Parkwächter Harlekin – Die Unentschlossenheit der Türen

Der Wiener Parkwächter Harlekin bringt mit „Die Unentschlossenheit der Türen“ (Problembär Records/Seayou Records) am 25.Oktober sein zweites Album auf den Markt und beweist damit einmal mehr, wie vielseitig Hip-Hop ist und wie wenig er sich um Genre Konventionen schert.

Warum sollte er auch, hat er doch, außer der gemeinsamen Sprache, wenig mit Rüpel Rappern wie Sido und Konsorten gemein. Was der Parkwächter hier präsentiert hat nichts, einfach gar nichts mit den Branchenüblichen Schwanzvergleichen und Verbalausfällen seiner Kollegen zu tun. Vielmehr sprudelt er auf seinem neuen Album nur so vor tiefgründigen Texten. Sonst wäre für den Parkwächter wahrscheinlich auch kein Platz bei seinem Label Problembär Records, das sonst eher für Alternative-Poeten à la Nino aus Wien oder Das Trojanische Pferd bekannt ist. Der Wiener fügt sich nicht nur nahtlos in diese illustre Reihe ein und er bereichert das Label sogar um eine Facette.

Musikalisch wird es auf „Die Unentschlossenheit der Türen“  um einiges eingängiger und konventioneller als auf seinem Vorgänger. Ein bisschen vertrackt bleiben sie aber, die Beats vom Parkwächter. Das ist aber nicht weiter störend, im Mittelpunkt stehen sowieso die Texte, und die haben es in sich. Geistreich, pointiert und wunderbar selbstironisch werden hier Bilder von isolierten Individuen im Zeitalter des Neoliberalismus gezeichnet und mit dem Zirkus sogleich ein gegengerichteter Lebensentwurf präsentiert.
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Die erste Singleauskopplung (Der Zirkus ist) „In der Stadt“  ist eine wienerisch lakonische Reminiszenz an frühere, anscheinend bessere Zeiten vor Digitalisierung, Globalisierung und Emanzipierung. Beim Zirkus zu sein, das ist für Parkwächter Harlekin zwar ein aus der Zeit gefallener, dafür aber unabhängiger Lebensstil. Alles nicht ganz ernst gemeint und außerdem noch in eine eingängige Hook-Line verpackt. Das ist schon eine ziemlich außergewöhnliche Kombination, die da gelungen ist!
„In der Stadt“ ist allerdings der Ausreißer in einem eigentlich relativ melancholisch-depressiv gehaltenem Album. Oft geht es um Hoffnungslosigkeit und Isolation. „Es treibt uns hinfort wie Herbstlaub bei Gewitter, Abschied ist süß aber Vergessen werden ist bitter…“  textet er  in „Wolkenvorhang“. Was er mit dem Zirkus, der hier weiterzieht meint, bleibt offen wie vieles in seinen Texten. Gerade deswegen lohnt es sich aber „Die Unentschlossenheit der Türen“ am besten mehrmals anzuhören!
Präsentiert wird das Album am 26.10 im Shelter in Wien, Digital kann es jetzt schon hier erworben werden.
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