MAX NAGL dokumentiert mit seiner neuen CD (rude noises) seine Arbeiten für und mit Streichquartett und präsentiert dabei eine vielschichtige Musik mit dem KOEHNE QUARTET.
Ein überaus vielseitiger Klangkörper ist das Streichquartett. Ihm gelingt es elegant wie nonchalant, diverse Eindrücke, Atmosphären und Wirkungen zu kreieren. Ein Aufeinandertreffen individueller Stimmen, die sich auf Augenhöhe zum musikalischen Schulterschluss vereinen. Eine derartige Ausgangslage ist der Sache, auf die der sowohl im Jazz als auch im Bereich von Theater, Tanz und Hörspiel umtriebige Saxofonist, Multiinstrumentalist und Komponist Max Nagl sein Augenmerk richtet, sicher nicht abträglich. Dass Max Nagl dabei ausgerechnet die Zusammenarbeit mit dem Koehne Quartet sucht, ist kein Zufall, sondern einerseits das Resultat einer lang zurückreichenden Verbundenheit – so ist nicht zuletzt die Gründerin des Quartetts, Joanna Lewis (Violine), ebenfalls Mitglied im Max Nagl Quintet. Andererseits dürfte für die beiden Parteien ein breites musikalisches Interessenspektrum eine weitere gemeinschaftsstiftende Basis darstellen – blickt das Koehne Quartet nicht nur auf einschlägige Werke von Haydn über Bartók bis Glass in seinem Repertoire, sondern auch auf die Auseinandersetzung mit der Musik von Joni Mitchell und die Zusammenarbeit mit Persönlichkeiten wie beispielsweise Anthony Braxton, Dave Liebman und Dhafer Youssef.
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Eigenkompositionen von Max Nagl im Fokus
Nun steht also das Koehne Quartet im Fokus von Max Nagl – oder umgekehrt. So oder so präsentiert die vorliegende CD, aufgenommen im Frühjahr 2018, durchweg Eigenkompositionen Nagls und offeriert dabei allerdings keinen isolierten Einblick in eine zeitlich verdichtete Schaffensperiode, sondern eröffnet eine Art Rück- bzw. Werkschau (der Arbeit für und mit dem Koehne Quartet). Vor diesem Hintergrund vereint die CD acht Stücke, deren Spieldauer sich von gut zwei bis zu über 16 Minuten erstreckt. Darunter findet sich gleich zu Beginn Nagls erste, vom Koehne Quartet beauftragte Komposition für Streichquartett, die fast auf den Tag genau 20 Jahre vor der hiesigen Aufzeichnung im Porgy & Bess uraufgeführt wurde. Aber auch eine Komposition für das Quartett im Rahmen seines Auftritts als Opener für die Band 5/8erl in Ehr’n und eine Musik, die zwecks eines Konzerts im MUSA begleitend zu einer dortigen Ausstellung im Jahr 2012 geschrieben wurde, finden sich auf der CD. Die unterliegenden Zugänge, Motivationen und Anregungen sind mannigfaltig. Entsprechend wechselvoll präsentiert sich die Ausgestaltung der Stücke, was von lieblichen Wendungen und schwebenden Klangflächen über rhythmische Drives, wuchtige Eruptionen und pointierte Akzente bis hin zu humoristisch gefärbter Beherztheit und zum nervösen Aufschaukeln und Verzahnen der einzelnen Stimmen reicht. Vorrangig trägt das Geschehen die Handschrift des Komponisten Max Nagl, wenngleich neben dem Einsatz diverser Klangerzeuger und -quellen er auch als Interpret mit seinem Saxofon – mal mit rasanten Linien, mal mit expressiven Klangfetzen, mal mit lyrischen Melodien – in Erscheinung tritt. Im Zusammenwirken der einzelnen Kräfte entsteht eine vielschichtige, farbenreiche und zugleich auch aufgeschlossene Musik, die ebenso dazu einlädt, sich schwelgerisch im Klanggeschehen zu verlieren wie ihrem abwechslungsreichen Verlauf konzentriert zu folgen.
Martin Schütz
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