mica-Porträt: Ángela Tröndle

Dass Ángela Tröndle in der Musik ihre große Liebe und auch ihren Beruf finden würde, war eigentlich schon sehr früh klar. Als Tochter von Eltern, die selbst musikalisch sehr aktiv sind (die Mutter ist Cellistin, der Vater spielt Geige und Bratsche), zeigte sich der Weg der 1983 in Salzburg geborenen Sängerin, Pianistin und Komponistin quasi vorgezeichnet. Schon im jungen Alter lernte sie Geige und Klavier, wobei sie sich anfangs musikalisch vor allem in der Klassik übte. Dies änderte sich, als sie eines Tages in der Schule den Jazz für sich entdeckte. Das Feuer für diesen Musikstil war vom ersten Moment an entfacht und es brennt, wie man an ihren vielen erfolgreichen Projekten sehen kann, auch heute noch lichterloh.

Die gebürtige und aktuell in Wien lebende Salzburgerin mit der glasklaren und facettenreichen Stimme zeigt sich in ihrer musikalischen Ausrichtung, in den unterschiedlichsten stilistischen Kontexten und Umfeldern beheimatet. Als eine Künstlerin, die sich in ihrem Tun schon von Natur aus nicht irgendwelchen Einschränkungen unterwerfen will, ist ihr persönlicher Umgang mit der Materie Musik daher ein sehr offener und auch experimentierfreudiger. Berührungsängste sind der sympathischen Sängerin, Pianistin und Komponistin erwartungsgemäß vollkommen fremd. Sie fühlt sich ebenso den verschiedenen Spielformen des Jazz, von den traditionellen bis hin zu den zeitgenössischen, verbunden, wie auch, schon aufgrund ihres eigenen Werdegangs, klarerweise der Klassik und Kammermusik. Genauso aber begeistert sie sich auch für den Pop – die Salzburgerin liebt zum Beispiel die Band Radiohead – und das moderne Singer-Songwritertum, was sich vor allem in ihren neueren Projekten deutlich widerspiegelt.

Wie schon eingangs erwähnt, war Ángela Tröndle quasi von Geburt an fest mit der Musik verbunden. Schon früh lernte die sie das Klavier- und Geigenspielen. Zudem besuchte sie das musische Gymnasium, wo sie in den vielen Chorprojekten auch das Potential ihrer Stimme entdeckte. Die Entscheidung, sich auch im Fach Gesang zu versuchen, fiel in weiterer Folge mit ihrem steigenden Interesse für den Jazz zusammen. Die Salzburgerin bekam eines Tages eine Jazz-CD in ihre Hände, welche sie in den folgenden Monaten rauf und runter hörte. Die Faszination für diesen, für sie neuen Musikstil war also geweckt. Sie begann die Lieder auswendig zu lernen und nachzusingen, bis in ihr schließlich die Entscheidung herangereift war, neben ihrem Instrumentalunterricht auch einen Privat-Unterricht in Jazzgesang zu nehmen. Binnen kürzester Zeit gelang es ihr, sich die gängigen Jazzstandards, Improvisationen und Theorien anzueignen und in Ansätzen ihren eigenen Stil, ihre eigene Sprache zu entwickeln. Die ersten Schritte hin zu einer musikalischen Karriere waren also getan.

Anschließend ging es für die junge Salzburgerin nach Graz, wo sie zwei Jahre lang an der Musikschule ihre Fertigkeiten, die gesanglichen wie auch die instrumentalen, weiter verfeinerte. Nach der Matura 2011 studierte Angela Tröndle zunächst Musikerziehung, bevor sie 2003 an die  Universität für Musik und darstellende Kunst Graz wechselte, um ein Studium in Jazzgesang bei Laurie Antonioli in Angriff zu nehmen. Dieses schloss sie schon nach drei Jahren mit Auszeichnung ab. Nicht minder erfolgreich gestaltete sich auch ihre universitäre Ausbildung in Jazzkomposition und Arrangement bei Ed Partyka.

