Unten im Keller werkt Martin Siewert in seinem Tonstudio, daneben im großen Proberaum bereiten sich die Nifty’s auf weitere Schandtaten vor, das heißt für Peter Kutin, dass vorerst an eine Arbeit an seinen Studiogeräten nicht zu denken ist. Gleiches gilt für den Fall, wenn KollegInnen wie Susanna Gartmayer, Katharina Ernst oder Max Bogner hier in der Garnisongasse 7 im 9. Wiener Gemeindebezirk proben. Macht aber nix, sagt Kutin, weil ohnedies alle ihre Arbeit aufeinander abgestimmt machen.
Peter Kutin, der den Weg vom gelernten Gitarristen zum Elektroniker und Soundarchitekten und -designer gegangen ist, kommt soeben zurück aus den kurdischen Gebieten in Syrien, wo er für einen Dokumentarfilm von Fritz Ofner auf der Suche nach Klangmaterial war. Weitere Studioauftragsarbeiten, mit denen Peter Kutin sein Geld verdient, ereilen ihn regelmäßig von Regisseuren wie Nikolaus Geyrhalter und Daniel Hösl, aber auch vom Österreichischen Filmarchiv, deren historische Aufnahmen Kutin mit der passenden Tonspur hinterlegt.
Wirklich wichtig ist Kutin seine Arbeit mit dem Titel Desert Sound. Field Recordings aus der Atacama-Wüste in Chile, der trockensten von allen, mischt er – in Verbindung mit Foto- und Videoaufnahmen – zu einer Komposition, die er auch live anbietet. Und zwar in einem möglichst dunklen Raum, sagt er, in dem sich seine Sounds und die sparsam eingesetzten Illustrationen am besten entfalten. Der Desert Sound wurde u.a. vom Radiosender WDR3 ausgestrahlt (http://www.wdr3.de/musik/akustischekunstbeiwdr3/atacama104.html).
Im Wesentlichen arbeitet Peter Kutin mit Klangprojektionen, mit Stücken für Räume, deren Aufführung ihm wichtiger ist als ihre Dokumentation auf Tonträgern, erst recht in Tonträgerkrisenzeiten wie diesen. So bereitet er in unseren Breiten Desert Sound zusammen mit Florian Kindlinger auf. Dennoch sollte demnächst seine zweite Soloplatte (wie schon seine erste auf valeot) erscheinen, zudem ist eine Trioplatte mit dieb13 und Bernd Thurner auf burmesischem Instrumentarium geplant. Auch eine filmische Kooperation mit Billy Roisz steht in Peter Kutins Planquadrat. Auch darin wird es ihm darum gehen, ein neues Format im Zusammenspiel von Bild und Ton zu entwickeln.
Solo-Auftritte, das zweite künstlerische Standbein Kutins, absolviert Kutin vorwiegend mit E-Gitarre und Laptop. Für die flächigen Soundscapes, die er dabei entwickelt, hatte er immer schon eine Schwäche, sagt er im mica-Gespräch mit Andreas Fellinger. Gebucht wird er dafür freilich öfter im Ausland als daheim. Große Festivals in Chile und in Rumänien nennt er stellvertretend dafür. Eines der raren Heimspiele gibt er im Zuge der valeot-Geburtstagsfeierlichkeiten am 16. April im rhiz. Und am 27. April spielt er im Duo mit Andreas Trobollowitsch in den Amann-Studios. „Nach zehn Jahren beatloser Musik“, wie Kutin betont, ist er Teil eines ungewönlichen rhythmischen Konzepts, und zwar in der Band Shrack mit David Schweighart und Stefan Fraunberger. Grundsätzlich gilt für Peter Kutin: „Ich mache nur mehr Sachen, die mir selber richtig taugen.“ Nachsatz: „Nur ab und zu muss man halt Kohle verdienen.“
Termine:
27. April: Amann-Studios, Duo mit Andreas Trobollowitsch
http://kutin.klingt.org/