Eine der wohl bedeutendsten musikalischen Institutionen des heimischen Undergrounds feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Die Linzer Formation Fuckhead, deren provokativ-aktionistischer Zugang nicht selten die Meinungen gespalten und die Wogen hochgehen hat lassen, ist längst auch außerhalb der heimischen Grenzen als Wegbereiter für die extreme Performancekunst anerkannt, weil sie es eben immer auch geschafft hat, sich über die Zeit stets neu zu erfinden. Wie sich die Linzer Truppe anno 2013 anhört, verrät die eben erschienene Digital EP “Avoid nil” (Noise Appeal Records), die im Rahmen des Jubiläums-Konzertabends am 29. Mai im Wiener WUK präsentiert wird.
Fuckhead sind, in welcher ihrer Schaffensphasen auch immer, stets den eigenen Weg gegangen. Den puren Aktionismus der legendären Wiener Band Drahdiwaberl um ein Vielfaches an die Spitze treibend, praktiziert die Linzer Truppe nun schon seit einem Vierteljahrhundert auf ihre unvergleichliche Art den künstlerischen Nonkonformismus. Auftritte und Performances der sich rund um den Frontmann Didi Bruckmayr scharrenden Formation sind in der Regel an Brachialität, Intensität, Ekstase und Körperlichkeit kaum zu überbieten, sie verstören, faszinieren und polarisieren, wie es nur wenige andere tun. Was Didi Bruckmayr, Siegmar Aigner, Didi Kern und Michael Strohmann zelebrieren, sind der bewusste und exzessive Bruch mit jeder Art des guten Geschmacks, sowie das übertriebene und kontroversielle Spiel mit allen möglichen machoiden Männlichkeits-Klischees. Die Leute sollten vor den Kopf gestoßen und mit etwas konfrontiert werden, das es in dieser stark überzeichneten Form nicht allzu oft zu sehen und erleben gibt.
Musikalisch vom Techno und Ambient über alle möglichen elektronischen Formen des (Industrial) Krachs bis hin zu den verschiedenen Spielformen des härtesten Rock quasi das gesamte Spektrum der stilistischen Nischen bespielend, ist der Zugang der im Jahre 1988 gegründeten Linzer Formation, die inzwischen in der ganzen Welt herumgekommen ist, ein allen herkömmlichen traditionellen Dogmen und Definitionen widerlaufender. Vielmehr als sich Fuckhead je auch nur irgendwie den Zwängen des Mainstreams oder anderen Erwartungshaltungen unterworfen haben, rückten sie von Beginn an die künstlerische Eigenwilligkeit, Unangepasstheit und die Freiheit, genau das zu tun, wozu sie gerade Lust haben, in den Mittelpunkt ihres Tuns. Und diese finden in einem Sound ihren Ausdruck, der jeglicher musikalischen Kategorisierung enthoben, einfach als extrem umschrieben werden kann.
Das Konzert im Wiener WUK bietet eine hervorragende Gelegenheit, sich in geballter Form mit dem Schaffen dieser eigenwilligen Formation auseinanderzusetzen. Auch wenn Fuckhead inzwischen 25 Jahre am Buckel haben, kann man dennoch mit einem hochenergetischen Spektakel rechnen. Kennt man die vielen anderen aktuellen Projekte der Beteiligten, weiß man, dass Didi Bruckmayr und seine Kollegen ihre Kreativität und Spirit bis zum heutigen Tag nicht verloren haben. (mt)
Fuckhead