Zwischen Melancholie und Hoffnung – FAREWELL DEAR GHOST im mica-Porträt

PHILIPP SZALAY pflegt mit seiner Band FAREWELL DEAR GHOST den großen Entwurf des Indie-Pop – nur mit dem Unterschied, dass dieser im Fall der steirischen Band gar nicht einmal so offensichtlich großspurig daherkommt, sondern sich vielmehr in einer unprätentiösen Form ausdrückt. Ein Zugang, der – wie der wachsende Erfolg von FAREWELL DEAR GHOST zeigt – viele Fans findet.

An musikalischem Pathos ist grundsätzlich ja nichts Verwerfliches oder Schlechtes, speziell dann, wenn mit diesem auch eine hohe musikalische Qualität einhergeht. Philipp Szalay – der Gründer und Kopf von Farewell Dear Ghost – scheut sich in keiner Weise vor den großen Gefühlen und Gesten und verkörpert diese in seiner Musik auch auf eine sehr eindringliche Art. Gleichzeitig ist er auch keiner, der die spektakuläre und glitzernde Show sucht, vielmehr gibt er sich seit jeher als ein bescheidener, ja fast schüchterner Künstler. Und genau darin liegt vermutlich auch das Geheimnis, dieser bestimmte sympathische Faktor von Farewell Dear Ghost. Der gebürtige Steirer wirkt einfach authentisch, glaubhaft und alles andere als plakativ oberflächlich, wenn er über Themen wie Liebe, Schmerz, Verlust, Sehnsucht und Hoffnung singt.

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Gestartet hat der Grazer Singer-Songwriter Farewell Dear Ghost ursprünglich als Soloprojekt. Mittlerweile – nach unter anderem dem aufsehenerregenden Debütalbum „We Colour The Night“ 2013 und der hochgelobten 2016er-EP „Skin“ – ist dieses durch den Zugang von Andreas Födinger, Alex Hackl und Philipp Prückl zu einer vierköpfigen Band herangewachsen. Mit der erweiterten Besetzung hat sich klarerweise auch der Bandsound verändert. Farewell Dear Ghost klingen in ihren Songs nun deutlich breiter, vielschichtiger und damit auch variantenreicher als noch vor wenigen Jahren. Eine für Philipp Szalay logische und angestrebte Entwicklung, wie er in einem Anfang 2016 erschienenen mica-Interview erläutert: „[…] Stagnation ist uns völlig zuwider. Die Erfahrungen, die du machst, die Dinge, die du erlebst. Das prägt dich ja. Nicht nur als Mensch, sondern auch als Musiker. Also ist eine Weiterentwicklung ein absolut natürlicher Prozess.“

Indiepop mit melancholischer und verträumter Note kunstvoll dargebracht

Farewell Dear Ghost (c) Christoph Liebentritt

Der mit leichten postrockschen Elementen kunstvoll ausgeschmückte Indie-Pop von Philipp Szalay und seiner Band ist einer, der melodiereich mit melancholischer, manchmal trauriger, tiefgängiger und auch verträumter Note schwingt, gleichzeitig aber auch immer eine gewisse Aufbruchsstimmung signalisiert, sich also nicht allein im Wehklagen und Schwarzmalen verliert. Philipp Szalay meint dazu: „Unsere Musik ist ein Symbol für die Dynamik und die Intensität des Lebens. Wir sind nicht nur düster, aber wir sind auch nicht nur fröhlich. Es geht um eine gewisse Grundmelancholie, die einfach hervortritt, weil wir von Haus aus reflektierende Menschen sind. Wir lassen die Sau raus und fühlen uns am nächsten Tag dreckig und haben den Blues. Uns ist es wichtig, etwas zu spüren. Alles intensiv eben. Keine Kompromisse. Wie halt das Leben selbst ist.“

Der Name Farewell Dear Ghost hat sich auf jeden Fall inzwischen auch außerhalb Österreichs herumgesprochen. Philipp Szalay und seine Band waren und sind viel unterwegs. Sie tourten durch Deutschland, Italien, Kroatien und die Schweiz. Mitte 2015 bereisten sie eine Woche lang höchst erfolgreich konzertant China, gleich danach kam dem Vierer die Ehre zuteil, die international bekannte US-amerikanische Alternative-Rock-Band Nada Surf auf ihrer Europatournee zu begleiten. „Wir brennen alle darauf, Konzerte zu spielen und herumzufahren. Was gibt es Schöneres, als fremde Länder zu bereisen, Konzerte zu spielen und dabei mit den besten Kumpels eine verdammt gute Zeit zu haben?“, so der Bandleader über seine Liebe dazu, so viel wie möglich on the road zu sein.

Aktuell stehen für Farewell Dear Ghost die Arbeiten zu Album Nummer zwei an. Erscheinen soll dieses 2017. Der nächste karrieretechnische Meilenstein für die Grazer geht kommenden Jänner über die Bühne. Philipp Szalay, Andreas Födinger, Alex Hackl und Philipp Prückl sind nach Groningen zum Showcase-Festival Eurosonic Noorderslag geladen. Eine perfekte Gelegenheit, sich dem großen internationalen Publikum zu präsentieren.

Michael Ternai

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