In die Zeit ihres Studiums, genauer 2005, fällt auch die Gründung ihres ersten eigenen Ensembles Mosaik, mit welcher sie wenig später mit einem Schlag in der österreichischen Jazzszene zu Bekanntheit gelangen sollte. Gemeinsam mit Tino Czihak, Stefan Heckel, Siegmar Brecher und Philipp Kopmajer machte sie sich daran, ihre ganz eigene, nicht den üblichen traditionellen Entwürfen entsprechende Vorstellung des Jazz zu verwirklichen. Was auch im hohen Maße gelang. Die teils euphorischen Reaktionen auf das 2007er Debütalbum „Dedication to a city“ zeigten, dass die junge Musikerin und ihre Kollegen mit ihrem frischen und modernen Sound den Zahn der Zeit getroffen haben. Was folgte, waren ausgedehnte Konzertreisen durch ganz Österreich und Gastspiele bei renommierten internationalen Festivals in unter anderem Mexiko, Kasachstan, Serbien, Griechenland, Italien, Polen, Tschechien und Portugal.

Wie sehr Angela Tröndle, die zwischenzeitlich sich auch als Mitorganisatorin des Jazzwerkstatt Graz Festivals betätigte, immer schon bestrebt war, sich musikalisch weiter zu entwickeln und neu zu erfinden, zeigte sich schon auf dem zweiten Album von Mosaik „Eleven Electric Elephants“. Die Sängerin, Pianistin und Komponistin erweiterte ihr Ensemble kurzer Hand um ein Streichquartett und lenkte den Sound ihrer Stücke auf diesem Wege in eine deutlich kammermusikalischere Richtung. Ein gelungener innovativer Stilwechsel, der erneut mit viel Lob bedacht wurde und die Salzburgerin zu einer der hoffnungsvollsten Musikerinnen der jungen österreichischen Jazzszene werden ließen.

The little band from Gingerland (c) Julia Wesely

Ein musikalisch ganz anderes Kapitel schlug die Salzburgerin dann 2012 im Duo mit der Cellistin Sophie Abraham auf. Gemeinsam als The little Band from Gingerland entwarfen die beiden Musikerinnenauf ihrem Debüt „Time out Time“ einen Sound, in dem sich modernes Liedermachertum, facettenreiche und abwechslungsreiche Vokalkunst, die Verspieltheit des Jazz, die Einfachheit des Pop und experimentelle Elektronik in einer erfrischend unkonventionellen und charmanten Form zu einem spannenden und unterhaltsamen Artpop-Entwurf vereinigten.

Aktuell arbeitet Angela Tröndle am Debüt ihres neuen Projekts L U N A * L A B. Mit dem Musiker und Produzenten Wolfgang Zamastil versucht sich die Sängerin, Pianistin und Komponistin, vielleicht mehr als je zuvor, am Format Lied. Zum überwiegenden Teil akustisch gehalten, überraschen die Songs des Zweiergespanns vor allem wegen ihrer stimmungsvollen Reduziertheit und Unaufgeregtheit. Mit Jazz an sich hat der Sound dieses Duos im Grunde genommen nicht mehr viel zu tun, mehr lässt sich das vorab schon Gehörte einer Version des anspruchsvollen und experimentellen Pop mit Tiefgang zuordnen. Das Album auf jeden Fall soll noch im Laufe dieses Jahres erscheinen.

Wie auch das nun in den Startlöchern scharrende Projekt L U N A * L A B zeigt, Angela Tröndle zählt definitiv nicht zu jenen MusikerInnen, die sich damit zufrieden geben, zeitlebens in derselben stilistischen Positionen zu verharren. Ihre große Neugier und ihr noch größerer Tatendrang beflügeln sie einfach dazu, sich immer auch neuen Herausforderungen zu stellen. Man darf also gespannt sein, wohin die musikalische Reise die Sängerin, Pianistin und Komponistin aus Salzburg in Zukunft noch so überall hinführen wird. (mt)

Link:
http://www.angelatroendle.com