues zu erschaffen, weiterzudenken und unseren Weg fortzuführen.
Was sind die Pläne für die nähere Zukunft?
Daniel Moser: Es gibt zum Beispiel gerade ein sehr interessantes Projekt, das uns ermöglicht wurde. Dabei geht es um eine Zusammenarbeit mit Maria Hofstätter für ein Projekt im Rahmen des Carinthischen Sommers. Das liefert uns einen neuen Input, der uns viele Möglichkeiten bietet, weiterzudenken. Momentan schreiben wir Musik für dieses Projekt. Die Verbindung zwischen Musik und Literatur ist dabei eine sehr spannende Sache, die wieder ganz neue Möglichkeiten bietet. In diesem Zusammenhang tut es auch gut, Input von außen zu erhalten. Das ist eine Sache, die uns vielleicht auch zukünftig irgendwo hinführen könnte. Ansonsten möchten wir natürlich so viel wie möglich spielen.
Stephan Dickbauer: Daneben haben wir natürlich auch geplant, in absehbarer Zukunft wieder eine CD aufzunehmen.
Leonhard Skorupa: Es gibt auch schon neue Stücke. So sind wir gerade dabei, Schritt für Schritt ein neues Programm zu erarbeiten.
Vielen Dank für das Gespräch.
Martin Schütz
Woody Black 4 – Konzerte 2018
29.04 – 02.05. (tbc) Israel-Palestine Tour (ISR)
25.05. NattJazz Festival / Bergen (NOR)
08.06. Technopolis Jazz Festival / Athens (GR)
09.06. Preveza Jazz Festival / Preveza (GR)
17.06. Carinthischer Sommer / St. Margarethen im Lavanttal (AUT)
24.06. Jazz Point / Linz (AUT)
09.07. International Clarinet Fest / Ostende (BEL)
10.07. Den Hopsack / Antwerpen (BEL)
12. – 13.07. (tbc) Garana Jazz Festival, Garana (ROU)
16.07. (tbc) Philly Joes, Tallinn (EST)
17.07. Saulkrasti Jazz Festival / Saulkrasti (LVA)
10.08. Jazz in the Ruins / Gliwice (POL)
12.08. SlowFest / Suprasl (POL)
29.09. Scarborough Jazz Festival / Scarborough (GBR)