
Wenn sich schon einmal drei Musiker solch eines Kalibers wie Herwig Gradischnig (Tenor- und Sopransaxophon), Klemens Marktl (Schlagzeug) und Milan Nikolic (Bass) nicht zwei Mal bitten lassen müssen, in einer Band mitzuwirken, dann darf doch schon angenommen werden, dass es sich, wenn sie es wirklich tun, um ein besonderes Projekt handelt. Dass es die aus Wien stammende Julia Siedl vortrefflich versteht, mit ihrem Instrument umzugehen, weiß die heimische Jazz-Community ja schon lange. Dass sie aber auch als Bandleaderin und Komponistin beste Figur macht, zeigte sich zuletzt auf ihrer im vergangenen Jahr erschienenen CD „Minisawattack“.
Sich nicht auf das Wiedergeben altbekannter Standards beschränkend, will die Wienerin dem Jazz ihre ganz eigene erfrischende Note verleihen. Die von der Pianistin und ihren Kollegen entworfene Klangsprache ist eine, die auf sehr dynamische und kunstvolle Weise die verschiedensten Spielformen und Sprachen des Jazz in sich vereint. Grenzen irgendwelcher Art in der Umsetzung werden klarerweise keine gesetzt. Vielmehr beziehen Julia Siedls Kompositionen ihre Spannung aus der lebendigen Interaktion zwischen ihr und ihren drei Mitstreitern. Sich nicht in einen instrumentalen und solistischen Wettstreit begebend, lässt man sich gegenseitig den notwendigen Raum zur Entfaltung. Auf diesem Wege entstehen im Stil überaus elegante Stücke, die trotz ihrer Komplexität, niemals in Sperrige abdriften und aufgrund ihrer Lebendigkeit immer auch sehr gefällig und zugänglich bleiben. Genau so kann der moderne jazz auch klingen. (mt)
++++
Link:
Julia Siedl