Roman Watschinger ist ein der alten honorigen Herren des heimischen Blues. Inzwischen 60 Jahre alt hat der Sänger mit der rauen und gebrochenen Stimme in seinem Leben bereits viel erlebt, die Höhen, wie die Tiefen, die glücklichen und weniger glücklichen Momente. Er hat einiges zu erzählen und tut dies über seine Lieder auf eine eindringliche und zugleich aber auch sehr lässige Weise. Anders als viele seiner Kollegen verschlägt es ihn aber keineswegs in die Traurigkeit, ganz im Gegenteil, in seinen Songs schwingt immer ein Maß an Grundoptimismus mit, ein positiver Grundtenor, der die dunklen Dinge letztlich dann doch nicht so ausweglos und düster erscheinen lässt. Man darf die Hoffnung eben nur nicht aufgeben. Das neue Album „New Time Coming“ (Sowiesound Records) seiner Band Blues `N` Lovers ist ein schönes Beispiel dafür, dass es auch mit wenigen Mitteln und einer direkten Einfachheit möglich ist, Stimmung und Atmosphäre zu erzeugen. Wiewohl sich der Sänger exzellente Musiker der jungen heimischen Jazzszene in seine Band geholt hat, erklingt die Musik in keinster Weise überproduziert oder künstlich verspielt. Sie kommt auch den Punkt und vermittelt auf erfrischend unaufgeregte Art das Bild, das vermutlich so und nicht anders in den 70er Jahren in einem Wiener Vorstadtbeisl vorherrschte. Viel authentischer geht es einfach nicht.
Das besonders Schöne an dieser Veröffentlichung ist, dass wirklich nichts, aber auch rein gar nichts irgendwie aufgesetzt oder gekünstelt wirkt. Von dem Moment an, an dem Roman Watschinger seine Stimme zu den ersten Noten erhebt, stellt sich ein Gefühl von Ehrlichkeit, Unmittelbarkeit und Originalität ein. Auch weil von allen Beteiligten der Wunsch nach irgendeiner Art von Perfektion bewusst hintangestellt wird. Die Band bestehend aus Herbert Könighofer (Saxophon, Gitarre), Philipp Nykrin (Piano, Orgel), Andreas Lettner (Schlagzeug, Percussion) und Kris Jefferson (Bass) spielt einfach drauf los, verzichtet auf Experimente und rückt die Originalität ihres ursprünglich aus Niederösterreich stammenden Frontmannes stimmungsvoll, versteckt facettenreich und manchmal auch mit schräger Note in den Vordergrund.
Den Blues so richtig amerikanisch, mit 70`s Orgelklängen versetzt und mit etwas Wienerischem garniert zelebrierend, lassen Sänger Roman Watschinger und seine Blues `N` Lovers auf diesem Wege Nummern entstehen, die sich Aufgrund eben dieser Unaufgeregtheit in die Tiefe entfalten und Emotionen wecken. Und das in den leichtfüßig beschwingten Passagen ebenso, wie in den ruhig und langsamen Momenten. „New Time Coming“ macht einfach Spaß, berührt und überzeugt, weil es eben allen glatten Anstrich vermissen lässt. Die Nummern haben Charme, etwas unsauberen zwar, aber genau dieser Umstand macht auch ihren Reiz aus. Kurz: ein Album, das nicht nur ausgewiesenen Blues-Liebhabern ans Herz gelegt sein soll. (mt)
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